Vmware Workstation Version 5.5

Virtuelle Welten

9. April 2006, 23:35 Uhr | Sven Ahnert/mw Der Autor betreibt die Website vmaschinen.de.

Die Emulationssoftware Vmware bildet auf einem einzigen PC mehrere Rechner samt RAM, CPU und Festplatten nach. In diesen so genannten virtuellen Maschinen können unabhängig voneinander verschiedene Betriebsysteme laufen. Selbst komplexe Testumgebungen lassen sich so auf einem einzigen PC aufbauen. Die Workstation-Variante ist mittlerweile in der Version 5.5 erschienen.

Helpdesk-Mitarbeiter, Techniker und Entwickler, die immer wieder Testumgebungen mit mehreren
Rechnern und anderen Betriebssystemen benötigen, wissen die Vorteile virtueller Maschinen schnell
zu schätzen. Umständliches Booten verschiedener Partitionen und der Rechnerpark am Arbeitsplatz
gehören endlich der Vergangenheit an. Paralleles Arbeiten mit Win-dows und Linux auf ein und
demselben Host-PC wird plötzlich problemlos möglich. Einfaches Zurücksetzen fehlgeschlagener Tests
dank Snapshots, unkompliziertes Transportieren der virtuellen Maschinen auf andere Rechner und der
Aufbau komplexer Netzwerke ganz ohne Kabelverhau – das sind weitere Vorteile gegenüber echten
Test-PCs.

Vmware rüstete bereits Anfang des Jahres seine Software in der Version 5 um wichtige Features
auf und erweitert mit dem aktuellen Release 5.5 die Funktionalität nochmals.

Allgemeines

Vmware Workstation 5.5 lässt sich auf Windows- oder Linux-Hosts installieren. Als Wirtsrechner
werden auch 64-Bit-Systeme unterstützt. Als minimale Hardwarevoraussetzungen empfiehlt Vmware immer
noch eine 500-MHz-CPU und 256 MByte RAM. Sinnvollerweise sollte der Host allerdings über eine CPU
ab 1 GHz und mindestens 500 MByte RAM verfügen, um vernünftig mit aktuellen Betriebsystemen in den
VMs arbeiten zu können.

Als Gastsystem in den virtuellen Maschinen läuft von BSD und Linux über Novell Netware bis zu
Windows fast alles außer OS/2. Eine detaillierte Übersicht liefert die Vmware
Kompatibilitätsliste:

www.Vmware.com/pdf/ GuestOS_guide.pdf

Neu in der aktuellen Version 5.5 ist die Unterstützung von 64-Bit-Gastsystemen, wie Windows
Server 2003 x64 Edition SP1. Allerdings gibt es hier einige Voraussetzungen zu beachten, was die
Prozessor-Revision der Host-CPU betrifft, da die ersten 64-Bit-CPUs den so genannten "Segmentation
Support" nicht ordentlich beherrschten. Ein Prozessor-Check-Utility ist auf der Webseite von Vmware
zum kostenlosen Download verfügbar, um schon im Vorfeld die Kompatibilität seiner CPU zu
testen:

www.Vmware.com/support/ws55/doc/releasenotes_ws55.html#bb_64

Tool:

www.Vmware.com/download/ws/

Auch unter 32-Bit-Systemen verspricht Vmware weitere Verbesserungen an der Geschwindigkeit und
am Speichermanagement der virtuellen Maschinen.

Virtual SMP

Ein interessantes Feature der aktuellen Version 5.5 ist die experimentelle Unterstützung von
Dual-CPUs in den Gästen. Diese Funktion war bisher nur für Nutzer des ESX-Servers als
kostenpflichtiges Zusatzprodukt "Virtual SMP" verfügbar. Jetzt können Entwickler ihre Produkte auch
auf Multiprozessorumgebungen in virtuellen Maschinen unter Vmware Workstation testen. Dabei spielt
es keine Rolle, ob im Host nur eine Single-CPU mit Hyperthreading, beziehungsweise ein
Dual-Core-System, oder ein vollwertiges Multiprozessor-Board mit zwei CPUs den Dienst verrichtet.
In einer VM werden dabei maximal zwei CPUs unterstützt, gleichgültig wie viele im Host verfügbar
sind.

Oberfläche

An der Oberfläche der Workstation 5 hat sich für Windows-Nutzer auf den ersten Blick nichts
Entscheidendes geändert, die neuen Menüfunktionen sind schnell gefunden. Neben den bisher möglichen
Screenshots können vom Geschehen in der VM zum Beispiel auch Videos mitgeschnitten werden, etwa für
Demos oder Schulungen. Verschiedene Buttons, wie Power, Revert und Snapshot, lassen sich endlich
ausblenden, um ein versehentliches Betätigen zu verhindern.

Unter Linux als Host-System wurde die GUI überarbeitet und angeglichen. Seit der Version 5.5
passen sich nun zum Beispiel die Bildschirmauflösungen der Gäste automatisch an das Vmware-Fenster
an, wie es unter Windows schon seit der Version 5 üblich ist.

Snapshots

Die interessantesten Neuerungen der Version 5 gegenüber dem Vorgänger Workstation 4 liegen
sicherlich im verbesserten Umgang mit Snapshots, Klone und Teams von virtuellen Maschinen. Vor
allem Anwender mit komplexen Testszenarien, werden die deutlich erweiterte Funktion der so
genannten Snapshots begrüßen.

Mit einem Snapshot wird der gegenwärtige Zustand einer VM, also Platteninhalt und
Laufzeitzustand inklusive RAM, in Sekundenschnelle komplett gesichert. Danach kann man jederzeit
wieder mittels Revert zu diesem Stand zurückkehren. So lassen sich fehlgeschlagene Tests und
zerstörte Konfigurationen mit einem einzigen Mausklick bereinigen.

Leider konnte bis zur Version 4 in jeder VM immer nur genau ein Snapshot existieren. Man musste
sich entscheiden, die gemachten Änderungen mit einem Revert endgültig zu verwerfen oder mit einem
erneuten Snapshot unwiderruflich festzuschreiben.

Seit Version 5 können beliebig viele Snapshots zu unterschiedlichen Zeitpunkten angelegt werden.
zum Beispiel Nummer eins nach der sauberen Grundinstallation des OS in der VM, Nummer zwei nach dem
ersten Service-Pack, Nummer drei nach einem bestimmten Patch.

Dabei kann jederzeit zu einem beliebigen Snapshot gewechselt werden, ohne nachfolgende Snapshots
zu entfernen. So wird es möglich, in der VM eine Software vor und nach einem bestimmten
Service-Pack zu testen.Genauso ist es denkbar, während der Installation eines Systems mehrere
Wiederanlaufpunkte zu setzen. Diese lassen sich dann beliebig aktivieren, um bestimmte Schritte zu
wiederholen, ohne gleich komplett von vorn beginnen zu müssen.

Eine gelungene grafische Übersicht mit Miniaturansichten der Virtuellen Maschinen, erleichtert
die Navigation zwischen den verschiedenen Systemzuständen, die so eingefroren wurden.

Klonen

Eng mit den Snapshots verbunden ist die Unterstützung zum komfortablen Klonen von virtuellen
Maschinen. Wollte man bisher eine fertig installierte VM als Vorlage für weitere Klone verwenden,
musste man zeit- und platzaufwändig die virtuellen Platten komplett kopieren. Seit der Version 5
übernimmt das Klonen ein praktischer Wizard. Die größte Neuerung sind dabei die so genannten "
linked Clones". Im Gegensatz zum "full Clone" wird nicht die VM komplett kopiert, sondern es wird
schnell und Platz sparend eine parallele VM erstellt, die die gleiche virtuelle Platte verwendet.
Dennoch kann diese neue VM unabhängig gestartet und auch verändert werden, da alle Schreibzugriffe
in eigenen Redo-Logs gepuffert sind.

Damit ist in wenigen Sekunden eine komplette Testumgebung aus mehreren gleichen, fertig
installierten Rechnern zusammengeklickt. Genauso können Basisinstallationen verschiedener
Betriebssysteme und Service-Pack-Versionen im Netz abgelegt werden, mit denen dann mehrere
Mitarbeiter gleichzeitig arbeiten können. Die notwendigen manuellen Tätigkeiten im Betriebssystem
der Klone wie Vergabe einer neuen IP-Adresse, Rechnernamen oder SID übernimmt der Wizard allerdings
noch nicht.

Teams

Die entstandenen geklonten oder neu angelegten VMs können mit einem weiteren Feature der Vmware
Workstation 5 zu so genannten Teams zusammengefasst werden. Diese Teams startet der Administrator
mit nur einem Mausklick gemeinsam, beendet oder versetzt sie in den Suspend-Modus. Leider vermisst
der Systemverwalter die Möglichkeit, auch einen gemeinsamen Snapshot anzulegen, um so das gesamte
Testnetz in seinem Zusammenhang zu sichern. Als wichtige Besonderheit lassen sich für Teams interne
Netze konfigurieren, bei denen Parameter wie Bandbreite oder verlorene Pakete eingestellt werden
können, um etwa 56-kBit-WAN-Verbindungen und schlechte Leitungsqualitäten zu simulieren. So ist
schnell ausprobiert, wie es sich "anfühlt", wenn ein Surfer über Modem auf die neu erstellte
Webseite zugreifen muss.

Pferdefuß

Einen großen Wermutstropfen haben die genannten Funktionen allerdings: Sie stehen nur bei neu
angelegten VMs zur Verfügung. Vorhandene VMs aus Vorgängerversionen müssen erst aktualisiert
werden. Dieser Vorgang ist unumkehrbar, und man verliert dabei die Kompatibilität zu anderen
Vmware-Produkten. Es ist zwar möglich, eine VM aus älteren Versionen als so genannte "
Legacy-Maschine" auch unter Workstation 5 zu betreiben. Dabei fehlen aber nicht nur die neuen
Komfortfunktionen, zu allem Übel können keine Snapshots mehr gesetzt oder verworfen werden. Hier
steckt man schnell in einer Zwickmühle. Kann man die VM nicht aktualisieren, weil sie noch auf
anderen Versionen verwendet wird, dann muss man komplett auf Snapshots und Revert verzichten.
Erstellt man dagegen kompatible VMs, so laufen diese Maschinen auf keinem anderen Vmware-Produkt,
wie GSX-Server, ACE oder Workstation 4. Hier hilft nur ein Image der virtuellen Platte innerhalb
der VM und Zurückspielen in einer kompatible Version, zum Beispiel mit Ghost oder Acronis.

Zusatz-Tools

Vmware ergänzt sein Produkt mit einigen sehr nützlichen Zusatz-Tools. Ganz aktuell ist der
Vmware Player. Diese kostenlosen Runtime-Version ermöglicht es, fertig konfigurierte VMs
weiterzugeben und uneingeschränkt zu betreiben. Die Oberfläche des Players lässt dabei allerdings
nicht viel mehr zu, als die Funktionen Start, Stop und Suspend. Es können keine
Konfigurationsänderung oder Snapshots gemacht werden, und ein Erstellen neuer VMs ist nicht
möglich. Der unscheinbare Player eröffnet allerdings ungeahnte Möglichkeiten: Entwickler können
damit komplett konfigurierte Testumgebungen auf DVD zum Kunden schicken – Instant-Evaluierung zum
sofort los legen. Oder fertig installierte Appliances, wie zum Beispiel Web- oder Mailserver,
können perfekt vorbereitet und verteilt werden. Alles ohne Lizenzkosten für Vmware. Als weiteres
Zusatz-Tool kommt seit der Version 5 der "Vmware Virtual Disk Manager" mit, der das Erstellen,
Konvertieren, Defragmentieren und Vergrößern virtueller Platten mittels Kommandozeile
ermöglicht.

Der bisher separat zum Download verfügbare "Virtual Machine Importer", der VMs aus MS Virtual PC
oder Virtual Server in Vmware-kompatible Maschinen konvertiert, ist ab der Version 5.5 schon mit
dabei. Es lassen sich nun sogar Ghost- und Symantec Livestate-Images in einer VM verwenden.

Vmware Workstion 5 ist ebenfalls bereits mit einem Kommandozeilen-Interface ausgestattet. Damit
können VMs aus Batch-Dateien heraus gestartet oder beendet werden. Seit Version 5.5 lassen sich nun
auch Snapshots per Kommandozeile setzen und verwalten.

Das "Vmware-Diskmount-Utility", das virtuelle Platten direkt am Host mountet und einen direkten
Zugriff auf die enthaltenen Daten auch ganz ohne Vmware erlaubt, steht weiterhin zum separaten
Download bereit.

(auch 30-Tage-Evaluierung):

www.Vmware.com/download/ws/

Fazit

Vmware Workstation 5.5 hängt in puncto Funktionsumfang vorhandene Mitbewerber wie MS Virtual PC
oder Serenity Virtual Station und Paralleles deutlich ab. Vor allem für professionelle Anwender wie
Entwickler oder Techniker bietet die neue Version Funktionen, von denen man auf realen Rechnern nur
träumen kann. Leider ist ein Upgrade mit dem Verlust der Kompatibilität zu anderen Vmware-Produkten
verbunden. Der gewonnene Funktionsumfang gegenüber der Version 4 dürfte diesen Nachteil aber
wettmachen.


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