Zentrales Portal für alle Applikationen
Damit Anwender effizient auf bereitgestellte Anwendungen zugreifen können, bieten Hersteller häufig eigene Webportale. Diese eignen sich allerdings nur für die jeweils eigene Technik. Setzen Unternehmen Virtualisierungslösungen mehrerer Anbieter ein, wollen sie oft ein zentrales Webportal für alle Anwender bereitstellen. Ein solches Portal für den Zugriff auf zentralisierte Anwendungen und Terminalserverfarmen ist das Visionapp Application Center (VAC).
VAC bietet auf Basis der Internetinformationsdienste (IIS) von Windows Server 2000/2008 eine zentrale Weboberfläche für veröffentlichte Anwendungen. Dabei unterstützt die Lösung allerdings leider keine weiteren Webserver wie zum Beispiel Apache. Unternehmen, die VAC einführen wollen, müssen daher zumindest für diesen Part der IT-Infrastruktur auf Microsofts Webserver setzen.
Neben Windows-Terminalserverfarmen und Softgrid unterstützt VAC auch Citrix. So können Unternehmen ein zentrales Portal für alle freigegebenen Applikationen zur Verfügung stellen. Die Daten des Portals speichert VAC in einer SQL-Datenbank. Auch die kostenfreie SQL Express Edition unterstützt die Lösung, daher müssen Unternehmen nicht gleich einen vollwertigen SQL-Server betreiben.
Anpassungsfähig
Das Design der Oberfläche ist anpassungsfähig: Jedes Unternehmen kann sein eigenes Design erstellen und integrieren. Die verschiedenen Funktionen wie veröffentlichte Anwendungen, Kalender oder weitere Funktionen lassen sich als eigene Webparts durch den Administrator definieren. Dieser erstellt dann auch eine Standardansicht für alle Anwender. Die Benutzer können aber das Aussehen ihrer Webseite auch selbst anpassen.
Welche Webparts mit den einzelnen hinterlegten Anwendungen die Benutzer sehen, hängt von den Berechtigungen ab. Diese lassen sich gezielt für einzelne Benutzer, Gruppen oder IP-Adressen festlegen. Dabei unterstützt die Anwendung auch das Active Directory. Nur berechtigte Benutzer sehen die einzelnen Webparts mit den hinterlegten Anwendungen. Die Anwender können durch die Flexibilität der Oberfläche ihre wichtigsten Anwendungen selbst einbauen und weniger verwendete ausblenden. Das erhöht die Effizienz, und die Benutzer müssen ihre Anwendungen nicht erst suchen.
Allerdings sollten Unternehmen auch beachten, dass die Bedienung der Oberfläche viele Anwender auch verwirren kann. Die Anwendung bietet sehr viele Möglichkeiten, die Webseite anzupassen. Dies kann ungeübte Anwender schnell verwirren. Darum kann es durchaus besser sein, eine feste Oberfläche vorzugeben und nur Anwender für die Anpassung freizuschalten, die mit der Webseite zurechtkommen.
Konfiguration der Oberfläche erfordert Einarbeitung
Auch Systemverwalter sind mit der Konfiguration der Oberfläche schnell überfordert. Zwar gibt verschiedene Assistenten und Hilfen; wer aber alles aus der Oberfläche herausholen und diese perfekt an die eigenen Bedürfnisse anpassen will, muss sich mit der Konfiguration länger auseinandersetzen oder sich von einem Experten beraten lassen. Neben der Möglichkeit, verschiedene Webparts mit unterschiedlichen Anwendungen und Berechtigungen zu erstellen, lassen sich zum Beispiel auch verschiedene Standardanwendungen automatisch starten.
Die Oberfläche des Webportals macht bereits in den Standardeinstellungen einen aufgeräumten Eindruck - auch wenn Webparts wie Geburtstagserinnerungen eher Spielereien sind, die unnötigen Platz in der Oberfläche verbrauchen. Besser wäre hier eine echte Integration der Sharepoint Services und von Exchange oder Lotus Notes. Diese Bereiche lassen sich aber über eigene Programmierung oder Webparts einfügen.
Die Weboberfläche ermöglicht neben dem Start von veröffentlichten Anwendungen auch die Verbindung zu lokalen Applikationen, Weblinks oder Informationen im Intra- und Internet. Die angezeigten Applikationen lassen sich von den Anwendern genauso selbst definieren wie weitere Einstellungen der Startseite. Rechte dazu lassen sich natürlich delegieren.
Breite Plattformunterstützung
Neben Terminalservern unter Windows Server 2003 unterstützt VAC auch bereits Windows Server 2008 Terminalservices und die neue Remoteapp-Funktion des 2008er-Betriebssystems. Diese haben die gleiche Funktion wie die veröffentlichten Anwendungen bei Citrix. Unternehmen, die beide Techniken einsetzen, müssen für die Anwender auch jeweils eigene Webplattformen oder andere Möglichkeiten des Zugriffs vorhalten. Durch VAC erhalten solche Firmen den Vorteil einer zentralen Plattform für alle Anwendungen. Für mobile Anwender interessant ist die Möglichkeit, über das Webportal auf Dateifreigaben innerhalb des Netzwerks zuzugreifen. Visionapp liefert dafür eine eigene Authentifizierungsfunktion, doch dazu später mehr. Neben den veröffentlichten Anwendungen (Citrix) und Remoteapps (Windows Server 2008) unterstützt VAC auch die Terminalserver-Gateways von Windows Server 2008 und das Citrix-Access- und Secure-Gateway.
Unternehmen, die eigene Programmierer einsetzen, erhalten durch das vollständig dokumentierte API die Möglichkeit, auch komplexe eigene Webparts zu erstellen. Allerdings ist hier natürlich der Sinn für jede Anwendung erst zu prüfen: Je komplexer die Infrastruktur und die Anforderungen sind, desto höher ist auch der Verwaltungsaufwand.
Der klare Fokus von VAC liegt in der Homogenisierung des Anwenderzugriffs auf Terminalserverfarmen oder virtualisierte Anwendungen. Zwar liefert Visionapp einen Assistenten, mit dem Systemverwalter eine Ersteinrichtung vornehmen, allerdings spielt VAC erst dann seine Vorteile aus, wenn die Oberfläche und Webparts optimal an Unternehmen und Benutzer angepasst sind.
Anpassung des Aussehens per Layout-Designer
Mithilfe des Assistenten binden Unternehmen VAC zunächst an eine bestehende Terminalserverfarm an. Zur Anpassung des Designs gibt es den Layout-Designer, über den man die meisten Einstellungen wie Farben und Logos an das Unternehmen anpassen kann. Unternehmen, die tiefergehende Anpassungen wünschen, können diese per C# selbst programmieren. Eine weitere Möglichkeit ist der Export des kompletten Designs. Dieses lässt sich dann anpassen wie andere Webseiten. Das exportierte Design kann man sogar nach außen an einen Webdesigner übergeben und nach der Bearbeitung wieder in VAC importieren. Da VAC hauptsächlich für größere Unternehmen gedacht ist, unterstützt die Lösung auch mehrsprachige Designs.
Neben den Standardserverlösungen unterstützt VAC auch kompliziertere Gateway-Konfigurationen von Windows Server 2008 oder Citrix. Allerdings müssen Systemverwalter bei komplexen Umgebungen Einstellungen im Webinterface von VAC vornehmen. Wenn Unternehmen das Portal über das Internet zur Verfügung stellen wollen, müssen Systemverwalter vor allem auf die Sicherheit bei der Anmeldung achten. Hier bietet Visionapp die Lösung "Secure Login" an.
Erreichbarkeit und Hochverfügbarkeit
Diese Erweiterung ist in allen Editionen von Visionapp Workspace Management enthalten. Sie bietet zum Beispiel die Möglichkeit einer zertifikatsbasierten Authentifizierung. Dazu arbeitet die Funktion mit einem Microsoft ISA Server und für die Authentifizierung im Netzwerk zudem mit dem Active Directory zusammen. Alle Objekte des Portals - also Webparts, Dashboards und Anwendungsfarmen - lassen sich mit Berechtigungen und Zugriffsregeln belegen.
Unternehmen, die die Anbindung externer Clients über das Internet einrichten und parallel internen Anwendern die Verbindung bieten, können parallel zu Visionapp Secure Login die direkte Authentifizierung am Portal ermöglichen. Der Datenverkehr über das Internet läuft dann über den ISA-Server mit aktiviertem Secure Login, der interne Datenverkehr direkt über das Active Directory. Für hochverfügbare Lösungen kann man eine Webserverfarm aufbauen. Fällt ein Server aus oder ist er überlastet, übernehmen die anderen die Authentifizierung und die Bereitstellung des Portals.
Zentrale Verwaltungoberfläche für die Infrastruktur
Mit der Verwaltungsoberfläche von VAC managen Systemverwalter die Einstellungen der Benutzerkonten im Active Directory, die Daten des Application Centers auf dem SQL-Server und das Portal selbst. Dadurch erhalten Unternehmen eine zentrale Verwaltungsoberfläche für die Infrastruktur. Leider kann die Verwaltungsoberfläche nicht direkt die Steuerung der angebundenen Terminalserverfarmen oder virtualisierten Anwendungen übernehmen. Dazu benötigen Administratoren dann wieder eigene Werkzeuge des jeweiligen Anbieters. Hier wäre es schön, wenn die Verwaltungsoberfläche tatsächlich auch diesen Bereich steuern könnte, um das übergreifende Management weiter zu vereinfachen.
Fazit: nützlich für größere heterogene Umgebungen
Unternehmen die auf eine heterogene Virtualisierungsumgebung setzen und parallel zu Citrix noch Windows-Terminalserver, Softgrid und andere Lösungen verwenden, erhalten mit Visionapp Application Center eine gute Möglichkeit, ein zentrales Portal für Anwendungen aufzubauen. Allerdings ist zu beachten, dass die Kosten der Verwaltung steigen, die Einrichtung nicht gerade trivial ist und vor allem auch für eine hohe Verfügbarkeit gesorgt werden muss. Viele in VAC enthaltene Funktionen lassen sich auch mit Bordmitteln abdecken. So besteht zum Beispiel auch über Outlook Web Access in Exchange Server 2007 die Möglichkeit, intern auf Dateifreigaben zuzugreifen, und mit den Sharepoint Services 3.0 bietet Microsoft sogar eine kostenlose Option an. Auch bei Citrix und Windows Server 2008 sind eigene Weboberflächen für die jeweils eigene Technik kostenlos. Somit dürfte VAC vor allem für sehr große Unternehmen sinnvoll sein, mittelständische Unternehmen verwenden entweder die Bordmittel oder homogenisieren ihre Umgebung.
Leider fehlen der Lösung noch Funktionen wie ein Content-Managementsystem oder eine Dokumentenverwaltung wie bei den Sharepoint Services. Deshalb können Unternehmen ihr Intranet nicht ablösen, sondern müssen eine parallele Infrastruktur aufbauen. Auch das will gut überlegt sein. Für VAC spricht aber die hohe Flexibilität und die Anpassbarkeit an die verschiedenen Virtualisierungsplattformen.
Die Preise des VAC sind die von VWM: In der Standard-Edition liegen sie bei 18 Euro, die Advanced-Edition kostet 32 Euro, die Enterprise-Edition 64 Euro pro Named User. Die VCAL (Visionapp Client Access Lizenz für VSM) ist bei allen VWM-Editionen inbegriffen.
Info: Visionapp Tel.: 07243/3459-0 Web: software.visionapp.de