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Speicherhersteller müssen lernen hauszuhalten

Überlebenskampf hat begonnen

Eine schleppende Nachfrage, zu viel Ware und fallende Preise belasten den Speichermarkt. Global verbucht das Segment ein Minus von fast 20 Prozent. Die Analysten von iSuppli erwarten auch für 2009 ein negatives Ergebnis und prophezeien den Chipherstellern einen harten Überlebenskampf.

Autor:Markus Reuter • 21.1.2009 • ca. 2:00 Min

Der Preisverfall ist für den Speichermarkt ein gewohntes Bild. Zum Jahreswechsel konnten sich die Beteiligten bisher allerdings zumindest an irgendeinen Strohhalm klammern. Für Marktbeobachter steht 2009 jedoch fest, es gibt keine Hoffnung. Überspitzt ausgedrückt warten wir darauf, dass der erste Speicherhersteller stirbt. Für viele Anbieter heißt es, das erste Halbjahr zu überstehen, zumindest ab dann soll es besser werden. Warum? Das weiß keiner, aber ein klein wenig Hoffnung schadet nicht.

Der HEK für DDR2-RAMs ist 2008 um über 50 Prozent gefallen. Grundsätzlich könnte der Markt damit leben, allerdings sitzen einige Anbieter auf einer nicht zu beziffernden Menge an Überproduktion. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Kundschaft in Kaufzurückhaltung übt. Allein der koreanische Hersteller Hynix hat in etwa ein Drittel seines Umsatzes eingebüßt. Den Analysten von iSuppli zufolge verzeichnen Speicherchips 2008 ein weltweites Minus von fast 19,8 Prozent. Die Umsätze fallen von 31,5 in 2007 auf 25,2 Milliarden US-Dollar in 2008. Dies sei damit bereits das zweite rückläufige Jahr in Folge. Wegen der ungewissen Wirtschaftslage rechnet iSuppli für das aktuelle Jahr mit einem Minus von vier Prozent. Stand heute könnten damit die meisten aber gut leben. »Das Segment verzeichnet seit sieben Quartalen rückläufige Zahlen und befindet sich im Alarmzustand«, sagt Nam Hyung Kim, Director and Chief Analyst of Memory ICs and Storage bei iSuppli. »Die Folge sind ein massiver Stellenabbau und Produktionsdrosselungen. Die Top-8- DRAM-Hersteller haben seit 2007 fast acht Milliarden US-Dollar verloren und es wird erwartet, dass sich diese Summe bis Jahresende auf elf Milliarden erhöht.«

Hinzu kommt ein enormes Überinvestment. »Drei taiwanische DRM-Hersteller, die zusammen eine Marktkapitalisierung von lediglich circa 1,4 Milliarden US-Dollar besitzen, haben seit dem Jahr 2000 mehr als 20 Milliarden US-Dollar investiert«, bemängelt Kim. Das frostige Klima im Kreditmarkt setzt die Produzenten nun zusätzlich unter Druck, sie benötigen zusätzliche Gelder um ihr Fortbestehen zu sichern.

Kim vergleicht das Treiben der Speicherhersteller mit dem »Feiglingsspiel« (game of chicken). Hier fahren zwei Autos mit Vollgas aufeinander zu, wer ausweicht verliert. Der Versuch einiger, Stärke zu beweisen und sich den Markt zu erkaufen, schlug fehl. Alleine Samsung hat laut iSuppli seit dem Jahr 2000 rund 27 Milliarden US-Dollar in die DRAM-Produktion gesteckt. Der Marktanteil von circa 30 Prozent hat sich seitdem jedoch nicht verändert. Derzeit verlieren alle Geld. Die DRAM-Hersteller Powerchip, Promos, Nanya und Qimondo benötigen dringend Rettungspakete. Hynix scheint bereits einen Schritt weiter zu sein. Berichten zufolge hat das Unternehmen mit KDB einen Kreditgeber für 600 Millionen US-Dollar gefunden.

iSuppli erwartet eine Wende im zweiten Halbjahr, vorausgesetzt, dem Hersteller gelingt es rasch die Kapazitäten zu drosseln. Mittelfristig sollen sich die Preise auf dem aktuellen Level stabilisieren. Das Feiglingsspiel wandelt sich laut Kim in das »Game of Survival«, eine Situation, die über Monate anhalten werde.