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Interview

»Es gibt noch ein kleines Imageproblem«

Die Systems positioniert sich als Lösungsmesse. Das Konzept »Arbeitszimmer« der Branche zu sein, greift langsam, die Ausstellerzahlen steigen wieder. Trotzdem habe, wie Messe-Geschäftsführer Klaus Dittrich im Gespräch mit CRN-Mitarbeiter Wolfgang Kühn zugibt, die Messe noch immer ein kleines Imageproblem.

Autor:Redaktion connect-professional • 19.10.2006 • ca. 2:30 Min

Inhalt
  1. »Es gibt noch ein kleines Imageproblem«
  2. Das Image der Systems im Ausland ist größer

CRN: Herr Dittrich, geht es mit der Systems wieder aufwärts?

Dittrich: Seit 2005 gibt es wieder Zuwächse. Im vergangenen Jahr hatten wir 1.242 Aussteller – nach 1.229 Ausstellern im Jahr zuvor. Der diesjährige Trend ist stabil. Das ist sehr viel in einem Umfeld, wo viele ITMessen ganz vom Markt verschwinden.

CRN: Stabil klingt nicht unbedingt nach neuen, zusätzlichen Ausstellern?

Dittrich: Doch, wir haben auch neue Aussteller bei der diesjährigen Systems. Was uns optimistisch stimmt, sind eine Menge Firmen, die wir wieder für uns gewinnen konnten. Zum Beispiel Vodafon, die sogar ihre Roadshow mit dem Messeauftritt kombiniert. Oder Apple, die dabei sein werden. Und IBM hat seinen Stand um zehn Prozent vergrößert. Siemens präsentiert sich auf einem größeren sogar als Gesamtlösungsanbieter. Das sind nur ein paar wenige Beispiele der positiven Entwicklung.

CRN: Und wie steht es um das Interesse ausländischer Unternehmen?

Dittrich: Auch da können wir Zuwächse verzeichnen. In diesem Jahr wird erstmals Ägypten mit einem Gemeinschaftsstand dabei sein. Und selbstverständlich haben die bereits traditionell auf der Systems ausstellenden Länder der erweiterten europäischen Union, also Mittelosteuropa, ihr Engagement verstärkt. So unter anderem die Tschechische Republik, Serbien- Montenegro, Rumänien oder auch Polen. Die Systems ist eine Messe für Mittelosteuropa. Für diese Länder ist es wichtig, dass sie hier ein sehr hochkarätiges Publikum vorfinden.

CRN: Auf der Besucherseite sieht die Bilanz aber noch nicht so international aus?

Dittrich: Sicherlich sind wir auf der Besucherseite noch nicht da, wo wir sein wollen. Mit Ausnahme von Tschechien und Slowenien ist es für Gäste aus Polen oder Rumänien zu weit und auch zu teuer nach München zu reisen. Aber interessant ist, dass US-amerikanische Firmen in Zukunft die Systems als Tor zum Geschäft mit Mittelosteuropa nutzen wollen. Das ist eine erfreuliche Perspektive für das kommende Jahr.

CRN: Die Systems als Lösungsmesse. Wie weit kann sie diesen Anspruch erfüllen?

Dittrich: Natürlich werden von den Ausstellern auch Hardware-Produkte präsentiert. Aber die Gesamtlösung steht im Vordergrund. Die Firmenbesucher suchen und finden bei uns Lösungspartner. Unser Schwerpunkt ist der Mittelstand. Damit sind wir gezwungen, uns in einen mittelständischen Betrieb hineinzuversetzen, der keinen IT-Profi im Unternehmen hat aber Lösungen sucht, um Prozesse optimieren zu können. Deshalb bietet die Systems auf der einen Seite ein hochwertiges Vortragsprogramm an, das auch für Händler sehr interessant ist. Im Mittelstandsforum geht es um Praxisbeispiele aus den einzelnen Branchen. Auch die bereits bekannte Musterfirma ist ein Angebot, das die einzelnen Segmente eines Unternehmens abbildet. Neu ist das Konzept Wissensvermittlung, das wir Wissenswelten nennen, mit speziellen Vorträgen für die allgemeinen Besucher, für Experten sowie für bestimmte Berufs- und Zielgruppen.

CRN: Also der Wandel zu einer Kongressmesse?

Dittrich: Unser Ziel ist es, den Ausstellern die Möglichkeit zu geben, sich nicht nur mit einem Stand zu präsentieren, sondern auch in einem größeren Zusammenhang tiefer in die einzelnen Themen hineinzugehen. Denn es zeigt sich, dass Besucher und Aussteller immer häufiger den Gewinn aus einem Messebesuch hinterfragen. Deshalb auch ein sehr striktes Vortragsprogramm, das dem engen Terminplan der Firmenbesucher angepasst ist.

CRN: Ist das die Zukunft für große Messen?

Dittrich: Wie das Messekonzept in ein paar Jahren ausschaut, kann man jetzt noch nicht endgültig sagen. Aber ich glaube, dass Vorträge immer wichtiger werden. Bei einer Messe, die sich als Arbeitszimmer versteht, steht nicht der große Image- Stand im Vordergrund, sondern das Rahmenprogramm mit Perspektiven für unternehmerische Entscheidungen. Immerhin haben im vergangenen Jahr etwa 20 Prozent der insgesamt 60.000 Besucher Vorträge und Kongresse wahrgenommen.