»Wir setzen auf Made in Germany«
»Wir setzen auf Made in Germany«. Der kanadische Telekommunikations-Konzern Aastra Technologies expandiert auf dem europäischen Markt. Nach der Übernahme der Ascom PBX-Sparte und von EADS Matra akquirierte die Firma im Sommer die angeschlagene Röchling-Tochter DeTeWe. CRN-Korrespondent Folker Lück sprach mit dem deutschen Aastra- und DeTeWe-Geschäftsführer Andreas Latzel über anstehende Veränderungen und die Zukunftsaussichten des jetzt entstehenden, neuen Players auf dem europäischen Markt.
»Wir setzen auf Made in Germany«
CRN: Zuerst mussten Sie die ehemalige Ascom PBX-Sparte als deutsche Aastra-Firmentochter auf Kurs bringen. Nun steht mit der Integration von DeTeWe eine weitere Mammutaufgabe an. Sind so viele Veränderungen eigentlich zu bewältigen?
Latzel: Der Erfolg von Aastra bei der Integration war für uns als Managementteam eine Voraussetzung für die anstehenden Aufgaben bei DeTeWe. Nachdem ich selbst mit der Ascom »gekauft« wurde, habe ich in wesentlichen Teilen Veränderungsmanagement gemacht: Erst Veränderungen in der Ascom PBX-Sparte, dann die Integration des Telekommunikationsteils der EADS in die Aastra Technologies Ltd und nun DeTeWe. Das ist eine intensive und manchmal anstrengende Aufgabe, an die ich aber zunehmend routinierter herangehe. Unsere Fachhandelspartner brauchen sich da keine Sorgen machen, sie werden aufgrund unserer Produkt- und Servicestrategie kaum Änderungen von bewährten Vorgehensweisen erfahren. Klar, dass wir lernfähig sind und Verbesserungen umsetzen.
CRN: Müssen sich die Partner von Aastra und DeTeWe jetzt auf Veränderungen einstellen?
Latzel: Ja ? und zwar dort, wo wir wirklich Verbesserungen erzielen. Die Führung und das Know-how der Aastra-DeTeWe wächst zusammen. Das bedeutet, dass Best-Practices aus unterschiedlichen Unternehmen zu Prozessverbesserungen führen werden. Ansonsten steht der Investitionsschutz unserer Partner im Vordergrund, dazu gehört auch, mit welchen Ansprechpartnern und Prozessen wir arbeiten.
CRN: Ist das Produktportfolio angesichts von Ascotel-, Aastra- und DeTeWe-Lösungen und Dienstleistungen nicht insgesamt etwas unübersichtlich?
Latzel: Nein , wir haben die Übersicht nicht verloren, unsere Partner übrigens auch nicht. Die Produktlinien Ascotel, Nex Span und Open Com überschneiden sich stellenweise, womit wir aber gerne leben. Dazu hat jede ihre eigenen Stärken und vor allem ihre Kundenbasis. Unsere Strategie ist es, langfristig alle Produktlinien zusammenwachsen zu lassen. Wir möchten aber durchaus auf einer eigenen Plattform unterschiedliche Modelle von Kommunikationssystemen behalten. Ähnlich wie in der Automobilindustrie, bei der auf einer Plattform unterschiedliche Varianten entstehen. Beispiel VW, Audi und Skoda: Passat, A4 und Oktavia entstehen auf einer Plattform. Eine der ersten Aktionen ist dabei die Standardisierung von Bauteilen. Die nächsten sichtbaren Schritte sind die plattformübergreifende Nutzung von Applikationen oder auch die Entwicklung eines gemeinsamen WiFi-Handsets.
CRN: Welche Pläne hat die kanadische Firmenleitung in Deutschland? Werden die bisherigen Firmenstandorte Frankfurt (Aastra) und Berlin (DeTeWe) und die Marke DeTeWe langfristig bestehen bleiben?
Latzel: Die beiden Standorte bleiben. Berlin ist heute mein Dienstsitz in Deutschland. Die Marke DeTeWe ist über 100 Jahre alt. Sie hat Bestand und wird bestehen bleiben. Wir setzen auf Made in Germany á la DeTeWe und Faktoren, die man Multinationals wie Aastra eher zutraut. Wir vereinen die Vorteile zukünftig im neuen Namen Aastra-DeTeWe.
CRN: Wie positioniert sich Aastra künftig in Europa? Sind weitere Akquisitionen geplant?
Latzel: Vorerst nicht, denke ich. Sie haben schon recht, wir fahren ein enormes Tempo. Aber wir sind auch konservativ, wenn es um stabile Prozesse geht. Zuerst haben wir die Aufgabe, die Geschäftsfelder zu konsolidieren.
CRN: Stichwort Voice-over-IP: Sind Aastra und DeTeWe aufgrund der internen Veränderungen eigentlich in der Lage, auf technische Veränderungen zu reagieren und innovative Lösungen rechtzeitig auf den Markt zu bringen?
Latzel: Ja natürlich, wir profitieren doch im Gegenteil davon, dass unterschiedliche Entwicklungskompetenzen zusammenkommen. Integrierte VoIP- und SIP-Fähigkeit steht bei Ascotel schon seit einiger Zeit an erster Stelle. Auch die Nex Span-Lösung ist in allen Hinsichten IP-fähig. Und last but not least spiegeln schon jetzt alle Open Com-Lösungen den Stand der Technik wider. Im OEM-Sektor sind wir Technologielieferant mit DECT-over-IP-Lösungen für namhafte Kunden in den USA und Europa. Auch bei Branchenlösungen sind wir ganz weit vorn. Wer kann eine nicht nur hard- und softwareintegrierte Lösung bieten, die sogar Spracherkennung in der Pflegedokumentation abdeckt? Unsere »OPAS«-Sozial-Lösung kann es. Unsere Entwicklungszentren in den USA bieten zudem immer wieder Impulse zu aktuellen Markttrends. Ich denke, gerade durch die Veränderungen und die deutlich besseren Zugriffsmöglichkeiten auf ein breites Know-how werden wir künftig schneller agieren können und haben damit sehr gute Chancen, oft sogar die Führung zu übernehmen.
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Die neue Aastra-DeTeWe
Das Unternehmen mit Hauptsitz in Concord in der kanadischen Provinz Ontario setzt auf weltweite Expansion. In Europa ist Aastra u.a. mit 14 Landesgesellschaften vertreten, doch auch in Südamerika und Asien baut das Unternehmen seine Präsenz aus. Insbesondere durch die in den letzten Jahren erfolgten Übernahmen von Ascom und der TK-Sparte von EADS hat Aastra seine Marktposition in Europa auf- und ausgebaut.
Das Unternehmen will sich fest im wichtigen, deutschen Markt etablieren und sieht dabei die DeTeWe-Übernahme als entscheidenden Schritt an.
Neben dem neuen Standort Berlin verfügt Aastra-DeTeWe hierzulande noch in Kiel und Hannover über Entwicklungszentren. Kleine Telefonanlagen werden im Schweizer Solothurn entwickelt, Large Enterprise PBX-Systeme in Frankreich. Boston, Bridgewater und Dallas sind US-Entwicklungsstandorte u.a. für VoIP-Gateways, Open Source Devices und Digital Video. Im Geschäftsjahr 2004 erzielten die Kanadier einen Umsatz von rund 256 Millionen kanadischen Dollar. Chairman und CEO von Aastra ist Francis Shen.
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INFO
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