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IT-/Netzwerkfirmen

AMD auf der Suche nach frischem Geld

Nachdem AMD mit einem Verlust von 611 Millionen Dollar ins erste Quartal des neuen Geschäftsjahres gestartet ist, brodelt die Gerüchteküche. Angeblich steht der Einstieg von Finanzinvestoren bei dem Prozessorhersteller bevor.

Autor:Bernd Reder • 11.9.2007 • ca. 2:00 Min


Steuert AMD durch schwierige Gewässer: Hector Ruiz, Chairman und CEO des Prozessorherstellers

Statt eines Gewinns von 184,5 Millionen wie im selben Zeitraums des Vorjahrs schrieb AMD im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres rote Zahlen: einen Nettoverlust von 611 Millionen Dollar, bei einem Umsatz von 1,23 Milliarden Dollar.

Der Grund ist der fast schon ruinöse Preiskampf, den sich derzeit AMD und Intel liefern. AMD hat die Preise für seine Mehrkern-Prozessoren Mitte des Monats bereits gesenkt. Intel will angeblich in dieser Woche nachziehen.

Nun scheinen Advanced Micro Devices die Barmittel auszugehen. Sie belaufen sich zwar gegenwärtig auf 1,2 Milliarden Dollar, doch stehen weit höhere Investitionen an.

So will der Konzern seine Fabrikationsanlagen ausbauen. Kostenpunkt: rund 2 Milliarden Dollar. Hinzu kommt, dass AMD im vergangenen Jahr den Grafikchip-Hersteller ATI für 2,5 Milliarden Dollar übernommen hat. Den Kauf finanzierte die Firma durch Kredite.


Harte Konditionen

Die Rückzahlung der Schulden ist an harte Bedingungen geknüpft. So wurde mit den Geldgebern vereinbart, dass das das Unternehmen die Kredite vorzeitig ablösen muss, wenn es weitere Verbindlichkeiten eingeht.

Gleiches tritt ein, wenn AMD neue Anteilsscheine herausgibt, um sich am Aktienmarkt weitere finanzielle Mittel zu besorgen.

All diese Faktoren nähren nun Gerüchte, AMD spiele mit dem Gedanken, mithilfe von Private-Equity-Firmen aus der finanziellen Klemme herauszukommen. Ihnen wolle die US-Firma Aktienpakete im Tausch gegen Cash anbieten.

Die meisten Analysten halten dieses Szenario allerdings für wenig wahrscheinlich. Beteiligungsfirmen würden alleine dadurch abgeschreckt, dass die Halbleiterherstellung eine riskante und teure Unternehmung sei.

Hinzu kommt, dass AMD mit Intel einen fast schon übermächtigen Rivalen hat, der zudem seine Marktposition nach einem Tief wieder gefestigt hat.


Intel gewinnt verlorene Marktanteile zurück

Im ersten Quartal stieg nach Angaben der Marktforschungsgesellschaft iSuppli der Anteil von Intel im weltweiten Mikroprozessor-Markt um 4,5 Prozent auf 80,2 Prozent. AMD dagegen landete bei 11,1 Prozent.

Auch die Beratungsgesellschaft Gartner geht davon aus, dass Intel im laufenden Jahr den Boden gut macht, den die Firma 2006 an AMD verlor.

Harte Zeiten also für AMD: »Das Unternehmen wird mindestens zwölf Monate lang kein Produkt haben, das es mit Intels Prozessoren aufnehmen kann, die mithilfe des 45-Nanometer-Prozesses gefertigt werden«, sagt Matthew Wilkins, Principal Analyst bei iSuppli.

Selbst der Quad-Core-Prozessor »Barcelona« wird nach Ansicht des Experten Doug Freedman von American Technology Research kurzfristig keine große Entlastung für AMD bringen.

Ein wesentlicher Grund dafür ist der Trend zur Server-Virtualisierung: Immer mehr Firmen und Service-Provider gehen dazu über, auf ihren Server-Systemen mehrere virtuelle Maschinen einzurichten. Und das wirkt sich negativ auf den Absatz von Server-Hardware aus.

Schade wäre es auf jeden Fall, wenn AMD von der Bildfläche verschwinden würde. Denn durch den »kleinen« Mitbewerber angestachelt, lief auch Intel zu Höchstform auf.

Ohne diese gesunde Konkurrenz wären neue Techniken wie Stromspar-Prozessoren und Mehrkern-CPUs bei weitem nicht so schnell verfügbar gewesen, und wenn ja, dann zu exorbitanten Preisen.