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Siemens verkauft defizitäres Handygeschäft

Benq übernimmt Siemens-Handysparte

Benq übernimmt Siemens-Handysparte. Der taiwanische Elektronikkonzern Benq übernimmt die komplette Siemens-Mobilfunksparte mit 6.000 Mitarbeitern weltweit sowie die Produktionsstätten in Brasilien und Deutschland.

Autor:Michaela Wurm • 7.6.2005 • ca. 2:15 Min

Nach langer Suche hat Siemens-Chef Klaus Kleinfeld mit Benq endlich einen Käufer für die Handysparte gefunden

Benq übernimmt Siemens-Handysparte

Die mühselige Suche nach einem Partner für die Siemens-Handysparte ist beendet. Der taiwanische Elektronikhersteller Benq übernimmt bereits im vierten Quartal 2005 das gesamte Siemens-Mobiltelefongeschäft mit mehr als 6.000 Mitarbeitern weltweit, davon die Hälfte in Deutschland. Ab dem 1. Oktober 2005 geht die gesamte Mobilsparte, inklusive aller Gewinne und Verluste an Benq über. Laut Vertrag verpflichtet sich Siemens im Gegenzug, Aktien der Benq Corporation im Wert von 50 Millionen Euro zu erwerben und mit 250 Millionen Euro den Integrationsprozess zu begleiten. Als Teil der Transaktion erhält die Benq Corporation für die Dauer von 18 Monaten nach Vertragsabschluss die exklusiven Rechte am Markennamen Siemens für Mobiltelefone. Für weitere fünf Jahre darf Siemens auf allen Handys als Co-Branding auftauchen. »Mit dieser Partnerschaft haben wir eine nachhaltige Perspektive für unser Mobiltelefongeschäft gefunden. Benq und Siemens ergänzen sich ideal. Wir kombinieren unsere Stärken mit dem sehr erfolgreichen Consumer-Geschäft von Benq. Daneben ergänzen wir uns perfekt auch in geografischer Hinsicht. Benq, bisher sehr stark in Asien, erhält so Zugang zu den europäischen und lateinamerikanischen Märkten, wo wir führende Positionen einnehmen«, erklärte Klaus Kleinfeld, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG.

Hauptsitz des Mobilfunkgeschäfts soll München bleiben. Benq übernimmt von Siemens in Manaus (Brasilien) und Kamp-Lintfort (Deutschland) sämtliche Entwicklungs- und Produktionsstandorte, zentrale Funktionen sowie Marketing und Vertrieb. Auch die Fabrik in Shanghai, die mit einem chinesischen Partner als Joint Venture betrieben wird, bleibt als Entwicklungs- und Produktionsstandort erhalten. Benq garantiert eine Auslastung der dortigen Kapazitäten für einen Zeitraum von drei Jahren. Abhängig vom Einverständnis des chinesischen Joint Venture-Partners soll Benq danach auch diese Kapazitäten übernehmen. »Für uns war die Weiterführung des Standortes Kamp-Lintfort ein wichtiger Faktor bei der Entscheidung für einen Käufer. Wir haben damit für unsere Mitarbeiter, wie im Ergänzungstarifvertrag zugesagt, eine gute Zukunftsperspektive geschaffen«, so Kleinfeld.

Bevorzugte Partnerschaft
Beide Partner haben außerdem eine enge Zusammenarbeit vereinbart. Benq wird laut Lothar Pauly, Chef des Siemens-Bereichs Communications, künftig der bevorzugte Partner für Komplettlösungen für mobile Kommunikation: »Siemens wird auch weiterhin seinen Kunden im Telekommunikationsbereich alles aus einer Hand bieten. Mit Benq haben wir einen Partner gefunden, der uns dazu entsprechende Produkte liefern wird. Darüber hinaus werden wir eng bei Forschung und Entwicklung zusammenarbeiten. Außerdem wollen wir bei der gemeinsamen Kundenansprache und im Vertrieb Synergien nutzen«, so Pauly.

Die Übernahme macht Benq nach eigenen Angaben zum weltweit viertgrößten Anbieter von Mobiltelefonen und zum größten Anbieter von mobiler Handytechnologie im chinesischsprachigen Raum. Die Benq Mobile Devices (MD) mit Hauptsitz in München soll durch den Zusammenschluss zu einem der am stärksten expandierenden Anbieter von Mobiltelefonen werden. »Durch die Akquisition des Mobiltelefongeschäfts von Siemens sind wir unserem Ziel, zu den größten Anbietern im Markt aufzuschließen, ein erhebliches Stück näher gekommen«, erklärte Benq-CEO K.Y. Lee. »Mit der Transaktion bekommen wir exzellente Mitarbeiter, etablierte Verkaufskanäle und eine hochkarätige Kundenbasis. Die starke Siemens-Marke unterstützt diese Expansionsstrategie.«

Der Aufsichtsrat der Siemens AG, Berlin und München, und das Board von Benq haben der Vereinbarung bereits zugestimmt. Die Vereinbarung steht aber noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung einer Hauptversammlung von Benq.