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Trends im Assemblierer-Markt

Chancen in der Nische

Immer noch verkaufen viele IT-Fachhändler selbst assemblierte Rechnersysteme. Doch behördliche Auflagen und der Preisverfall machen das Geschäft mit den Eigenmarken nicht einfacher. Chancen bieten sich vor allem in lukrativen Nischen und durch zusätzliche Produkte und Services.

Autor:Samba Schulte • 25.8.2009 • ca. 2:20 Min

Inhalt
  1. Chancen in der Nische
  2. Distribution hilft

Das Assemblieren von PCs und Servern steht beim Fachhandel nach wie vor hoch im Kurs. Fast jeder zweite deutsche IT-Händler (45,4 Prozent) baut zumindest gelegentlich selbst PCs zusammen – so das Ergebnis einer großen »Channeltracks«-Studie der Computer Reseller News zum Thema »Assemblieren« (CRN berichtete in Ausgabe 26/2009).

Die Reseller assemblieren vor allem Server und Desktops, bei Notebooks liegt der Anteil dagegen seit Jahren im einstelligen Bereich. Laut Channeltracks bauen 37,6 Prozent der assemblierenden Händler PCs zusammen und 25,8 Prozent Server. Nur knapp jeder Zehnte (9,8 Prozent) assembliert dagegen Notebooks. Ein Grund hierfür liegt sicherlich in der fehlenden Standardisierung von Notebook-Komponenten. Daran konnte auch Intels Programm »Common Building Block« nichts ändern, mit dem der Chip-Hersteller die Standardisierung von Notebook-Komponenten durchsetzen wollte. Weil die Initiative von den großen asiatischen ODMs auf wenig Gegenliebe stieß, hat Intel die aktive Unterstützung vor kurzem wieder eingestellt. Die mangelnde Kompatibilität der Komponenten nennen deshalb auch die meisten Händler als größtes Problem bei der Assemblierung (13,6 Prozent). Ähnlich problematisch ist die Verfügbarkeit von Komponenten, die 12,5 Prozent der Befragten anführen. Erst an dritter Stelle stehen die Kosten (9,1 Prozent), gefolgt von Qualitätsproblemen bei Komponenten (6,8 Prozent) »Notebook-Assemblierung ist nicht unbedingt technisch anspruchsvoller und auch für Händler nicht unmöglich, erfordert aber eine Einarbeitung«, erläutert Dirk Heynig von mySN Schenker Notebook. Das Leipziger Unternehmen macht gerade mit der Spezialisierung auf Notebooks gute Geschäfte. 300 bis 400 Notebooks fertigt Schenker pro Monat. Im Juli waren es deutlich mehr, so Heynig: »Der beste Monat seit das Unternehmen besteht«. Ähnliches zeichnet sich schon für den August ab. »Es läuft besser denn je. Wir haben kein Sommerloch. Die Leute bestellen wie verrückt.«

Drei Viertel der verkauften Geräte sind Gaming-Notebooks, der Rest Mainstream-Geräte, auch für Business-Kunden. Und Schenker konzentriert sich auf höherwertige Geräte, Netbooks sind tabu. Die Preise beginnen ab 600 bis 800 Euro, die meisten Geräte liegen über 1.000 Euro, einige Modelle sogar deutlich darüber. Rund 90 Prozent werden immer noch über den eigenen Online-Shop verkauft, zehn Prozent gehen bereits an Wiederverkäufer. Dieses Geschäft will Heynig jetzt verstärkt ausbauen.

Als Geheimnis des Erfolgs nennt Heynig »Flexibilität, Schnelligkeit und Nähe zum Kunden« – Eigenschaften, die große A-Brands nicht bieten können. Obwohl Schenker wegen der guten Auftragslage gerade erst Mitarbeiter einstellen musste, liegt die Personalstärke im niedrigen zweistelligen Bereich. Bei Bedarf wird aufgestockt. Das eigene Lager ist klein, so dass bald ausgelagert werden muss. Auch das erst vor kurzem bezogene Gebäude platzt bereits wieder aus allen Nähten. Teile der Fertigung sind bereits ausgelagert.

Heynig, im vergangenen Jahr noch Verkaufsdirektor bei Bluechip, kennt das Assemblierer-Geschäft auch aus der Sicht des großen Fertigers. Obwohl in den vergangenen Jahren eine Reihe von Assemblierern und Auftragsfertigern, wie Lintec oder Leo gescheitert sind, sieht Heynig auch für die Assemblierung von Mainstream-Rechnern eine Zukunft: »Der Markt dafür ist nach wie vor da. Für Unternehmen, die gut aufgestellt sind und die entsprechenden Prozesse aufgesetzt haben, ist das Geschäftsmodell weiterhin tragfähig. Das ist ein Geschäft, mit dem man auch im B-2-B-Umfeld noch gut punkten kann, weil die Hersteller sehr flexibel und schnell reagieren können.«