Chaos ohne zentrale Führung
Mobile-Management-Lösungen – Handhelds benötigen Hilfe von zentraler Stelle über Mobile-Management-Lösungen. Sie sollen die Produktivität sicherstellen, die sonst etwa durch den Verlust von Geschäftsdaten oder nicht aktuelle Software gefährdet ist.




Die mobile Kommunikation kommt langsam, aber sicher, auf das Niveau der festnetzgebundenen. Performante Dienste wie GPRS (General-Packet-Radio-Systems), UMTS (Universal-Mobile- Telecommunications-System), WLAN (Wireless-LAN) oder Bluetooth stützen diese Entwicklung. Parallel dazu kommt die jüngste Generation an Handhelds an die Intelligenz der PCs heran. Die mobilen Geräte haben das volle Set an Software wie Textverarbeitung, Grafikprogramm, Tabellenkalkulation, E-Mail, Terminkalender oder Skripts für den Zugriff auf zentrale Geschäftsanwendungen und -datenbanken an Bord. Dazu kommen die Kommunikationsmittel wie MP3-Player, integrierte Videokamera, Internet-Zugang oder Bluetooth-Headset. Erste Smartphones zeugen von dieser intelligenten Vielfalt, inklusive GPRS-, UMTS-, WLAN- oder Bluetooth-Schnittstelle. Solche Smartphones kosten dennoch lediglich ein Drittel eines Notebooks, was ihre Beliebtheit zusätzlich fördert. So sieht die IDC (International Data Corporation) den Handheld-Markt nach drei Jahren mit roten Zahlen durch Smartphones seit 2004 wieder wachsen.
Die Unternehmen greifen auch durch den steigenden Wettbewerbsdruck diesen Trend zu mehr mobilen Kommunikationsfunktionen gern auf. Immerhin eröffnet er ihnen die Perspektive, die Präsenz, die Informationsqualität und das Reaktionsvermögen ihrer Mitarbeiter unterwegs zu erhöhen und dadurch auch deren Produktivität. Und die nächste Verbesserung auf Applikationsebene ist schon abzusehen. Bald binden Echtzeit-Portale auch die mobilen Mitarbeiter über eine integrierte Sprach-/Daten-/Videokommunikation und Applikationen wie Instant-Messaging, Video-Konferenzen, Whiteboard, Online-Collaboration oder Application-Sharing in die Geschäftskommunikation ein. Dadurch werden die Unternehmen die Produktivität ihrer mobilen Mitarbeiter weiter steigern.
Komplexität pur
Was angesichts dieses Trends wächst, ist der Anspruch der Betriebe an eine hohe Verfügbarkeit und effizienten Einsatz aller Handhelds und deren Schnittstellen. Dazu müssen die IT-Abteilungen von der Zentrale aus für die mobilen Westentaschen-Computer auch die Services bieten, die bisher stationären PCs vorbehalten waren. Dazu zählen Software-Installation und -Verteilung, Hard- und Software-Inventarisierung sowie Help-Desk/Remote-Control. Das allein reicht aber für die Handhelds der jüngsten Generation noch nicht aus. Die Vielfalt an Kommunikationsdiensten mit ihren jeweils spezifischen Netzeinstellungen stellt höhere Konfigurationsanforderungen an die zentrale Unterstützung. Dazu kommt die Tatsache, dass bei allen vier mobilen Kommunikationsdiensten – GPRS, UMTS, WLAN und Bluetooth – das unsichere Internet als Mittler zu den IT-Ressourcen des Firmennetzes fungiert. Soll die Verbindung der Minicomputer zur Firmenzentrale nicht auf Kosten der Sicherheit von Geschäftsdaten, -systemen und -prozessen gehen, müssen die Einstellungen auf den Handhelds komplett sein und zu den unterschiedlichen Sicherheitstechniken passen. Dazu zählen VPN (Virtual-Private-Network), Datenverschlüsselung, Viren- und Content-Scanner, Authentisierung, Zugriffskontrolle für die Zielanwendungen, Benutzerverwaltung oder die Verschlüsselung der Daten auf der Festplatte des Minicomputers für den Fall, dass mobile Gerät in falsche Hände gerät.
Beim mobilen Mitarbeiter schlecht aufgehoben
Eines ist angesichts dieser Vielfalt an Techniken, Schnittstellen, Einstellungen und administrativen Arbeiten für die Unternehmen keine Lösung: ihren mobilen Anwendern im immer hektischeren Tagesgeschäft diese komplexe Aufgaben aufzubürden. Denn verbringt der Mitarbeiter zuviel Zeit mit Installationen, dem Laden von Programmen und Updates, Konfigurationen und Administrationsaufgaben, geschieht dies auf Kosten seiner Produktivität. Noch gravierender ist, dass er im Falle eines Fehlers bis auf Weiteres den Kontakt zum Firmennetz und zu seinen Kunden verliert. Eventuell verschläft der mobile Nutzer Sicherheits-Updates oder vergisst Sicherheitseinstellungen. Dann drohen einem Betrieb durch Angreifer sogar erhebliche Geschäftsverluste. Dieser kann Daten zerstören beziehungsweise manipulieren oder Systeme wie Web- und Applikations-Server ganz oder partiell lahm legen. Das störrt Prozessabläufe oder unterbindet sie.
Besser unter zentraler Regie
Immerhin bietet der Markt bereits erste Managed-Mobile-Device-Lösungen (MMD), die den mobilen Anwendern diese unproduktive und gefährliche Arbeit von den Schultern nehmen. Sie ermöglichen es, komplett von der Zentrale aus alle eingesetzten Handhelds zu führen. Zum Leistungsspektrum der MMD-Produkte gehören das Laden und Installieren von Software, die Fernkonfiguration von Programmen sowie Netz- und Sicherheitseinstellungen. Weitere Funktionen sind die Administration mobiler Benutzer und ihrer Rechte und Rollen sowie planmäßige Updates von Programmen und Sicherheitswerkzeugen. Zudem kann eine professionelle MMD-Lösung die lokale Festplatte des Handhelds verschlüsseln. Dadurch sind die Geschäftsdaten für einen Gerätedieb oder -finder unbrauchbar. Falls die MMD-Lösung dies beherrscht, steht zudem Disaster-Recovery zur Verfügung. Dazu hinterlegt das MMD-System die kompletten Festplattendaten oder Auszüge lokal auf einer so genannten Multi-Media-Card. Treten auf dem Minicomputer gravierende Software-Probleme auf, hat der mobile Mitarbeiter den rettenden Datenbestand in der Hinterhand. Der Anstoß zum Wiederherstellung (Restore) erfolgt ebenfalls von der Zentrale aus, ohne dass sich der Nutzer darum kümmern muss.
Notwendige Basiswerkzeuge
Die Basis für die komplette Fernunterstützung bildet eine zentrale Inventarisierungs-Datenbank mit sämtlicher Software, die auf den Handhelds zum Einsatz kommt. Hier stehen auch die Informationen, um die Handhelds der einzelnen Mitarbeiter individuell mit Software zu konfektionieren. Sie wird vollautomatisch mit allen benutzerspezifischen Einstellungen als vorinstallierte Software auf die Westentaschen-Computer geladen. Das Modul Remote-Customizing erlaubt danach, die einzelnen Programme, Schnittstellen und Sicherheitswerkzeuge von der Zentrale aus für den individuellen Einsatz zu konfigurieren. Das Unterstützungsmodul Software-Management garantiert, dass alle eingesetzten Programme und Werkzeuge inklusive Versionsabgleich auf den Handhelds immer auf dem aktuellen Stand sind. Kommt es unterwegs dennoch zu Problemen, hilft über das Modul Help-Desk/Remote-Control der Support.
Die Zugriffskontrolle der mobilen Benutzer ist in gleicher Form gelöst wie bei den Mitarbeitern am Festnetz. Eine zentrale Benutzeradministration einschließlich Rechte- und Rollenzuweisung steuert die Zugriffe der einzelnen mobilen Mitarbeiter bis in die Firmenapplikationen hinein. Unberechtigte Zugriffe wehrt sie ab. Zusatzoptionen wie Personal-Information-Management (PIM) sorgen parallel für eine automatische Synchronisation von E-Mails, Kalender, Kontakten, Aufgaben und Notizen zwischen Handheld und PC des Mitarbeiters. Der mobile User erhält übers Netz quasi seinen kompletten Schreibtisch mit allen Informationen und Funktionen, um darauf zu arbeiten. Alles, was er hier verändert, wird automatisch mit seinem Firmen-PC abgeglichen. Eine solche Zusatzoption hilft beim zentral initiierten Disaster-Recovery für das Festplatten-Backup auf der lokalen Multi-Media-Card. Ebenso gilt dies bei der Festplattenverschlüsselung der eingesetzten Handhelds.
Extern meist besser aufgehoben
Allerdings erfordern die Planung und Umsetzung einer solchen MMD-Lösung für das Unternehmen erhebliche Investitionen. Hinzu kommen im laufenden Betrieb die Personalkosten, die entstehen, um die wachsende Schar an Handhelds zu führen. Deshalb lohnt es in der Regel, nach einem Dienstleister Ausschau zu halten, der MMD-Dienste offeriert. Für die externe Unterstützung der Handhelds sprechen viele, vor allem Kostengründe.
Der Dienstleister bedient mehrere Kunden und kann dadurch seine MMD-Leistungen wirtschaftlicher als ein Unternehmen in Eigenregie erbringen. Er hat bereits das notwendige Wissen für Software-Roll-outs und Updates, das sich das Unternehmen unter hohen Zusatzkosten erst aneignen müsste. Seine Investitionen verrechnet der Dienstleister gegenüber den Kunden über einen langen Zeitraum, was die Einstiegskosten für das Unternehmen verringert. Da der Service-Anbieter die eingesetzten Handhelds komplett führt, benötigt das Unternehmen kein zusätzliches Fachpersonal. Weil der Dienstleister die eingesetzten Handhelds über sein Verteilungsnetz auf dem aktuellen Stand hält, entfällt für die IT-Abteilung der Aufbau eines eigenen. Ebenso muss das Unternehmen nicht in zusätzliche Sicherheits- und Verfügbarkeitsinfrastruktur investieren. Vor-Ort-Einsätze, die auch noch mit einer MMD-Lösung anfallen, kann der Dienstleister durch seine Arbeit für viele Kunden wirtschaftlicher als das Unternehmen selbst absolvieren.
Besser nur ein Betriebssystem
An einem kommen die Unternehmen, die auf Handhelds der jüngsten Generation setzen wollen, keinesfalls vorbei: Sie müssen sich auf den Einsatz nur eines Betriebssystems beschränken. Denn anders als bei Festnetz-PCs, die zu 95 Prozent unter Microsoft-Windows laufen, sieht die Welt der Handheld-Betriebssysteme anders aus. In einer 2004 veröffentlichten Umfrage der Meta Group fanden sich vor allem Palm-OS und Pocket-PC. Daneben gab es noch Linux und EPOC (Psion). Bei den Smartphones dominierten Symbian sowie »Windows Mobile for Smartphone«. Allerdings setzten in der Umfrage nur sehr Unternehmen Smartphones ein.
Der Grund für diese Beschränkung liegt auf der Hand. Installation, Pflege und Updates nur eines Betriebssystem statt von zwei oder mehr ist weniger aufwändig. Für eine Entscheidung der Unternehmen zugunsten Palm oder Pocket-PC spricht auch, dass sich die Dienstleister bei ihrem MMD-Angebot natürlich auf die weit verbreiteten Handheld-Betriebssysteme konzentrieren.
Markus Schmid
Senior-Market-Developer, Siemens Business Services