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Migration auf BI 7.0

Datenauswertung à la SAP

Datenauswertung à la SAP Auch beim Umstieg auf die neue Business-Intelligence-Version von SAP sollten die Anwender gestaffelt vorgehen: zunächst ein technisches Upgrade durchführen und anschließend nach Bedarf neue Funktionen nutzen.

Autor:Redaktion connect-professional • 22.7.2007 • ca. 3:40 Min

Seit Juni 2006 ist die Version 7.0 des Produktpakets Business Intelligence (BI) des Software-Riesen SAP erhältlich. Sie ist der Nachfolger von Business Warehouse (BW) 3.50 und gehört zu Netweaver 2004s. Gleichzeitig bildet diese Netweaver-Version als mySAP Business Suite Edition von Netweaver 2004 die Grundlage der Enterprise Service Oriented Architecture (ESOA), SAPs Spielart des Konzepts einer serviceorientierten Architektur (SOA). Es gibt immer noch viele Unternehmen, die SAPs BW in den Versionen 3.0 oder 3.1 einsetzen. Ende des Jahres 2006 stellte SAP für diese Module die Standardwartung jedoch ein. Die Unternehmen müssen jetzt entscheiden, ob sie den Zwischenschritt auf BW 3.50 machen oder direkt auf BI 7.0 umsteigen. BI 7.0 bietet neue Funktionen und Technologien sowie eine neue Architektur, doch sind vor einem Umstieg einige Punkte zu beachten.

Kriterien der Entscheidung Bei der Entscheidungsfindung helfen den IT- und Fachverantwortlichen folgende Fragen: Welche Neuerungen kommen mit BI 7.0 auf die Unternehmen zu und welchen Nutzen bringt das neue Release im Vergleich zu BW 3.50 und den Vorgängerversionen? Zusätzlich müssen sich die Entscheider mit den direkten und indirekten Kosten der Umstellung beschäftigen. Die Manager sollten beachten, dass sich die Fachabteilungen mit der neuen Architektur vertraut machen und in die neuen Funktionen einarbeiten müssen. Bei einem Wechsel auf BW 3.50 hingegen ist der Schulungsaufwand vernachlässigbar gering. Da sich mit BI 7.0 nicht nur die Funktionen grundlegend ändern, sondern zur Darstellung webbasierter Inhalte nun auch das Enterprise Portal 7.0 samt Web Application Server und der Sprache Java benötigt wird, ist die IT ebenfalls betroffen. Die IT-Abteilung muss sich dabei über neue Administrationskonzepte und unter Umständen über die Anschaffung neuer Hardware Gedanken machen. Zusätzlich gilt es, technische Voraussetzungen bei der Nutzung der neuen Frontend-Komponenten zu beachten. So wird für den Business Explorer nur Excel 2002 oder 2003 unterstützt und SAP GUI 6.40 Compilation 4 vorausgesetzt. Diese Anforderungen müssen sich in die unternehmensweite Office- und GUI-Strategie einfügen. Ansonsten muss vor der eigentlichen BI-Migration zunächst ein Versionswechsel für Microsoft Office oder SAP GUI erfolgen. Dies bedeutet, dass ein wichtiger Schritt vor einem Umstieg die Abwägung der benötigten Funktionen gegenüber dem zu erwartenden Zeit- und Kostenaufwand sein sollte. Optimaler Entwurf und die Durchgängigkeit von Prozessen sind entscheidend für die Akzeptanz der neuen Software bei den Anwendern. Das folgt dem Trend zu systemübergreifenden Funktionen, die bei SAP Composite Applications oder kurz xApps heißen. Für BI 7.0 werden diese als xApps Analytics bereitgestellt. Damit ist es erstmals möglich, SAP-BI-Auswertungen und operative Anwendungen zu verknüpfen, die im angebundenen ERP-System ablaufen. Eine der augenfälligsten Neuerungen bei der Präsentation ist die Möglichkeit, Auswertungen mit dem Visual Composer zu modellieren.

Neue Funktionen von BI 7.0 Eine weitere wesentliche Neuerung der Version 7.0 ist die integrierte Planung, die als SAP BI Integrated Planning bezeichnet wird. Die Planungsfunktion (SEM-BPS) war bereits in BW 3.50 als BW-BPS-Bestandteil enthalten und ist nun in BI 7.0 integriert. Wer diese Planungsfunktion erstmals nutzen möchte, sollte dies mit SAP BI 7.0 tun, da BW-BPS zwar weiterhin unterstützt wird, aber keine neuen Funktionen mehr erhält. Neues hat sich auch bei den Enterprise-Data-Warehouse-Funktionen von BI 7.0 getan. Dabei geht es um die Aktualität der Informationen und die Möglichkeit, Daten möglichst schnell aus den angeschlossenen Quellsystemen in das BI-System zu laden. Die Analyse der Daten erfolgt jetzt mit einer höheren Geschwindigkeit. Folgt man dem Datenfluss in ein 7.0-System, so fällt in der neu strukturierten Data Warehousing Workbench (zuvor Administrator Workbench) auf, dass bei der Modellierung eine Vereinheitlichung von Übertragungs- und Fortschreibungsregeln zu Transformationsregeln erfolgt ist: Dadurch kann das System die Regeln zentral bearbeiten und Ladeprozesse nun vollständig durch Prozessketten abbilden. Die Datenextraktion wird wie gehabt über Info Packages gesteuert, jedoch erfolgt die Ablage der Daten nur noch in der Persistent Staging Area (PSA). Die weitere Verarbeitung der Daten in den Datenzielen (Info Provider) läuft nun über leistungsfähigere Datentransferprozesse ab. Dadurch erhalten die Anwender die Daten nahezu in Echtzeit. Beim Aufbau eines historischen Datenbestands, als Voraussetzung für die Auswahl der richtigen Informationen, folgt man den Konzepten des Enterprise Data Warehouse des bekannten Experten Bill Inmon. Dort sind Möglichkeiten vorgesehen, verschiedene Schichten für die Datenanalyse zu modellieren. Einen weiteren Vorteil der Version 7.0 von SAPs analytischen Werkzeugen stellt die Remodelling Toolbox dar. Es ist erstmals möglich, einen Info Cube nachträglich in seiner Struktur zu verändern, ohne ihn neu aufbauen zu müssen. Damit kann die Fachabteilung auch nachträglich auf geänderte Anforderungen reagieren. Bei den bisherigen BW-Versionen von SAP war die Performance der Datenanalyse oft eine große Herausforderung. BI 7.0 bietet nun eine Alternative zur Steigerung der Query-Geschwindigkeit: den BI Accelerator. Mit dieser zusätzlichen Hardware-Komponente können Verbesserungen in der Laufzeit von Abfragen um das Zehn- bis Hundertfache erzielt werden. Bevor sich Unternehmen allerdings einen solchen Accelerator anschaffen, sollten sie prüfen, welche Verbesserungsmöglichkeiten in der bestehenden BI-Landschaft sonst noch vorhanden sind.

Jörn Haase leitet das SAP Business Intelligence ­Competence Center bei dem Walldorfer IT-Dienst­leister Realtech.