Dicom will sich neu aufstellen
Der britische DMS-Spezialist Dicom steht vor einem größeren Umbau. Mit der reinen Digitalisierung von Dokumenten ist kaum mehr ein Blumentopf zu gewinnen. Dicom und seine Partner wollen hier mehr bieten als reine Erfassung von Belegen. Gelingt das, ist wieder ein zweistelliges Umsatzwachstum drin.
Die Dicom-Gruppe versteht sich als einer der Führer im Markt für »Capture and Exchange«-Lösungen. Angesichts des Umstands, dass mit klassischen Aufgaben wie der Digitalisierung von Dokumenten jeder Art »langfristig kaum noch Wachstum zu erzielen « sei, wie Dicom-Chef Rob Klatell ausführt, will sich der Hersteller stärker auf »transaktionsorientierte Lösungen« ausrichten. Es geht nicht mehr allein darum, lediglich Daten zu digitalisieren und zentral verfügbar zu machen. Automatisierte Dokumentenmanagement- Systeme müssen erkennen, um welche Daten es sich jeweils handelt, und sie müssen in die Geschäftsabläufe der Anwender, vor allem aber in ihre mitunter sehr heterogenen IT-Systeme integriert werden. Komplexe Aufgaben also, für die Dicom seinen Integrationspartnern entsprechende Produkte zur Verfügung stellt, wie die kürzlich neu überarbeitete Lösung »Intelligent Capture & Exchange Suite«.
In diese Richtung will sich Dicom verstärkt bewegen und seine Partner mitnehmen. Dass dies zwar ein richtiger, aber kein leichter Weg ist, der im Schnellspurt absolviert werden kann, gedarüber ist sich Klatell im Klaren. So ist der CEO wenigstens schon damit zufrieden, dass das eben erst zu Ende gegangene vierte Quartal (30. Juni) keine negativen Überraschungen gebracht hat – im Gegensatz zum dritten Quartal. »Die Zahlen im vierten Quartal liegen im Rahmen unserer Erwartungen«, freut sich Klatell. In den ersten neun Monaten 2006/2007 (31. März) hatte Dicom Erlöse in Höhe von umgerechnet rund 172 Millionen Euro (Plus 2 Prozent) geschrieben und den Vorsteuergewinn um neun Prozent auf fast 17 Millionen Euro erhöht.
»Solide Geschäftslage«, meint Klatell, der CEO spricht aber auch von einer »strategischen Reorganisation «. Die nicht näher beschriebenen Maßnahmen – es ist lediglich von einer »Umverteilung von Ressourcen« die Rede – werden den Jahresgewinn um außerordentliche Kosten in Höhe von rund 4,5 Millionen Euro schmälern.
An der Londoner Börse sorgte die Meldung für keine große Überraschung, zumal die Dicom- Aktie seit Mitte April in einem eigentlich guten Börsenumfeld rund 30 Prozent an Wert eingebüßt hat. Das von Klatell für das gerade begonnene neue Dicom- Geschäftsjahr in Aussicht gestellte zweistellige Umsatzwachstum im Softwaregeschäft muss der CEO erst einmal unter Beweis stellen. Mehr Geld für die Weiterentwicklung solcher transaktionalen Erfassungslösungen will Dicom jedenfalls investieren, deutet Klatell an.