Die dunkle Seite des Apfels
Offiziell spielt der Fachhandel im Rahmen von Apples Multichannel-Strategie eine zentrale Rolle. Doch die von Apple geplanten eigenen Retail Stores sorgen für Unruhe in Händlerkreisen. Kleinere Reseller, die überwiegend an private Endkunden verkaufen, müssen in der Nähe eines Apple Stores um ihre Existenz fürchten, wie das Beispiel USA zeigt.
- Die dunkle Seite des Apfels
- Windows-Rechner für Geschäftskunden
- Attraktive Margen mit Apple-Zubehör
Auch wenn Apple nicht müde wird, die wichtige Rolle des Fachhandels immer wieder zu betonen, bedeuten die voraussichtlich im nächsten Jahr auch in Deutschland startenden Apple Stores eine weitere Stärkung des Direktvertriebs. Ein Blick auf die Apple-Szene in den USA zeigt, dass dort die Apple Stores eine Vielzahl von kleineren lokalen Händlern zum Aufgeben gezwungen haben. Möglicherweise werden eine Handvoll firmeneigene Retail Stores in einigen deutschen Großstädten nicht ganz so dramatische Konsequenzen wie jenseits des Atlantiks haben. Doch kleinere Händler klagen zudem immer wieder über Lieferengpässe bei Topsellern der Firma mit dem Apfel-Logo, die ihre Produkte offensichtlich auch gerne selbst verkauft. Besonders ärgerlich für die Partner ist es, wenn neue iPods oder Mac-Notebooks beim Media Markt oder im Apple Online Store verfügbar sind, während kleinere Partner wie zum Beispiel Reinhard Weidinger, der seit 17 Jahren einen Apple-Laden in München betreibt, außen vor bleiben. Nur wenige Kilometer von Weidingers Ladenlokal »In Time Computer« soll im nächsten Jahr der erste deutsche Apple Retail Store in bester Lage am Marienplatz seine Pforten öffnen. Weltweit betreibt Apple-Chef Steve Jobs mehr als 150 konzerneigene Läden. Die meisten befinden sich in den USA. Branchenkenner erwarten, dass Apple hierzulande mindestens fünf Stores errichten wird, unter anderem in Berlin und in Frankfurt. Apple hüllt sich zu seiner Store-Strategie in Deutschland in Stillschweigen. In den USA können Apple-Fans indes im Flagship-Store an der Fifth Avenue bereits an jedem Tag des Jahres rund um die Uhr einkaufen. Reinhard Weidinger, Inhaber von »In Time Computer«, sieht mit den geplanten Apple Stores das Ende einer Ära kommen:
»Apple hat die Händler so lange wie nötig benutzt. Seit Steve Jobs das Unternehmen führt, sind die Produkte zwar besser geworden, doch der Umgang mit dem Channel ist schlechter geworden.« Apple forciere in letzter Zeit zunehmend den Direktvertrieb. Weidinger will nicht warten, bis er eines Tages seinen Laden schließen muss, weil er mit der Konkurrenz durch Apple sowie Shop-in-Shop-Angebote bei Flächenmärkten wie Saturn nicht mehr mithalten kann. Seit vier Jahren betreibt der umtriebige Apple-Händler deshalb als zweites Standbein einen Laden für hochwertige Aktiv-Lautsprecher. Seine Kunden sind in erster Linie Studios, aber auch Privatkunden mit hohen Klangansprüchen. »Hersteller wie Adam Audio verkaufen nicht an Endkunden. Die Vertriebssituation ist so, wie sie früher einmal im Computerhandel war und die Margen sind ebenfalls wesentlich besser als beim Handel mit Apple-Produkten«, erklärt Weidinger, der sein Ladenlokal bald schließen wird und künftig Apple-Artikel nur noch unter dem Dach seines Lautsprecher-Studios verkaufen wird.
Armin Blohmann, Director Corporate Communications & Corporate Affairs bei Cancom, sieht dagegen für sein Unternehmen keine gravierenden Konsequenzen durch Apples direkte Vertriebskanäle: »Die so genannten ›Creative Professionals‹ werden ihren hohen Beratungsbedarf unserer Ansicht nach weder in einem Apple Store, noch im Apple Webstore befriedigen können. Beide Angebote sprechen vorrangig Privatverbraucher an. Das ist übrigens auch völlig legitim, um die Apple- Produktwelt in ihrer ganzen Vielfalt einer breiten Öffentlichkeit präsentieren zu können. Dass andererseits reine Apple- Händler, die sich vorrangig an Privatverbraucher wenden, unter der Eröffnung von Apple Stores leiden werden, ist allerdings durchaus vorstellbar.«