Die Kunst der kurzen Prozesse
Die Kunst der kurzen Prozesse. Niedrige Margen und internationale Konkurrenz setzen deutsche Finanzdienstleister unter Druck. Sie müssen Geschäftsabläufe verbessern. Die Kreditprozesse von der Antragstellung bis zur Vertragsverwaltung sollen automatisiert und gegebenenfalls ausgelagert werden.
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- Die Kunst der kurzen Prozesse (Fortsetzung)
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Die Kunst der kurzen Prozesse
Medienbrüche und manuelle Arbeiten wie die mehrfache Dateneingabe in unterschiedliche Anwendungen, schlagen vor allem bei der Bearbeitung von Privatkrediten immens zu Buche. Susanne Grün, Business Analystin bei der Pass Consulting Group berichtet: »Nur zirka 50 Prozent der deutschen Finanzdienstleister wickeln die Privatkredite bislang automatisch ab«. Doch auch die Geschäftsabläufe im Segment der Unternehmenskunden lassen zu wünschen übrig, so eine Studie des Frankfurter eFinance Labs vom März 2005, welche von der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main gemeinsam mit der Darmstadt University of Technology und Partnern aus der Industrie herausgegeben wird. Ihr Ergebnis: 120 der befragten 500 deutschen Kreditinstitute, die kleinere und mittlere Firmen finanzieren, sind gar nicht oder eher nicht mit der Gestaltung ihrer Kreditprozesse zufrieden. Darüber hinaus stehen 151 Finanzdienstleister diesen indifferent gegenüber (siehe Grafik rechts). Es gibt also noch viele Möglichkeiten, um die Abläufe zu verbessern.
Outsourcing umstritten
Während sich mittlerweile Spezialinstitute für die Wertpapierabwicklung und den Zahlungsverkehr etabliert haben, steht das Auslagern der Kreditprozesse an externe Dienstleister in Deutschland erst am Anfang. Selbst wenn in den Schubladen der Kreditinstitute bereits Konzepte zu einer Verbesserung der Kreditprozesse ruhen.
Aktuell wird heftig über den Aufbau hausinterner oder die Nutzung externer Dienstleister ? so genannter Kreditfabriken ? zur Abwicklung der entsprechenden Prozesse diskutiert. In diesem Umfeld agieren beispielsweise die Aareal Hypotheken Management der Aareal Bank, die niederländische Stater oder die aus der Rheinhyp hervorgegangene Prompter. Diese Dienstleister sollen durch eine zentrale Abwicklung des Geschäfts den Kostendruck von den Schultern der deutschen Finanzinstitute nehmen. Die neu aufgebauten Kreditfabriken tun sich aber noch schwer, außerhalb ihrer Muttergesellschaften große, umsatzträchtige Kunden zu gewinnen.
Für kleine und mittlere Banken sowie im Umfeld der Sparkassen und Volksbanken kommen ihre Konzepte aus Kostengründen sowieso nicht in Frage. Sie beteiligen sich stattdessen an Verbundprojekten.
Insgesamt sind die Vorbehalte gegen das Outsourcing in Deutschland noch groß: Nur gut 40 Prozent der im Rahmen der eFinance Lab-Studie befragten Institute können sich mittelfristig eine Zusammenarbeit mit einer Kreditfabrik vorstellen. Die Banken befürchten vor allem, dass die Transaktionskosten in der Wechselbeziehung mit dem Dienstleister den ursprünglich geplanten Budgetrahmen schnell sprengen könnten. Welche Konzepte langfristig greifen, bleibt also abzuwarten.