Handelsbetriebe verstärkt unter Druck
Die Handelsbranche zählt 2008 zu den weniger stabilen Unternehmensgruppen. Gegenüber dem Vorjahr steigt beim Handel – neben den Dienstleistungsbetrieben – die Insolvenzquote wieder an. Branchenunabhängig wächst in diesem Jahr die Zahl der Unternehmensinsolvenzen auf 29.800 Fälle an (Vorjahr 29.150).
- Handelsbetriebe verstärkt unter Druck
- Zahl der Ausfälle steigt
Die Insolvenzbilanz sieht 2008 für Unternehmen nicht gut aus. Nach 29.150 Firmeninsolvenzen im vergangenen Jahr, werden bis Ende 2008 etwa 29.800 Betriebe vom Pleitegeier bedroht sein. Das ist eine Steigerung von etwa 2,2 Prozent. Dies teilte vergangene Woche der Verband der Vereine Creditreform in Neuss mit. Hingegen zeigt sich bei den Verbraucherinsolvenzen ein Lichtblick. Insgesamt beantragten in diesem Jahr rund 98.500 Privatpersonen bei Gericht eine Restschuldbefreiung, im vergangenen Jahr waren es noch 105.300. Aber: Dieser Rückgang resultiert weniger aus einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Verbraucher, sondern aus der stärkeren Einschränkung der Beratungsleistungen von Seiten der Gerichte.
Ebenfalls rückläufig, um 6,3 Prozent, entwickeln sich die so genannten »sonstigen Insolvenzen«, also Nachlasskonkurse ehemals selbstständig Tätiger und persönlich haftender Gesellschafter. In diesem Jahr werden es laut Creditreform28.400 Fälle sein.
Besonders betroffen von den Unternehmensinsolvenzen sind die Dienstleistungsbranche mit einem Zuwachs von 5,2 Prozent auf 15.500 Fälle und die Handelsunternehmen mit 6.340 Fällen (plus 4,1 Prozent). Mit 5.440 Insolvenzen (plus 2,1 Prozent) war 2008 auch das Baugewerbe stärker betroffen als im Jahr zuvor. Allein das verarbeitende Gewerbe zeigte in diesem Jahr eine deutliche Erholung und lag mit 2.520 Insolvenzfällen um 16,3 Prozent unter der Quote des Vorjahres.
Der überdurchschnittliche Zuwachs beim Handel basiert vor allem auf einem Anstiegum6,5 Prozent beim Einzelhandel. Im Großhandel hingegen wurden gerade mal ein Prozent mehr Insolvenzen als 2007 gezählt. Die am häufigsten betroffenen Handelsbetriebe gehören zu der Gruppe »sonstiger Einzelhandel mit Waren verschiedener Art«, also Kioske oder Kiosk-ähnliche Verkaufsstände. Bei den Dienstleistern wiederum sind vor allem Call Center und Arbeitskräftevermittler häufiger als andere Betriebe von der Insolvenz betroffen.
Im Durchschnitt gingen in diesem Jahr 98 von 10.000 Unternehmen in die Insolvenz. Darunter vor allem auch Mikrobetriebe, also Unternehmen mit einem Umsatz von weniger als 100.000 Euro im Jahr. Etwa jeder vierte Insolvenzantrag wurde von einem dieser Kleinstbetriebe gestellt. Insgesamt beläuft sich 2008 die Summe aller Insolvenzschäden in Deutschland auf 29 Milliarden Euro.