Hey Joe: Macho, Macho
Hey Joe: Macho, Macho. Nun gut, irgendwann ist immer das erste Mal. Jetzt haben wir also das erste Mal in der Geschichte der Bundesrepublik eine Bundeskanzlerin.
Hey Joe: Macho, Macho
Frauen befanden sich in unserer Hemisphäre bislang offiziell relativ selten an der Spitze eines Staates oder Volkes. Zu den wenigen, bekannten Ausnahmen gehören unter anderem die westgotische Brunhilde, Maria Stuart, die Königin von Schottland, Maria Antoinette, Königin von Frankreich, die Kaiserin Maria Theresia, Beatrix, Königin der Niederlande, Queen Elisabeth, und Maggie Thatcher natürlich. Das Matriarchat hat sich eben in unseren Breitengraden nie so richtig durchgesetzt. Aber wer weiß? Gesellschaften haben sich immer wieder mal verändert, und vielleicht etabliert sich ja demnächst bei uns eine Art »Angelatur«.
Also nicht, dass ich, Joe Meier, Sachbearbeiter im Controlling beim führenden Scherenhubtischhersteller, etwas gegen Frauen hätte. Gott bewahre, ganz im Gegenteil! Ich liebe, bewundere und verehre die Mädels. Ob blond, ob braun, ich liebe alle Frau?n…! Aber ab und zu bin ich ein bißchen ungeschickt ? manche sagen gar, ein wenig Macho. Nein, nein, ich erzähle keine frauenfeindlichen Witze. So nach dem Muster: »Warum haben Frauen eine Gehirnzelle mehr als ein Pferd? Damit sie beim Treppenputzen nicht aus dem Eimer saufen!« Igitt!
Mir ist neulich bei einer Kollegin was ganz anderes passiert. Ballermann-Hits sind sicherlich nicht jedermanns Sache. Dennoch gibts den einen oder anderen, der zum Mit- oder Nachsingen animiert. Mich jedenfalls schon, obwohl ich dann letztendlich doch mehr Klassik-Fan bin.
»Ich will ne Frau, ohne A….geweih« war so ein Gröhlewerk. Ich gehe mal davon aus, dass jeder weiß, was ein A….geweih ist. Ein Tattoo im Lendenbereich eben, bei jungen Mädels lange Zeit der Renner. Boulevardblätter berichteten im Sommer, dass dieser Schmuck out sei, und so kam es vielleicht zu diesem »Schlager«. Wie auch immer, gut gelaunt ging ich neulich ins Büro von Anita, einer wunderhübschen, supernetten Kollegin aus der Buchhaltung. Lässig sang ich vor mich hin: »Ich will ne Frau, ohne A….geweih…«, und, was soll ich sagen, Anita bekam ?nen feuerroten Kopf! Au Backe, Joe, du Blödmann. Das war keine Schamesröte, das war Zornesröte. »Reiß? dich zusammen, Joe«, fiepste sie, »überleg? dir, was du singst!« Na klaro, schoss es mir durch den Kopf, Anita hat ja so ein Geweih, hat sie jedenfalls mal erzählt. Wie peinlich! Kleinlaut machte ich mich davon.
Gott sei Dank gibt es ja heutzutage ein Mailsystem. Und so habe ich mich auf diesem Weg bei Anita entschuldigt, und ihr eine neue Ballermann-Geweih-Version zukommen lassen: »Ich will ne Frau mit nem A….geweih, A….geweih ? A….geweih ist toll!« Anita war begeistert und hat meine Entschuldigung total akzeptiert.
Ich aber, ich habe mir geschworen, Frauen gegenüber doch ein wenig sensibler zu werden. Und das hat nichts damit zu tun, dass ich ein »Frauenversteher« werden will, oder gar damit, dass wir jetzt eine Frau an der Spitze unserer Regierung haben. Ich will einfach nicht so als Macho dastehen.
»Angelina, Angelina, please bring down your concertina, and play a welcome for me…« Nicht doch, Joe, nicht schon wieder so?n Macho-Lied. Er lernt?s einfach nicht…