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SAP schnüffelt bei Oracle

Industriespionage weit verbreitet

Der Streit zwischen Oracle und SAP wegen angeblicher Industriespionage wirft weitergehende Fragen auf. Sicherheitsexperten meinen, dass solche Praktiken in der US-Industrie weit verbreitet sind.

Autor:Redaktion connect-professional • 25.3.2007 • ca. 1:10 Min

Ob die Vorwürfe stimmen, die von Oracle gegen SAP erhoben werden, bedarf der gerichtlichen Klärung. Laut einem Sprecher von SAP wollen sich die Walldorfer gegen den Vorwurf der Industrriespionage (Informationweek berichtete) »aggressiv wehren«. Die detaillierte Darstellung, die in der Anklageschrift gegeben wird, wirft aber auf beide Unternehmen kein gutes Licht. Die mutmaßlichen SAP-Spione stehen als amateurhafte Stümper da und Oracle muss sich vorwerfen lassen, unzureichende Sicherheitsmaßnahmen implementiert zu haben.

Da sind zunächst die beschuldigten Mitarbeiter von SAP TN: Weit entfernt davon, als Profi-Hacker aufzutreten, haben sie sich unter so ausgebufften Benutzernamen wie »User«, »xx« oder »Null« angemeldet, die eigentlich jeder Sicherheitsverantwortliche sofort als Fälschung erkennen sollte. Als E-Mail-Adresse verwendeten sie so offenkundige Irrläufer wie test@test yomamma.com und als Telefonnummern 4444444444 oder 9999999. Außerdem haben sie direkt von ihren Firmenrechnern aus agiert, ohne sich die geringste Mühe zu geben, ihre Spuren zu verwischen, obwohl es eigentlich jedem Informatiker klar sein sollte, dass jeder Rechner anhand der IP-Adresse leicht zu identifizieren ist.

Das bringt wiederum Oracle ins Spiel. Die dortigen Sicherheitsmechanismen sind offenkundenkundig verbesserungswürdig, denn wie kann es sonst passieren, dass sich jemand unter dem Namen einer Firma einloggen kann, die schon lange kein Kunde mehr ist. Für ein Unternehmen, das damit wirbt, ihre Produkte seien »unbreakable«, sind hier ziemlich viele Türen offen gelassen worden.

Dass solche Spionagepraktiken in der amerikanischen Industrie weit verbreitet sind, glaubt zumindest Ed Gaudet, VP Product Management bei Liquid Machines , einer Sicherheits-Software-Firma. »Das machen Unternehmen die ganze Zeit«. Selbst wenn die so gewonnen Informationen nicht unmittelbar verwendet würden, finde man heraus, wo die Schwachstellen beim Wettbewerber liegen und auf welche Punkte man die Kunden ansprechen sollte.