Ingram Micro erwartet Schwächephase
Broadline-Distributor Ingram Micro blickt auf ein außerordentlich erfolgreiches Jahr 2007 zurück. Auch in Deutschland ist der Marktführer nach hausgemachten Pannen wieder zur alten Stärke zurückgekehrt. Trotzdem beurteilt das US-Management die Marktentwicklung skeptisch. Aus Preiskämpfen will sich der Broadliner künftig heraushalten.
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Angesichts der starken Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr könnten sich die Ingram Micro- Manager eigentlich beruhigt auf die Schultern klopfen. Der US-Konzern steigerte 2007 die Erlöse um zwölf Prozent auf rund 35 Milliarden US-Dollar. Das Nettoeinkommen betrug fast 276 Millionen Dollar (2006: 270 Millionen). Doch der Ausblick des CEO Greg Spierkels auf die Geschäftsentwicklung in diesem Jahr fällt düster aus: »Wir erwarten eine Schwächephase in Nordamerika und Europa.« Im ersten Quartal 2008 erwartet der CEO deshalb nur einen Erlös von bis zu neun Milliarden Euro, der Netto-Gewinn wird demnach zwischen 63 und 71 Millionen liegen. In einem Gespräch mit CRN USA führt Spierkel die Abschwächung auf die allgemeine schwache Wirtschaftslage zurück. »Die Wachstumsraten liegen unter denen des Vorjahrs«, erklärt Spierkel. Darüber hinaus führt der Ingram-Chef das schwache Wachstum auf Preiskämpfe zurück, aus denen man sich künftig heraushalten wolle. »Smart Business as opposed to any Business – heißt die Vorgabe. Maßnahmen, um der möglichen Trendwende entgegenzusteuern sind Diversifizierung im Leistungsangebot sowie die mögliche Bereinigung des umfassenden Portfolios (siehe Interview auf Seite 2).
Ganz so trübe fällt die Analyse der Europa-Manager des Distributors indes nicht aus. In Europa erhöhte der Distributor sein Geschäft sogar um 16 Prozent auf 12,4 Milliarden Dollar. Damit platziert das Europa-Business hinter Nordamerika (knapp 14 Milliarden Dollar) und vor Asien- Pazifik (gut sieben Milliarden) sowie Lateinamerika (gut 1,5 Milliarden). Europa-Chef Jay Forbes bestätigt zwar im Gespräch mit Computer Reseller News die Downturn- Theorie des CEOs: »Wir rechnen damit, dass sich der Wirtschaftabschwung in Nordamerika auch nach Europa auswirken wird, weshalb wir vorsichtig planen. « Doch konkrete Maßnahmen würden nicht folgen: »Wir planen keine Reduzierung in unserem Produktangebot.«
Trotzdem betonen auch die Europa-Manager, dass man sich auf künftige Marktbedingungen vor allem über die Diversifizierung des Angebots rechtzeitig einstellen wolle. So verweist Deutschland-Chef Gerhard Schulz nicht nur darauf, dass man nach der Logistik-Krise vor zwei Jahren inzwischen wieder Marktanteile zurückgewonnen habe und zur alten Stärke zurückgekehrt sei. Stolz ist er vor allem auch auf den erfolgreichen Ausbau des Software-Bereichs, der dem Broadliner ein Standbein in der lukrativen Value Add-Distribution sichern soll. »Im Value Software- Geschäft konnten wir einen Marktanteil von 20 Prozent erreichen und neue wichtige Hersteller-Partner, wie zuletzt VMware, gewinnen«, freut sich Schulz.
Jay Forbes wiederum verweist auf die Akquisition der Spezialdistributoren Symtech und Paradigm, um die Diversifizierungsstrategie in Europa zu verdeutlichen. Der Broadliner hat mit seiner neuen paneuropäischen Geschäftseinheit »Data Capture/ POS« ein neues Marktsegment betreten. Der Europa-Chef kündigt weitere Übernahmen und eine weitere Expansion an. »Geographisch sind für uns das jüngst aufgenommene Geschäft in Afrika und die osteurpäischen Märkte interessant.«