Keine Auswirkungen aufs Tagesgeschäft
Nach dem Aus für Benq-Siemens steht der Münchner Konzern nun mit einer Korruptionsaffäre in den Schlagzeilen. Mindestens 200 Millionen Euro sollen für Schmiergeldzahlungen verwendet worden sein. Tröstlich: Auf das Tagesgeschäft wirken sich die Skandale noch nicht aus.
- Keine Auswirkungen aufs Tagesgeschäft
- Kommentar
Die Geschichte hört sich an, wie ein schlechter Wirtschafts-Krimi: Der Siemens-Konzern wurde nach Erkenntnis der Staatsanwaltschaft von einer Manager- Bande um über 200 Millionen Euro betrogen. Sie waren in der internen Revision und im Rechnungswesen der Siemens-Kommunikationssparte (Com) tätig. Ein Angestellter soll die Schmiergelder in bar nach Österreich gebracht haben. Angeblich sind allein 70 Millionen Euro über drei Konten bei der Raiffeisenbank Tirol in Innsbruck geflossen. 40 Millionen Euro wurden über die Schweiz transferiert. Über diese Kanäle wurde das Geld in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre in solche Länder weitergelei- Mitarbeiter ging offenbar auf: Durch das veruntreute Geld gelang es dem Unternehmen, an lukrative Aufträge zu gelangen. So soll unter anderem für ein Sicherheitssystem der Olympischen Spiele 2004 in Athen gezahlt worden sein.
»Konkrete Erkenntnisse über den Verbleib der Gelder liegen nach wie vor nicht vor«, teilte die Staatsanwaltschaft in München mit. Sechs Manager sitzen nun in Haft. Nach heutigem Kenntnisstand erstaunlich: Welches Motiv sollten Manager aus der internen Revision und dem Rechnungswesen gehabt haben, Bestechungsgelder in fremde Länder zu überweisen? Üblicherweise will man sich mit illegal abgezweigten Geldern selbst bereichern. Sollten die Manager jedoch nicht in die eigene Tasche gewirtschaftet haben, liegt deshalb der Verdacht nahe, dass sie die enormen Schmiergeldsummen auf Anweisung oder mit Wissen führender Manager an der Konzernspitze verteilt haben. Diese Annahme scheint sich nach ersten Ermittlungsergebnissen zu bestätigen: Ein Ex-Angestellter hat eingeräumt, hohe Beträge aus dem Konzern in schwarze Kassen geleitet und anschließend an Konzern- Manager weitergereicht zu haben. Diese verfügten schließlich über die Millionensummen, die nicht in den Siemens-Büchern auftauchten. Wie CRN aus Siemens-Kreisen erfuhr, stellt sich intern nur noch die Frage, ob neben mindestens einem Bereichsvorstand auch Konzernchef Klaus Kleinfeld und der Aufsichtsratsvorsitzende Heinrich von Pierer von den Zahlungen wussten. Das sei angesichts der Höhe der Zahlungen recht wahrscheinlich.
Auf das Tagesgeschäft wirkt sich die Affäre bislang noch nicht aus. »Natürlich ist das keine gute Werbung für Siemens, aber die Verkaufszahlen sind mit Ausnahme der Benq-Handys weiterhin gut«, sagt der Vorstand eines großen TK-Distributors. Das bestätigt auch Uwe Bauer, Pressesprecher bei Komsa: »Im professionellen Segment und den Gigaset- Consumerprodukten gibt es bislang keine Auswirkungen.« Ein umsatzstarker Siemens-Partner in Süddeutschland verzeichnet jedoch bereits seit der Benq-Pleite vermehrt Kundenanfragen, ob man nicht auch bei anderen Unternehmensteilen mit einem baldigen Aus rechnen müsse. Eine klare Antwort kann Siemens darauf nicht geben.
______________________________________
INFO
Siemens AG
Information and Communication Networks
Hofmannstraße 51, 81359 München
www.siemens.de