Kritische Masse erreicht
Kritische Masse erreicht. Nicht wenige werfen Microsoft die Arroganz eines vermeintlichen Monopolisten vor. Eine Einschätzung, die das Microsoft Business User Forum überhaupt nicht teilen kann.

Kritische Masse erreicht
Als im Sommer vergangenen Jahres die erste Microsoft-Anwendervereinigung für IT-Entscheider mit strategischer Ausrichtung und Budgetverantwortung gegründet wurde, hob Microsoft nicht nur zum Lob an. Ein einzelner Anwender ist nicht nur leichter zu handeln als eine ganze Gruppe, die Kritik an der Geschäfts- und Produktpolitik Microsofts übt, er ist auch weniger einflussreich.
Inzwischen hat Microsoft einen anderen Kurs eingeschlagen und übt sich in der Kooperation mit Microsoft Business User Forum e.V. (mbuf). Kunden, die mit Problemen beim Einsatz der Software an Microsoft herantreten, werden sogar an mbuf verwiesen.
Der in München gegründete Verein verfolgt das Ziel, den Austausch untereinander sowie den Dialog mit Microsoft zu pflegen. »Unser Ziel ist es, im Austausch untereinander sowie im kritischen, aber fairen Dialog mit Microsoft an IT-Lösungen zu arbeiten, die unseren Geschäftsprozessen gerecht werden ? praxisnah, ideologiefrei und partnerschaftlich,« so formuliert es Wolfgang Berchem, Vorstandsmitglied des mbuf und hauptberuflich Leiter Information Systems bei der Schüco International KG.
Zu den neun Gründungsmitgliedern gehörten bereits solche Schwergewichte wie Festo oder Gardena. Inzwischen sind unter anderem Banken, Versicherungen und Behörden zu den über 40 Mitgliedern hinzugekommen.
Intensiver Dialog mit Profi-Anwendern
40 Mitglieder? Das klingt zunächst nicht viel, doch vergegenwärtigt man sich, dass dahinter rund 200000 repräsentierte Anwender stehen, dann ist das selbst für die Redmonder eine durchaus respektable Zahl. So erkannte Microsoft schnell, dass es diese Anwendervereinigung nicht ignorieren kann und schloss einen Kooperationsvertrag mit dem mbuf.
Jürgen Gallmann, Geschäftsführer von Microsoft Deutschland, unterzeichnete den Vertrag höchst persönlich und betont die Bedeutung des Forums als einen Raum für einen »intensiven Dialog mit professionellen Anwendern«. Selbst bei Bill Gates fand mbuf bereits Aufmerksamkeit. Er kam zum Info Day 2005/01 der Anwendervereinigung, um über die Systemarchitektur von Microsoft zu sprechen.
Das Herzstück des Userforums bilden die Arbeitsgruppen, die sich mit konkreten Themen wie Health Care, Lizenzen, Portale Sicherheit oder Standardisierung befassen. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen werden im Intranet des mbuf bereitgestellt und auch an Microsoft herangetragen. Das geschieht in einem gemeinsamen Gremium der Anwendervereinigung mit Microsoft.
Zusätzlich zur Organisation in Form von Arbeitsgruppen ist mbuf regional aufgestellt. Im Rahmen der mbuf-Regio-Veranstaltungen berichten die Mitglieder der Arbeitsgruppen ihren Kolleginnen und Kollegen der Region, welche Analysen und Forderungen an Microsoft erarbeitet wurden.
Auch wenn mbuf eine deutsche Anwendervereinigung ist, hat das nichts mit deutschem Vereinsklüngel zu tun. So stellten die Mitglieder auf dem CIO Summit in Barcelona fest, dass die japanische Usergroup MUGEN-Kai sich mit den gleichen Fragen auseinandersetzt. Die Herausforderungen sind also international. Und je mehr Anwendervereinigungen es weltweit gibt, die gleiche Forderungen formulieren, desto mehr ist Microsoft gezwungen, diese ernst zu nehmen. Bleibt abzuwarten, ob die Anwender den nötigen langen Atem dafür haben.