Magirus will Value - Avnet macht Volume
Ist das Geschäft mit IBM- und HP-Produkten überhaupt noch Value- Geschäft? Magirus sagt »Nein« und stößt sein Infrastrukturgeschäft an den Wettbewerber Avnet ab. Während der Stuttgarter VAD sich nun auf Wachstumsbereiche, wie etwa Virtualisierung oder Open Source, fokussieren will, inthronisiert sich Avnet als neue Nummer eins in der europäischen Distribution von Enterprise-Lösungen.
- Magirus will Value - Avnet macht Volume
- Sich mit der Übernahme stärken
- Interview: »Wir sind Pionier, nicht Konsolidator«
Vielleicht war die alte Branchen- Floskel »Get big, get niche or get out« nie wahrer als jetzt, da die gesamte Szene für Distributoren mit Value Add-Anspruch einem enormen Konsolidierungsdruck ausgesetzt ist. Der Value Add-Distributor Magirus jedenfalls sah sich schon seit längerem am Scheideweg: »Der Markt für HP und IBM ändert sich. Viele dieser Produkte brauchen keine VAD-Services und zunehmend drängen auch die Broadliner in dieses Geschäft«, stellt der Vorstandsvorsitzende Fabian von Kuenheim fest. Konsequenterweise kappt Magirus, der sich in den vergangenen Jahren bereits um eine breitere Aufstellung bemühte, nun dieses Volume- Business komplett und geht in die Nische. Ein geradezu abenteuerlicher Schachzug vom Magirus- Vorstand, der seit jeher »kreativ und risikobereit« arbeiten wollte, wie von Kuenheim betont.
Schließlich gibt Magirus an seinen Wettbewerber Avnet mit der Enterprise Infrastruktur Division eine für die Gruppe durchaus bedeutende Unternehmenseinheit ab, die rund 360 Millionen Euro im Jahr – das sind etwa 62 Prozent des Magirus-Umsatzes – erzielt. 140 Magirus-Mitarbeiter wechseln im Verlauf der behutsamen Integration, die im Oktober beginnen und im nächsten Frühjahr abgeschlossen sein soll, zur Avnet Technology Solutions. Und mit ihnen geht das komplette Geschäft mit Servern, Software, Storage von HP und IBM sowie die dazugehörigen Services auf Avnet über.
Nun konzentriert sich Magirus auf sein Systemgeschäft (ITAdvisory Group) und in der Distribution auf die Bereiche Security, Virtualisierung, Open Source und Information Lifecycle Management. »Unseren Kunden bieten wir mit diesem Lösungsangebot hohe Wachstumschancen und Expansionsmöglichkeiten in neue Marktsegmente«, sagt Kuenheim. Man werde darüber hinaus durch Zukäufe die neue Positionierung stärken. Schon sieht man sich nach geeigneten Übernahme-Kandidaten um, beispielsweise lokalen Spezialisten für Security oder Virtualisierung in den Benelux-Ländern oder in Skandinavien.