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Verkanntes Potenzial bei Distis und Resellern

Nischenmarkt Thin Clients

Server based Computing erfreut sich seit Jahren steigender Zuwachsraten und lukrativer Margen für Systemhäuser und VARs. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Thin Clients immer noch ein Nischenmarkt sind. Um hier mitspielen zu können, brauchen Händler und Distributoren vor allem Know-how.

Autor:Redaktion connect-professional • 6.6.2007 • ca. 2:15 Min

Von den Margen im Thin Client-Umfeld können PC-Händler nur träumen, heißt es. Zudem wächst der Markt für Server based Computing Jahr für Jahr deutlich zweistellig. 2006 mussten Thin Clients allerdings zur Jahresmitte die gleiche Delle hinnehmen wie der PC-Markt, legten im dritten und vierten Quartal aber überproportional zu. Im Gesamtjahr 2006 wuchs der Thin Client-Absatz in der EMEA-Region laut IDC im Jahresvergleich um 17 Prozent. Am schwächsten fiel der Zuwachs in den entwickelten Märkten Großbritannien und Deutschland aus. Dafür wurden in Deutschland im vierten Quartal 2006 EMEA-weit die meisten Geräte abgesetzt, rund 70.000. Im Gesamtjahr 2006 waren es über 230.000.

Während in den meisten Märkten wenige starke Hersteller wie Wyse, HP und Neoware den Markt dominieren, ist der deutsche Markt stärker fragmentiert, weil hier starke lokale Anbieter, wie Marktführer Igel, mitmischen. Der Bremer Anbieter setzte sich 2006 mit einem Anteil von über 26 Prozent vor Wyse, Fujitsu Siemens Computers (FSC) und HP durch. Auf den Plätzen folgen die Thin Client-Hersteller VXL und Neoware vor Sun. Igel konnte im vergangenen Jahr nicht nur in Deutschland, sondern auch EMEA-weit kräftig zulegen. Dagegen büßte Wyse, immerhin der weltweit führende Thin Client-Anbieter, 2006 in Europa und Deutschland Marktanteile ein. Auch Neoware musste nach internen Turbulenzen und Lieferschwierigkeiten (CRN berichtete in Ausgabe 19/2007) Federn lassen.

Trotzdem dominieren die Spezial-Hersteller den Thin Client-Markt. Von den großen PC-Herstellern mischen nur HP und FSC hier mit. Bei ihnen machen die dünnen Clients nur einen Bruchteil des Umsatzes aus, den sie mit PCs erwirtschaften. »Gemessen an der Größe des Geschäfts sind Thin Clients sicher ein Nischenprodukt, aber für uns trotzdem ein Fokusbereich, den wir ähnlich positionieren, wie beispielsweise Workstations«, beteuert Jochen Erlach, Direktor Solution Partner Organisation bei Hewlett-Packard. Er räumt jedoch ein: »Bei Thin Clients sind wir noch nicht so aufgestellt, wie wir das wollen. Das bedarf noch mehr Fokussierung. « In den kommenden zwölf Monaten werde es da noch einige Neuerungen geben, auch produktseitig. Bei HP sind die Thin Clients in der Personal Systems Group aufgehängt. »Das läuft in der Gesamtorganisation mit, aber wir überlegen uns schon, wie wir unsere Partner gezielt unterstützen. So gibt es beispielsweise bei Partner-Konferenzen für sie extra Veranstaltungen. « Von HPs 338 Preferred Partnern verkaufen laut Erlach nur rund zehn Prozent auch die Thin Clients. »Dafür braucht ein Partner spezielles Know-how. Das sind oft Partner aus dem Server-Storage- Umfeld, weniger Partner, die PC-Geschäft machen.«

Im Gegensatz zum Massengeschäft mit PCs und Notebooks sind Thin Clients aber vor allem ein Geschäft für Lösungsanbieter. »Wir sehen schon, dass sich das Geschäft ausweitet und immer mehr Kunden sich mit Server based Computing auseinandersetzen «, so Erlach. Derzeit wären Thin Client-Architekturen aber immer noch auf den gehobenen Mittelstand und Corporate-Kunden beschränkt.

»Der Begriff Nischenmarkt ist nicht mehr so passend. Immerhin machen Thin Clients in Deutschland schon neun Prozent vom gesamten Desktop-Markt aus«, meint dagegen Hagen Dommershausen, Marketing Director Central Europe Wyse Technology. »Und der Markt wächst weiter stark, trotz einer Delle Mitte 2006. Ende 2006 stiegen die Verkäufe wieder steil an. Außerdem spüren wir, dass sich die Möglichkeiten verbessert haben, den Markt zu adressieren.«