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IT-/Telekommunikationsfirmen

Nortel Networks beantragt Gläubigerschutz

Der Netzwerkausrüster Nortel Networks steckt in massiven finanziellen Schwierigkeiten. Das Unternehmen beantragte gestern bei einem Distriktgericht im U.S-Bundesstaat Delaware Gläubigerschutz.

Autor:Bernd Reder • 14.1.2009 • ca. 1:25 Min

Das Lachen ist ihm vergangen: NortelsChef Mike Zafirovski musste für das Unternehmen Gläubigerschutz beantragen.

Bereits Mitte Dezember war durchgesickert, dass sich das Unternehmen mit Hauptsitz in Toronto (Kanada) für den »Fall der Fälle«, sprich einen Bankrott, rüstet (Network Computing berichtete). Fachleute erarbeiteten ein entsprechendes Szenario.

Nun musste Nortel Networks tatsächlich bei einem Gericht in den USA Gläubigerschutz entsprechend Chapter 11 beantragen. Auch in Kanada hat Nortel vergleichbare Maßnahmen eingeleitet.

Das Fass zum Überlaufen brachten nach Angaben des »Wall Street Journal« Zinsen für Anleihen in Höhe von 107 Millionen US-Dollar, die in der laufenden Woche zur Rückzahlung anstanden. Der Netzausrüster konnte das Geld nicht aufbringen.

Präsident und Chief Executive Officer Mike Zafirovski gab sich trotzdem optimistisch. Das Unternehmen habe Bargeldreserven in Höhe von 2,4 Millionen Dollar, die für eine Restrukturierung bereitstünden.

Bilanz des Schreckens

Wie er Nortel Networks wieder in die Erfolgsspur zurückbringen will, ließ Zafirovski allerdings offen. Der Manager, der 2005 das Ruder bei Nortel übernahm, konnte das Unternehmen nicht in die Gewinnzone zurückführen. Obwohl in den vergangenen knapp vier Jahren an die 18 Prozent der Jobs gestrichen wurden und sich der Personalstand von 90.000 (im Jahr 2000) auf 30.000 verringerte, türmte der Hersteller einen Schuldenberg von 4,5 Milliarden Dollar auf.

Den vorläufigen Negativ-Höhepunkt bildete das dritte Quartal des laufenden Geschäftsjahrs: Im November musste Zafirovski den Aktionären einen Nettoverlust von 3,4 Milliarden Dollar beichten, bei einem Umsatz von 2,32 Milliarden Dollar.

In den ersten drei Quartalen, sprich bis zum 30. September 2008, fuhr der Konzern einen Verlust von 3,66 Milliarden Dollar ein. Der Umsatz lag bei 7,699 Milliarden Dollar – 51 Millionen weniger als im selben Zeitraum des Vorjahrs.

Ob Nortel – und Zafirovski – den Kopf noch einmal aus der Schlinge ziehen können, ist mehr als ungewiss. Das Rezept, mit dem die Führung die Firma wieder auf Vormann bringen wollte, griff in den vergangenen Jahren nicht: Entlassungen und Ausdünnen des Produktportfolios. Und neue Ideen scheint das Management von Nortel nicht zu haben.

Schade um das traditionsreiche Unternehmen, dessen Ursprünge bis ins Jahr 1895 zurückreichen, wäre es allemal.