Open für Neues
Open für Neues. Ein Jahr nach der Übernahme von Ixos, und trotz Gewinnwarnung, gibt sich Open Text zuversichtlich für das laufende Geschäftsjahr. Das Unternehmen will eine beinah lückenlose Integration der neu gekauften Produkte erreichen und macht sich verstärkt auf die Eroberung neuer Märkte.

Open für Neues
Open Text der Content-Management-Hersteller aus Kanada, hat für das Ende März abgelaufene dritte Geschäftsquartal 2004/05 eine Umsatzwarnung ausgegeben. Nach vorläufigen Berechnungen hat das Softwareunternehmen aus Waterloo seine Einnahmen gegenüber dem Vorjahreszeitraum zwar von 80,2 Millionen auf 104 bis 106 Millionen Dollar gesteigert. Prognostiziert waren jedoch Erlöse zwischen 108 Millionen und 112 Millionen Dollar. Der CMS-Anbieter sieht jedoch keinen echten Grund zur Beunruhigung.
Auf Shoppingtour
Open Text war in den letzten Jahren auf Einkaufstour, und nach Gauss und Ser wurde ebenfalls die Ixos AG vom Software-Spezialist geschluckt.
Im Februar 2004 war es soweit. Die Kanadier erwarben 88 Prozent von Ixos. Durch den Zusammenschluss entstand der selbsternannte weltweit führende Anbieter von ECM-Lösungen mit insgesamt mehr als 13000 Kundeninstallationen in 114 Ländern und zwölf Sprachen, rund 20 Millionen Anwendern und einem Umsatz von mehreren hundert Millionen Dollar. »Doch die Technologien zusammenzukaufen ist maximal die halbe Miete. Die diversen Lösungen, die bisher einzeln vertrieben wurden, müssen mit der Open Text Plattform verschmolzen werden«, betont Jörg Dennis Krüger, Geschäftsführer vom herstellerunabhängigen Beratungshaus JDK.
Um eine Integrationsbasis für zugekaufte Produkte zu schaffen entwickelte das Unternehmen die »Livelink ECM Service Architecture«. Die Ende letzten Jahres vorgestellte Plattform soll die Integration der eigenen, aber auch der externen Lösungen ermöglichen.
Die in Java geschriebene Software verfügt über verschiedene Dienste, die das Zusammenspiel von Daten und Prozessen vereinfacht. Web-Services erleichtern dabei die Kommunikation. Darüber hinaus findet derzeit nicht nur eine Umbenennung des neuerworbenen Portfolios, sondern eine Anpassung und - wo nötig - eine Ergänzung des Angebotes statt.
Jörg Dennis Krüger traut Open Text die Fähigkeiten zu, diese Aufgabe zu bewältigen. Wie das letztendlich in die Praxis umgesetzt wird, darauf kann man gespannt sein. »Das kanadische Unternehmen ist auf dem besten Wege, dem großen Vorbild SAP nachzueifern«, so die Einschätzung des Beraters.
Open Text arbeitet weiterhin mit verschiedenen Partnern zusammen, verfügt als Unternehmen jedoch über einen einzigen Vertriebskanal, unserem Direktvertrieb. Für die Zukunft gilt - laut Open Text Chef Limberg -, dass »egal was der Kunde an Lösungen aus den neugekauften Unternehmen im Betrieb hat oder erwerben will, er hat nur einen Ansprechpartner, der für ihn zuständig ist«.
Neue Märkte erobern
Ein Schwerpunkt in der Businessstrategie von Open Text ist die Intensivierung der Geschäftstätigkeit im osteuropäischen Markt. »Für uns sind unsere osteuropäischen Nachbarn sehr interessant. Die dort ansässigen Unternehmen haben einen hohen Bedarf an IT-Lösungen, weil sie einiges nachholen müssen, aber auch, weil sich unter anderem viele deutsche Firmen sich dort angesiedelt haben und die entsprechende IT benötigen«, betont Limberg.
Der Software-Hersteller macht 53 Prozent seines Umsatzes in Europa, 42 in Nordamerika und nur 5 davon in Nahost und Asien. Das soll sich laut Unternehmensaussagen aber auch etwas ändern. Die Kanadier wollen dort verstärkt mit Partnern arbeiten, um das Lizenzgeschäft anzukurbeln und auszubauen.
Auch hierzulande hat Open Text einiges vor. Das Unternehmen plant weitere Firmenakquisitionen: »Wir werden die Augen offen halten, um durch Neukäufe bestimmte Marktnischen noch besser bedienen zu können«, erklärt Limberg.
Für das Gesamtjahr erwartet Open Text weltweit Einnahmen von rund 440 Millionen Dollar. Das entspricht einem Umsatzwachstum von zirka zwanzig Prozent. Außerdem findet beim Software-Spezialisten Mitte des Jahres eine wichtige Personalveränderung statt. Mit Wirkung zum 1. Juli zieht sich CEO Tom Jenkins auf den Verwaltungsratsvorsitz zurück. Neuer Firmenchef wird dann der aktuelle Open Text President und Vorstand der Ixos Software AG, John Shackleton.