Zum Inhalt springen
Buyers Guide: KVM-Switches

Platz schaffen

Der Markt für KVM-Switches ist mit Angeboten reich gesättigt. Aber KVM-Switch ist nicht gleich KVM-Switch. Network Computing zeigt, worauf bei der Auswahl zu achten ist.

Autor:Redaktion connect-professional • 26.9.2007 • ca. 5:15 Min

Schon in den frühen 80er-Jahren gab es KVM-Switches – kleine Kästchen mit einem Knopf und den Buchstaben A und B auf der Frontseite, zwei Eingangs-Ports für Keyboard-/Video-/Mausverbindungen und einen Ausgangsport für die KVM-Verbindung auf der Rückseite. Mit diesem beeindruckenden Wunderwerk der Technik ließen sich zwei PCs über eine einzelne Tastatur, eine Maus und einen einzelnen Bildschirm steuern. Moderne KVM-Switches sind natürlich nicht mehr mit diesen Umschaltern vergleichbar – neue Geräte unterstützen von einem oder mehreren Standorten aus Hunderte oder gar Tausende von Computern.

Was sind die Gründe dafür, KVM-Switches zu installieren? Nur selten benutzte Tastaturen, Mäuse und Bildschirme zu kaufen, zu pflegen, zu ersetzen und mit Strom zu versorgen (die Bildschirme) verursacht vermeidbare Kosten. Zudem schafft ein KVM-Switch Platz: Leicht lassen sich in einem Rack drei, vier Blades an dem Ort unterbringen, den sonst ein Bildschirm, eine Maus und eine Tastatur für sich beanspruchen würden. Ein weiteres Argument ist die Reaktions- beziehungsweise Antwortzeit eines Administrators oder Helpdesk-Mitarbeiters; der Administrator beispielsweise muss sich nicht mehr auf den Weg in den Serverraum machen, um dort dem Mail-Server wieder auf die Sprünge zu helfen, er greift einfach von seinem Büro aus auf diesen Server zu. KVM-Switches bieten also zentrale Kontrolle über weit verteilte Server und andere wichtige Maschinen.

Plattformen und Ports

Bei der Auswahl eines KVM-Switchs oder, besser gesagt, einer KVM-Switch-Lösung sind unbedingt vier wichtige Punkte zu beachten: die zu unterstützenden Plattformen (Wintel, Sun, Apple etc.), die Anzahl der heute und künftig zu unterstützenden Ports, das physische Layout des Maschinenraums und die Stabilität des Switchs. KVM-Switches gibt es in zahlreichen Variationen mit unterschiedlichen Featuresammlungen und in Preisklassen. Die einfachsten sind nach wie vor kaum mehr als simple A/B-Umschalter, während moderne Exemplare Zugriffe via IP gestatten. Um einen geeigneten KVM-Switch zu finden, sollte sich der »Einkäufer« zunächst genau überlegen, welche Plattformen der Switch unterstützen muss. Existiert ein gemischter Bereich mit den üblichen x86-PCs, ein paar Sun-Maschinen und dem einen oder anderen Mac, dann ist genau zu untersuchen, ob der KVM-Switch auch Verbindungen zu diesen Systemen unterstützt. Denn jede dieser Architekturen verwendet beispielsweise unterschiedliche Tastaturanschlüsse. Neuere Macs und x86-Systeme bereiten weniger Schwierigkeiten, wenn beide Plattformen VGA für den Bildschirm und USB für die Tastatur nutzen. Einige Switch-Hersteller verkaufen kleine Adapter,

die den Anschluss von Sun-Systemen an x86-Switches ermöglichen. Andere Produzenten, beispielsweise Aten, bieten unterschiedliche KVM-Switches zur Unterstützung verschiedener Systeme. Sind Multimediasysteme zu unterstützen, dann ist ein KVM-Switch zu suchen, der dies ebenfalls tut – die Auswahl wird dann schon deutlich geringer, denn nur wenige Switches unterstützen beispielsweise Sound. Es nützt ja nichts, wenn die am gesteuerten Computer angeschlossenen Lautsprecherboxen losplärren, aber der Bediener dieses Computers nichts hört, weil er ein paar Büros entfernt sitzt.

Die Portdichte und Skalierbarkeit von KVM-Switches sind ein wichtiger Faktor. In einem kleinen Unternehmen oder in einem kleinen Serverraum einer Zweigstelle reichen 16 Verbindungen vielleicht aus. Die Steuerung eines jeden Computers in einem 150-m2-Maschinenraum ist hingegen sorgfältiger zu planen. Viele KVM-Switches lassen sich stapeln oder kaskadieren und damit zu einer einzigen logischen Einheit verbinden. In diesem Fall ist es eine Aufgabe, herausfinden, wie weit zwei Switches maximal voneinander entfernt installiert sein dürfen, denn wenn mehrere Racks vorhanden sind, müssen die Kabel manchmal größere Distanzen überbrücken. Ebenso kann die maximale Distanz zwischen den individuellen Computern und dem KVM-Switch Grenzen markieren, die von Hersteller zu Hersteller variieren. Einige Switches erfordern proprietäre Kabel, und verschiedenen Hersteller verkaufen Extender-Kabel (oft Kategorie-5-Kabel), um die Entfernung zwischen dem Switch und den angeschlossenen Ein-/Ausgabegeräten zu erweitern. Einige Hersteller, beispielsweise Avocent, bieten sogar Wireless-KVM-Extender.

Zielauswahl

Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist die Methode, mit der das zu steuernde System selektiert wird. Die billigsten und technisch simpelsten Methoden sind das Drücken von Knöpfen oder Drehen von Schaltern am Switch. Wer die alten A/B-Druckerumschalter noch kennt, der wird auch die Nachteile dieser Art von KVM-Switch kennen: Befindet sich der Switch nicht in unmittelbarer Nähe zu Tastatur, Maus und Bildschirm, dann muss der Benutzer erst zum Switch laufen, dort umschalten und schließlich an seinen Arbeitsplatz zurückkehren. Einige solcher KVM-Switches sind sehr stabil und können das Gewicht eines 15-Zoll-Bildschirms locker tragen. Für einen kleinen Serverraum oder das Home-Office ist so ein KVM-Switch vielleicht schon alles, was man braucht. Ist mehr Flexibilität gefragt oder ist eine große Anzahl von Computern zu unterstützen, dann sind KVM-Switches mit On-Screen-Menüs oder Hot-Keys die bessere Wahl. Diese Modelle schalten durch Betätigen einer bestimmten Tastenkombination zwischen den angeschlossenen Systemen hin und her, oder sie öffnen ein Menü, aus dem der Benutzer das anzusteuernde System auswählt. Ein Vorteil dieser Systeme ist, dass sie dem Benutzer ermöglichen, zwischen den Computern umzuschalten, ohne dass er seine Hände von der Tastatur nehmen muss. Die meisten Switches mit Menüsystem erlauben es, den angeschlossenen Computern permanente Namen oder Identifikationsstrings zu geben, die im Menü angezeigt werden. Das erleichtert die Identifizierung eines Computers. Ein paar dieser Switches zeigen auch gleich an, welche Computer ein- und welche ausgeschaltet sind.

Highend mit Intelligenz

Die fortschrittlichsten KVM-Switches sind keine dummen Umschalter mehr, sondern sie enthalten eine gewisse Intelligenz. Das erlaubt zusätzliche (Sicherheits-)Features, beispielsweise die Benutzerauthentifikation – ein Benutzer muss sich erst am KVM-Switch authentifizieren, bevor er ihn benutzen kann. Einige Systeme bieten auch vollständige Zugriffssteuerungslisten, die Anwendern gestatten, ausgewählte Computer zu modifizieren, während sie andere Computer nicht berühren dürfen. Unterstützt der KVM-Switch eine Protokollierung, dann lässt sich später leicht nachvollziehen, wer den Switch wann und wozu benutzt hat. Einige Switches unterstützen lediglich ein KVM-Passwort, während andere gegen Backend-Datenbanken oder Windows-Domänen authentifizieren. Für die Authentifizierung gegen eine Domäne ist natürlich Netzwerkzugriff erforderlich.

Für frischen Wind auf dem KVM-Switch-Markt haben KVM-over-IP-Switches gesorgt, die einen oder mehrere Remote-Plätze über IP-Netzwerke (einschließlich Internet) mit vielen Computern verbinden. Im Gegensatz zu analogen KVM-Produkten können diese Switches über große Distanzen arbeiten. Dieses Feature ist besonders nützlich für Administratoren, die sich häufig an entfernten Standorten befinden, aber trotzdem die Server im Unternehmen im Griff behalten müssen. Je nach Hersteller und Modell können außerdem mehrere Benutzer simultan über ein und denselben Switch Computer steuern, was vielleicht der größte Vorteil gegenüber den traditionellen Ein-Operator-KVM-Switches ist.

KVM-over-IP-Switches haben aber auch Nachteile. Naturgemäß erfordern sie mehr Setup als traditionelle Switches, bei denen es in der Regel mit dem Anschließen der notwendigen Kabel bereits getan ist. Management- oder Authentifikations-Server sind zu installieren, und die Clients, die sich mit dem KVM-Switch verbinden sollen, benötigen möglicherweise spezielle Software oder Web-Browser-Erweiterungen. Und wie jedes Netzwerkgerät können auch solche Switches für Attacken anfällig werden. Einige Switches werden über Web-Browser und Java administriert, und einige unterstützen auch SNMP und NT-Domänenauthentifikation – alle diese Schnittstellen sind verwundbar. Die meisten dieser Switches besitzen aber Monitoring-Features und benachrichtigen den Administrator im Problemfall. Ist ein solcher Switch mit kritischen Servern verbunden, sollte er hinter der Firewall installiert sein.

Kein KVM-Switch ist perfekt, und gelegentlich verweigert die Maus oder die Tastatur die Arbeit. Einigen Switches gefällt es nicht, wenn zuerst der Computer und danach der Switch eingeschaltet wird. Andere Switches erlauben es nicht, den Hot-Key zu ändern, so dass es vorkommen kann, dass sich das KVM-Switch-Menü ungewollt öffnet oder ungewollt zu einem anderen Computer geschaltet wird. [ dj ]