RFID: Dreistellige Wachstumsraten erwartet
RFID: Dreistellige Wachstumsraten erwartet. Der Einsatz von Transponder-Lösungen nimmt in der Warenlogistik und anderen Bereichen spürbar zu. Systemhäuser mit Know-how im Netzwerkbereich und Gespür für Branchenlösungen können mit erfreulichen Zuwächsen rechnen.
RFID: Dreistellige Wachstumsraten erwartet
Zumindest in Militärkreisen ist die RFID-Technologie schon seit Jahrzehnten bekannt. Seit dem Siegeszug der WLAN-Funktechnologie und moderner Softwarelösungen erlebt RFID nun auch in der Privatwirtschaft einen Nachfrageschub. Mit Hilfe der kleinen Datenspeicher ließen sich fast in allen Bereichen mehr Produktivität und Effizienz erzielen ? versprechen zumindest die Hersteller. Angesichts weit gefächerter Einsatzbereiche sind aktuelle Marktprognosen überaus optimistisch: IDC prognostizierte bereits für das vergangene Jahr 47 Prozent Wachstum. Die Schweizer Analysten von Soreon Research rechnen auf dem europäischen Markt mit einem Umsatzanstieg von rund 400 Millionen Euro 2004 und einem Gesamtvolumen des Marktes von 2,5 Milliarden Euro im Jahr 2008.
Entscheidend getrieben wird das Wachstum durch die RFID-Planungen großer Handelskonzerne wie der Metro hierzulande, Tesco (Großbritannien) und Carrefour (Frankreich). Durch die Marktmacht der großen Lebensmittelketten sind auch Zulieferer zur Einführung gezwungen. Der US-Platzhirsch Wal-Mart fordert von seinen Top-Lieferanten ab diesem Jahr die RFID-Kennzeichnung von Paletten und Verpackungen; Metro bezieht bereits von ihren 22 Top-Lieferanten Ware nur noch mit RFID-Label; rund 80 weitere Zulieferer müssen bis zum Jahresende nachziehen.
Retailer machen Druck
Den Druck der Konzerne bezeugt auch eine im Auftrag des Druckerherstellers Printronix erstellte Studie des Marktforschungsinstitutes Vanson Bourne: Laut dieser Untersuchung erproben bereits 35 Prozent der führenden europäischen Retailer die RFID-Technologie in ihrer Zuliefererkette. Der Trend setzt sich fort: Fast die Hälfte der Unternehmen gab an, in den kommenden sechs Monaten ein RFID-Pilotprojekt zu starten, rund 90 Prozent wollen bis 2006 RFID einsetzen. Nicht immer hält die Technik dabei mit den ehrgeizigen Manager-Plänen mit: Bei einigen stark wasserhaltigen Gebinden oder bei Metalldosen führt das Einlesen von RFID-Informationen noch zu Problemen, so dass mancher Retail-Lieferant die knappen Vorgaben nicht einhalten kann. Metro und Wal-Mart mussten deshalb bereits ihre ursprünglichen Ziele korrigieren.
Der größte Umsatz-Anteil des Marktes liegt nach der Expertenschätzung heute wie in Zukunft im Bereich der Transponder: Sie machen rund 75 bis 80 Prozent des gesamten Marktvolumens aus. Die Zahl der Transponder steigt bei einem flächendeckenden Einsatz im Bereich der Supply Chain und bei einer punktuellen Nutzung für Einzelprodukte schnell über die Milliardengrenze: Aktuelle Schätzungen rechnen mit 500 Milliarden benötigten RFID-Tags pro Jahr.
Trotz des von Soreon erwarteten schnellen Preisverfalls bei Transpondern durch die künftige Verwendung preisgünstiger Materialien in der Produktion und der Realisierung von Einsparungen dank Massenfertigung, dürfte das Marktwachstum über fünf Jahre stabil bleiben. Denn nicht nur Paletten und Kartons werden mit Tags versehen, sondern ab 2006 auch zunehmend einzelne Produkte am Point of Sale. Bis 2008 könnten rund fünf Prozent aller durch den Einzelhandel vertriebenen Produkte zusätzlich oder anstatt des Barcodes einen RFID-Tag tragen.
Die Schätzungen für das RFID-Marktwachstum beinhalten noch nicht indirekt anfallende Investitionen, die der Technologie-Wandel mit sich bringen wird: Vielfach werden neue Warenwirtschaftssysteme benötigt oder RFID-Datenströme müssen in vorhandene Lösungen implementiert werden. Auch neue Storage-Lösungen sind gefragt. Netzwerkinstallationen zählen ebenfalls zu den anfallenden Dienstleistungen rund um RFID. Im Jahre 2008 könnten nach Analystenschätzung mit Services rund 500 Millionen Euro umgesetzt werden. Etwa die Hälfte davon sind Integrationsleistungen.
Null Fehler
Wolfgang Weyand, Lead RFID Architect bei der IBM Software Group, ist von der Zugkraft der Technologie überzeugt: »Fast alle Industriezweige sind interessiert.« Die von IBM angebotenen Lösungen ermöglichten den Anwendern in der Warenlogistik eine dauerhafte Feinprüfung mit einer »Fehlerquote gleich Null«. In Sachen RFID-Integration positioniert sich Big Blue als eine Art Generalunternehmer, der eigene und Fremd-Hardware ebenso anbietet wie Softwarelösungen (»IBM Web Sphere RFID Server«) und deren Integration ? weitere Serviceleistungen eingeschlossen.
Auch die texanische i2 Technologies, ein Anbieter von End-to-End Supply-Chain-Management-Lösungen, ist in Sachen RFID engagiert. Arvind Parthasarathi, als Director Product Management für den Themenbereich RFID zuständig, sieht ebenso wie IBM zahlreiche, schnell realisierbare Anwendungsbereiche: »Der Einsatz ist nicht auf den Einzelhandel beschränkt.« Unternehmen in nahezu jeder Branche könnten profitieren: Beispielsweise ließe sich das Ladegut eines LKW exakt bestimmen, ohne den LKW abladen zu müssen. Halbleiterhersteller könnten die Wafer-Spezifikationen identifizieren, ohne dass dafür zuerst die Reinräume betreten werden müssen. Und Mechaniker könnten eine Maschinenkomponente ausfindig machen, ohne die gesamte Maschine auseinander bauen zu müssen.
Der i2-Manager warnt jedoch vor einer übereilten RFID-Einführung ohne gründliche Analyse: »Durch den Druck, den Einzelhandelsketten auf ihre Lieferanten ausüben, besteht die Gefahr, dass einige Unternehmen übereilte Entscheidungen treffen, ohne sich angemessen darauf vorbereitet oder ihre eigenen Geschäftsziele vollständig durchdacht zu haben.« Dies könne dazu führen, dass Millionen Euro in eine RFID-Implementierung investiert würden, die daran scheitere, dass entweder die Geschäftsdaten nicht gesäubert und für GTIN (GTIN = Global Trade Item Number) vorbereitet wurden oder aber Strategien, Prozesse oder Werkzeuge zur effektiven Verwendung der von RFID erzeugten Datenvolumina fehlten.
Wie im Gefolge der ganz Großen auch mittelständische Systemhäuser vom RFID-Marktwachstum profitieren können, weiß Thomas Rissmann, Vertriebsleiter des niedersächsischen Auto-ID-Distributors Intertrade A.F.: »Mit richtig starken Wachstumsraten können vor allem solche Systemhäuser rechnen, die sich bereits auf bestimmte Branchen spezialisiert haben und jetzt ihr Lösungsgeschäft durch gute Einfälle im Detail erweitern.« Reseller, die sich hingegen ausschließlich auf das Hardwaregeschäft konzentrieren, können meist nur von Ersatzbeschaffungen im Einzelhandel oder im Transportgewerbe profitieren.
Wichtige Integratoren
Mögliche Hindernisse bei der RFID-Vermarktung ermittelte auch die Printronix-Studie: Ein Drittel der Befragten bekundete Bedenken wegen der Kosten einer RFID-Einführung und 30 Prozent gaben zu, noch zu wenig über die Technologie zu wissen. »Es besteht auch nach wie vor große Unsicherheit bezüglich der Protokolle und Frequenzen«, ergänzt Otto Kilb, Area Manager bei Printronix. Der Manager rät daher seinen Interessenten zu einer engen Zusammenarbeit mit spezialisierten Integratoren, die über die nötige Beratungskompetenz verfügen. Wird dieser Ratschlag beherzigt, so steht einem »super Markt« eigentlich nichts mehr im Wege.
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RFID-Einsatz in der Logistik
Lagerwirtschaft: Pulk-Erfassung aller Artikel; effizientere Kommissionierung und Verräumung innerhalb eines Lagers> Supply Chain/Handel: lückenlose Rückverfolgbarkeit in der Nahrungsmittelindustrie. Berührungslose Wareneingangs-, Warenausgangs- und Inventurkontrolle
> Fertigungskontrolle: Identifizierung und Überwachung von Arbeitsprozessen
> Sendungsverfolgung: Bearbeitungs- und Sendungsstatus eines Objektes in der Logistikkette. Vermeidung von Diebstahl und Schwund.
ÿ Temperaturüberwachung: Überwachung der Kühlkette von Lebensmitteln, Medikamenten, Chemikalien.
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Bezugsquellen und weitere Informationen
Aventeon GmbH
www.aventeon.com
Bitkom e. V.
www.bitkom.org
Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)
www.bsi.bund.de
Casio Europe GmbH
www.casio-europe.com
Datalogic GmbH
www.datalogic.com
Datamax Europe
www.datamaxcorp.com
Dlog GmbH
www.dlog.com
IBM Deutschland GmbH
www.ibm.com/de
Intermec Technologies GmbH
www.intermec.de
Intertrade A. F. AG
www.intertrade-ag.de
i2 Technologies GmbH
www.i2.com
Oracle Deutschland GmbH
www.oracle.com/global/de
Printronix Deutschland GmbH
www.printronix.com
SAP Deutschland AG & Co. KG
www.sap.com
Sato Deutschland GmbH
www.sato-deutschland.de
Symbol Technologies GmbH
www.symbol.com/germany/
Tibco Global Headquarters
www.tibco.com
Zebra Technologies Europe Limited
www.zebra.com