SAPs Hana und andere Optionen
Datenbanktechnologien bieten vielfältige Möglichkeiten. ERP- und BI-Anwendungen von SAP im Hauptspeicher ausführen zu können, ist ein Beispiel dafür.

Der Softwareriese SAP hat Mitte Januar die Fachwelt aufhorchen lassen. Die Business Suite, das hauseigene Paket betriebswirtschaftlicher Applikationen für Großunternehmen, kann jetzt direkt auf der In-Memory-Plattform Hana arbeiten. Die Business-Intelligence-Lösung Business Warehouse läuft schon mit einer Hana-Appliance. Künftig können also transaktionale und analytische Anwendungen auf derselben Datenbank im Hauptspeicher eines Rechners aufsetzen. Plattenbasierte Systeme scheinen dadurch überflüssig zu werden und die traditionellen Hersteller relationaler Datenbanken – Oracle, IBM und Microsoft – um einen signifikanten Teil ihres Geschäfts bangen zu müssen.
SAP hat als beispielhafte Einsatzmöglichkeiten dieser Art von integrierter Datenverarbeitung Marketing-Analysen, Kostenoptimierung, Materialplanung sowie Berichte und Analysen im operativen Bereich genannt. Gewiss gibt es Einsatzszenarien von BI, in denen es darauf ankommt, gewonnene Einsichten möglichst schnell und am besten sofort in operative Aktionen umzusetzen. Neben taktischen, kurzfristigen Entscheidungen bleiben aber auch strategische und langfristige relevant. Hierzu wiederum werden typischerweise historische Daten herangezogen sowie Informationen, die nicht aus SAP-Applikationen stammen. Data Warehouses und Data Marts mit Datenbanken auf Speicherplatten werden durch SAPs Innovation nicht überflüssig. Auch für Archivierung und Backup eignet sich der Hauptspeicher nicht, und für richtig große Volumina ist SAPs Hana bislang ohnehin nicht geeignet.
--- forum[x] ---Schon seit Jahren sind bei BI neben den klassischen relationalen Datenbanken, die auf Transaktionsverarbeitung ausgelegt sind, Spezialsysteme verbreitet, die die Performance von Abfragen, wie sie bei Auswertungen und Analysen vorherrschen, optimieren. Dazu gehören spaltenorientierte Datenbanken wie Sybase IQ, inzwischen im Besitz von SAP. Einer der Pioniere bei der Datenauswertung im Arbeitsspeicher war der schwedische BI-Spezialist Qliktech. In den letzten Jahren sind unter dem Schlagwort Big Data außerdem Informationen in den Blick gerückt, die nicht die für Tabellen geeignete Struktur kaufmännischer Zahlen haben. Dazu gehören Texte ebenso wie Clickstreams oder Sensordaten. Zum De-facto-Standard bei der Speicherung solcher Daten reift die quelloffene Software Hadoop der Apache Software Foundation heran.
So gesehen stellt SAPs Ankündigung lediglich eine weitere Spielart alternativer Datenverarbeitung dar. Die Datenbankriesen Oracle und IBM verfügen schon seit Jahren über In-Memory-Datenbanken, doch haben sie diese bislang lediglich zur gezielten Beschleunigung bestimmter Anwendungsszenarien positioniert. Darüber hinaus haben sie Appliances, die Datenbanken mit Hardware bündeln. Microsoft arbeitet ebenfalls an In-Memory-Technologie. Alle drei verfügen außerdem über BI-Produkte, Oracle und Microsoft außerdem über ERP-Software und weitere Applikationen. Die Wettbewerber können also auf SAPs neues Angebot reagieren. Die Datenbankwelt wird wieder spannender.