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Novell Open Enterprise Server

Starkes Duo

Netware und Linux vereint der »Open Enterprise Server«. Linux-Verwalter kommen so in den Genuss zahlreicher Netware-Dienste.

Autor:Andreas Stolzenberger • 26.9.2007 • ca. 1:50 Min

Produkt: Open-Enterprise Server

Hersteller: Novell

Web: www.novell.com

Preis: ab 1120 Euro (5 User)

Nachdem Novell Anfang 2004 die Akzeptanz der Kunden für die Netware-Services for Linux 1.0 testen wollte, legt sie nun ein voll integriertes Produkt vor. Der Open-Enterprise-Server kombiniert Netware 6.5 SP3 mit Suse-Linux-Enterprise-Server 9. Der Administrator kann den gewünschten Betriebssystemkernel bei der Installation wählen. Das Paket besteht aus elf CDs inklusive einer Quellcode-CD des Suse-Enterprise-Server.

Das System fährt zweigleisig, so dass der Administrator die Werkzeuge des jeweils anderen Systems nutzen kann. Netware-Verwalter erhalten zahlreiche Internet-Dienste wie den Web-Server Apache oder die Java-Servlet-Engine Tomcat. Die Verwaltung aller Server erledigt der Anwender über den auf Browser basierenden »iManager«, der lediglich einmal installiert sein muss. Die Zuordnung funktioniert dann über das »eDirectory«.

Zudem lässt sich der Windows-File-Server-Ersatz Samba vollständig in das E-Directory integrieren. Die per I-Manager erzeugten Benutzerkonten gelten gleichzeitig für Samba. Die Authentifizierung funktioniert via LDAP gegenüber dem E-Directory. Das Dateisystem Novell-Storage-Services (NSS) ist nun nicht mehr an einen Kernel gebunden, sondern lässt sich separat installieren, was auch in Clustern funktioniert.

Installiert der Verwalter den Linux-Kernel, bekommt er Zugriff auf die Novell-Services for Linux 2.0, die auch als separates Paket erhältlich sind. Dazu zählen unter anderem das E-Directory sowie Net-Storage oder I-Folder. Als Verwaltungswerkzeug auf Linux-Seite fungiert das Suse-Tool Yast. Es erlaubt die Konfiguration des Systems inklusive Hardware und Dienste via grafische Oberfläche oder Textmenü. Alle Novell-Dienste sind darin sauber integriert und lassen sich auf Mausklick zur Konfiguration wählen. So stellt der Verwalter zügig die NSS oder die Novell-Cluster-Services (NCS) ein und versorgt das Linux-User-Management (LUM), das Benutzer- und Gruppeninformationen zwischen lokalen Linux-Systemen und dem E-Directory synchronisiert, mit Daten.

Sobald der Administrator einen Dienst mit Yast konfigurieren möchte, prüft das Verwaltungstool die Abhängigkeiten von anderen Programmen. Es informiert den Anwender, dass beispielsweise der Netstorage-Dienst den I-Manager verlangt, und schlägt diesen zur Installation vor.

Auch das Linux-Betriebssystem selbst lässt sich auf Wunsch mit grafischer Oberfläche ausstatten. Das KDE steht als vollständige Desktop-Umgebung inklusive CD/DVD-Brennprogramm zur Verfügung. Wer ein GUI-Leichtgewicht bevorzugt, benutzt FVWM oder TWM.

Novell hat beim Open-Enterprise-Server ganze Arbeit geleistet, um Netware und Linux zu verheiraten. Die Integration beider Systeme ist gut gelungen. Im Kurztest fällt lediglich unangenehm auf, dass sich die versehentliche Zuweisung einer dynamischen IP-Adresse beim Setup nicht sofort rückgängig machen lässt.

Eine weitgehend automatische Integration in ein heterogenes Netzwerk darf der Anwender nicht erwarten. Gerade die Netware-Dienste verlangen viel Nacharbeit. In den meisten Umgebungen dürfte der Verwalter gezwungen sein, den E-Directory-Verzeichnisbaum neu aufzusetzen. [ Jörg Reitter / ast ]