Zum Inhalt springen
Herstellerverträge sollen umgeschrieben werden

Tech Data: Österreich-Plan irritiert Hersteller

Tech Data: Österreich-Plan irritiert Hersteller. Tech Data will alle Herstellerverträge für Deutschland auf eine österreichische Gesellschaft umschreiben. Einige Lieferanten reagieren irritiert, denn sie befürchten rechtliche und organisatorische Schwierigkeiten. Auch die Zentralisierung der Logistik in Tschechien sorgt für Ärger: Im Deutschlandlager Moers sorgen sich Mitarbeiter um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze.

Autor:Samba Schulte • 9.3.2006 • ca. 2:05 Min

Tech Data: Österreich-Plan irritiert Hersteller

Auf dem Lieferanten-Treffen »Vendor Summit«, das vor vier Wochen in München stattfand, überraschte Broadline-Distributor Tech Data seine Hersteller-Partner mit einem ungewöhnlichen Plan: Der Distributor möchte alle Vertriebsvereinbarungen für Deutschland auf eine österreichische Gesellschaft umschreiben. Dass es dafür auch steuerrechtliche Gründe gibt, streitet Tech Data nicht ab, doch Zentraleuropa-Chef Thomas F. Huber betont im CRN-Gespräch: »Vor allem unsere großen Hersteller-Partner, die auf europaweit aufgestellte Distributoren setzen, haben uns das nahe gelegt«. Tech Data erhofft sich durch die Umschreibung der Verträge eine vereinfachte und schnellere Abwicklung.

Aber diese Maßnahme irritiert einige Hersteller-Partner des Münchner Distributors. Manche reagieren sogar verärgert: »Hieraus ergeben sich für uns viele Schwierigkeiten organisatorischer und rechtlicher Art«, beschwert sich ein Hersteller bei CRN. Einige Lieferanten haben für die zentraleuropäischen Regionen unterschiedliche Vertriebsvereinbarungen geschlossen und wären durch diese Maßnahme zu einer Gleichschaltung ihrer Lieferbeziehungen in Deutschland und Österreich gezwungen. Nicht zuletzt müssten bei manchen Firmen auch Bilanzierungs- und Rechtstandsfragen überdacht werden. Huber, mit solchen Aussagen konfrontiert, bleibt gelassen: Selbstverständlich würden sich nun einige Firmen Gedanken machen, schließlich sei einem US-Headquarter nicht leicht zu erklären, warum Verträge auf eine Zwischengesellschaft umgeschrieben werden müssten. Doch glaubt er den Lieferanten künftig mehr Transparenz bieten zu können: »Beispielsweise planen wir derzeit eine Möglichkeit für Serial Number Tracking. Die Hersteller können darüber jederzeit in Erfahrung bringen, wo ihre Ware gerade ist« Keine Zentralisierung der Einkaufsabteilungen
Zugleich betont der Distributor, dass die Einkaufsabteilungen der zentraleuropäischen Landesgesellschaft dadurch nicht in Österreich zentralisiert werden sollen. »Außer dem Legal Setup ändert sich nichts«, versichert Huber. Diese Schlussfolgerung hätte freilich nahe gelegen, denn der Distributor restrukturiert europaweit, um seine Kostenstrukturen zu verbessern. Doch die »Verlagerung der Kompetenzen von Landesebene auf die nächst höhere Ebene der Vertriebsregionen« betreffen derzeit vor allem die Logistik: Nach Spanien und Portugal sowie Nordeuropa steht nun auch Zentraleuropa vor der Zentralisierung der Lagerkapazitäten. Mitte des Jahres will Tech Data das neue Logistikzentrum in Bor/Tschechien beziehen. Zwar hat das Unternehmen diesen Plan bereits vor einiger Zeit der Öffentlichkeit vorgestellt, doch als das Management die Konsequenzen auf einer Betriebsversammlung im Standort Moers konkretisierte, kochten die Emotionen hoch. 60 Prozent des dortigen Volumens sollen demnach nach Tschechien verlegt werden. Damit wurde der Belegschaft deutlich vor Augen geführt: Es wird Entlassungen geben. Die Emotionen kochen hoch
Der Konzern hatte angekündigt, dass nur noch bestimmte Logistikfunktionen, etwa die Retourenabwicklung für Deutschland, in Moers erhalten bleiben, aber das Management vermeidet nach wie vor, genaue Angaben über die Anzahl der wegfallenden Stellen zu machen. Man befinde sich darüber in Verhandlungen mit dem Betriebsrat. Huber deutet jedoch an, dass die derzeit kursierenden Zahlen spekulativ und auf jeden Fall zu hoch seien. Der Zentraleuropachef hofft, einen Großteil der über hundert Arbeitsplätze retten zu können. Der Logistikstandort Moers werde auf keinen Falls aufgegeben. Den SMB-Sales unter der Leitung von Miriam Behne möchte Tech Data sogar um rund 20 Prozent ausbauen.