Zum Inhalt springen
Avnet-Chef Gerhard Hundt im Gespräch

VAD-Riese Avnet muss umbauen

Distributor Avnet befindet sich in einer Umbruchsphase: Enttäuscht von der schwachen Geschäftsentwicklung in diesem Jahr verordnet CEO Roy Vallee dem Konzern umfassende Umbaumaßnahmen. Deutschland-Chef Gerhard Hundt erläutert im Gespräch mit Computer Reseller News, welche personellen und strukturellen Änderungen für Deutschland anstehen.

Autor:Redaktion connect-professional • 4.12.2008 • ca. 1:30 Min

Gerhard Hundt

Der erste Alarmruf kam im Frühjahr: Trotz eines Umsatzwachstums von 13,3 Prozent im dritten Quartal (endete März 2008), zeigte sich Avnet-CEO Roy Vallee »extrem enttäuscht«. Das Umsatzwachstum resultierte im wesentlichen aus mehreren Übernahmen, die der Distributor getätigt hatte. Und trotzem: »Beide Gruppen blieben hinter unseren Zielsetzungen zurück«, stellte Vallee fest. Vor allem aber die Value add-Distributionssparte Avnet Technology Solutions. Das operative Einkommen von Avnet TS fiel trotz steigender Erlöse um 31,7 Prozent auf 41,4 Millionen Dollar. Der Avnet-Chef ordnete korrektive Maßnahmen an. Da sich die Situation nach einer anhaltend schwachen konjunkturellen Entwicklung im Herbst immer noch nicht besser darstellte – trotz höherer Erlöse im ersten Quartal blieb Avnet beim operativen Einkommen deutlich unter dem Vorjahresergebnis -, kündigte der CEO eine Ausweitung des Kosteneinsparungsprogramms an: »Wir werden die Situation im Auge behalten und auf veränderte Marktbedingungen sofort reagieren.« Doch die Situation in Deutschland zeigt sich für Geschäftsführer Gerhard Hundt noch nicht so dramatisch, wie in Großbritannien oder gar in den USA. »In England hat es so richtig reingeschlagen. Denn dort hat der Finanzsektor eine viel größere Dominanz im IT-Markt.« Trotzdem sieht er auch für den deutschen IT-Markt zumindest sehr unsichere Zeiten aufkommen. »Noch ist es in Deutschland stabil, selbst das Consumergeschäft läuft offensichtlich gut.« Aber es gebe viele unsichere Faktoren, wie beispielsweise die Projektgeschäfte. »Wir wissen einfach nicht, wie sich die Unternehmenskunden bei größeren Investitionen verhalten werden, ob alle Projekte die bereits angesprochen worden sind, auch realisiert werden.« Wie das laufende Quartal - »für die Branche das wichtigste Quartal im Jahr« - abgeschlossen werden kann, werde sich aufgrund der unklaren Situation bei Projektkunden erst Ende Dezember zeigen.

Skeptisch betrachtet Hundt vor allem die Entwicklung bei Projekten im Umfeld der Standard Intel Server. »Dort werden Preise zerschossen, dass es nur so donnert«, beschreibt er salopp die Situation. Den Grund dafür liefern die Hersteller selbst, also Unternehmen wie Dell, IBM, HP und FSC. Avnet arbeitet mit HP und IBM zusammen. Hingegen sehe er bei den höherwertigen Intel Servern, also Blade-Servern, Unix-Systemen und AS4000-Systemen von IBM keine größeren Probleme.