Verbessern Sie Ihre Streitkultur durch Mediation
Konflikte unter Mitarbeitern sind ein enormes Störpotenzial für das gesamte Unternehmen. Der Versuch, mit logisch-rationalen Lösungen die Situation zu klären, gelingt nur selten. Dagegen sieht unser Autor Bernd M. Wittschier in der Wirtschaftsmediation einen umfassenden Ansatz zur Konfliktlösung.
- Verbessern Sie Ihre Streitkultur durch Mediation
- Konsenslösung muss einstimmig sein
- Methoden der Mediation
Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte, weiß der Volksmund. Ist der Schauplatz des Streits eine Firma, besteht die große Gefahr, dass dieser Dritte der Konkurrent des Unternehmens ist. Denn Konflikte können ein enormes Störpotenzial entwickeln. Sie entziehen den Beteiligten positive Lebensund Leistungsenergie und bremsen beispielsweise Kreativität und Flexibilität. Was aber tun, wenn es im Unternehmen brodelt, wenn mit sachlichen Argumenten nichts mehr zu richten ist?
In der Regel wird versucht, nach traditioneller Art die Auseinandersetzungen zu schlichten. Das bedeutet in der Praxis: Streitursache analysieren und den Disput meist per Kompromiss mit logisch- rationalen Mitteln zu beenden. Doch häufig eignen sich diese Methoden allenfalls zu einer vorübergehenden Beruhigung. Denn die »Schlichter« übersehen die Gefahr, dass der Konflikt unter der Oberfläche gefährlich weiterschwelt. Ein besonderes Problem dabei sind ungelöste Konflikte, die mit zunehmender Intensität Spannungsfelder aufbauen. So entsteht ein Teufelskreis, der sich immer weiter verstärkt und am Ende im schlimmsten Fall eskaliert.
Um dies zu verhindern, hat sich die Mediation eine umfassende Konfliktlösung auf die Fahne geschrieben. In den USA einst als Methode zur Vermittlung in Scheidungsprozessen entwickelt, will sie inzwischen auch zu einer positiven Streitkultur in den Unternehmen führen. Wie Dr. Bernd M. Wittschier in seinem Beitrag »Streitkultur entwickeln« für die Fachzeitschrift Aquisa der Haufe Mediengruppe beschreibt, bezieht sie im Unterschied zur sachorientierten Konfliktlösung die Beziehungsebene, also die Denk- und Verhaltensweisen der Konfliktparteien, systematisch mit ein. Im Zentrum der Wirtschaftsmediation steht die harte, aber faire dialogische Auseinandersetzung der Konfliktpartner unter Anleitung eines Vermittlers an einem runden Tisch. Dabei hat jeder Diskutant die Ansichten seines Gegenübers zu respektieren, darf und soll aber gegen sie Einspruch erheben und Einwände formulieren. Das Ziel des Prozesses ist eine möglichst einvernehmliche, von allen Beteiligten gemeinsam erarbeitete, verantwortete, mitgetragene und praktizierte Vereinbarung als Konsens.
Für die wichtige Position des Mediators eignen sich am besten externe Personen mit hoher Kommunikations- und Sozialkompetenz, die »von Natur« aus einen neutralen Status einnehmen. Er versteht sich idealerweise als neutraler Vermittler, der Hilfe zur Selbsthilfe anbietet und die Konfliktparteien letztendlich zur Konfliktsouveränität führt. Er ist nur für das Vermittlungsverfahren verantwortlich, die eigentliche Lösung des Konfliktes muss den Kontrahenten selbst gelingen. Der Mediator achtet einerseits auf die Einhaltung der Spielregeln und motiviert andererseits die Beteiligten zum ernsthaften Umgang mit ihren Gefühlen und Bedürfnissen. Denn Mediation beruht auf dem Verständnis, dass Gefühle im Konfliktfall Tatsachen sind und dass die Streitenden erst konsensfähig werden, wenn so starke Gefühle wie Ärger, Neid und Erniedrigung aufgearbeitet sind.