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Verratzt

Verratzt. In diesen Tagen wird wieder viel über die Kirche und den Glauben gesprochen. Der Anlass, die Einführung des neuen Papstes Benedikt XVI in sein Amt, ruft ? wie man zumindest in den Springer-Redaktionsbüros in Hamburg glaubt ? weltweit Aufsehen und Interesse hervor.

Autor:Redaktion connect-professional • 27.4.2005 • ca. 1:15 Min

Verratzt

Paradoxe Schlagzeilen wie »Wir sind Papst« können da schon mal durch die Schlussredaktion rutschen. Spätestens seit dem letzten ernst zu nehmenden Gegenpapst Felix V, der 1449 resigniert sein Amt aufgab und seinem Gegenspieler Nikolaus V. das Feld überließ, ist uns doch allen klar, dass beim Papst dasselbe gilt wie beim Highlander: Es kann nur einen geben!

Und genau hier treffen sich Kirche und IT: So haben Intel und die katholische Kirche nicht nur den selben Anspruch, die allein selig machende Religion zu vertreten, nein, sie besitzen auch ungefähr gleich viele Anhänger: Mitte 2003 verkaufte Intel seinen einmilliardsten Prozessor, gleichzeitig zählt die katholische Kirche weltweit 1,086 Milliarden Mitglieder. Während Intel damit aber auf rund 80 Prozent Marktanteil kommt, muss sich Benedikt XVI mit 17,2 Prozent der Seelen der Weltbevölkerung zufrieden geben. Darüber, ob alle Katholiken einen PC mit Intel-Prozessor besitzen und Protestanten lieber auf AMD-Rechner zurückgreifen, schweigt die Statistik jedoch.

Die Nase vorne hat der Papst dafür auf jeden Fall bei den Glückwunschtelegrammen zur Amtseinführung: Intel musste stets sanften Druck auf die Geschäftspartner ausüben, um zur Einführung von Pentium dem Dritten oder seinem Nachfolger im Prozessor-Pontifikat, Pentium IV, Jubelmeldungen und Jubelzitate aus allen Erdteilen zu erhalten. Beim Papst dagegen stehen sogar die Ungläubigen Schlange, um sich in der Reihe der Gratulanten einzufinden: Selbst Alexander Lukaschenko, als Präsident Weißrusslands Oberhaupt eines Landes, in dem die russisch-orthodoxe Kirche eine ähnliche Vormachtstellung hat wie Intel auf dem Prozessormarkt, beglückwünschte den oberbayerischen Kirchenmann zu seinem Amtsantritt. Unklarheiten aber auch hier: Trotz der 24-Stunden-Berichterstattung vom Petersplatz in allen Medien wurde bisher noch nicht darauf eingegangen, ob der Alt-Kommunist Lukaschenko als frisch gebackener Papst-Fan vielleicht sogar unter www.ratzingerfanclub.com heimlich Trucker-Caps und Kinder-T-Shirts mit Ratzinger-Zitaten bestellt.