Windows in Scheiben
Virtuozzo 3.5.1 – Hypervisoren wie Vmware-ESX oder Xen erzeugen virtuelle PCs mit eigenem Betriebssystem. Swsoft hingegen nutzt das Gastsystem und erstellt viele virtuelle Server, die mit einem gemeinsamen Kern arbeiten.


Wer Rechner in einer homogenen Serverumgebung konsolidieren möchte, benötigt nicht zwingend einen Virtual-Machine- Monitor, der unterschiedliche Betriebssysteme starten kann. Lösungen wie der Linux-Vserver, Solaris Zones oder Virtuozzo generieren so genannte Virtual-Private-Server (VPS). Diese setzen keinen eigenen Kern ein, sondern nutzen das Betriebssystem des zu Grunde liegenden Hosts. Swsoft liefert Virtuozzo für Linux oder Windows aus. In den Real-World Labs testete Network Computing die Windows-Variante in der Version 3.5.1.
Die Software fordert einen Windows-2003- Server mit oder ohne Service-Pack 1. Aktuell läuft Virtuozzo auf i386- und Itanium-Systemen. Die Unterstützung von x86-64 und dem Release 2 des Windows-Server 2003 sollen folgen.Die Software besteht im Grunde aus zwei Teilen: dem eigentlichen VPS-Manager und einer grafischen Administrations-Konsole. Diese kann auch auf einem beliebigen Client laufen und den VPS-Server via SSH ansprechen. Die Installationsroutine setzt zunächst den VPS-Server und eine Schablone aus der laufenden Windows-2003-Serverversion auf, um daraus virtuelle Server bauen zu können. Abschließend richtet die Installation eine erste Service- Partition ein. Dieser virtuelle Server 0 steuert weitere Maschinen und fungiert als Router. VPS arbeiten wahlweise gebridged auf dem physischen LAN-Adapter des Hosts, oder nutzen ein virtuelles Netzwerk.Nach einem Neustart kann der Administrator mit wenigen Mausklicks ganze Gruppen virtueller Maschinen erstellen.
Swsoft beherrscht Applikationsvorlagen. Installiert der Verwalter innerhalb eines VPS eine besondere Applikation, kann Virtuozzo daraus ein Software-Template erstellen. Die virtuellen Platten der VPS legt Virtuozzo im Dateisystem des Host-Systems an, sodass eine Backup-Software den Inhalt aller VPS ohne besondere Plugins sichern kann. Somit lassen sich auch sehr simpel Dateien vom Host-System aus in VPS hineinkopieren. Die VPS-Konsole bedient sich recht simpel, verwirrt den unerfahrenen Anwender jedoch anfangs. Der Großteil der Funktionen lässt sich über mehr als nur einen Weg in dem GUI erreichen.
Der Admin-Client erlaubt, die Konfiguration der VPS darzustellen und zu modifizieren. So lassen sich über das Management-GUI Userkonten in den VPS erstellen, löschen oder modifizieren und Systemdienste in den VPS starten oder stoppen. Die Leistung der VPS steuert eine QoS-Einstellung.Hier kann der Verwalter den VPS Ressourceprioritäten zuweisen. Dabei gibt es keine absoluten Werte. Vielmehr nutzt Virtuozzo ein Vorzugssystem.Ein einzelner VPS kann dabei beispielsweise die zwei- oder dreifache CPU-Zeit relativ zu einem anderen VPS erhalten. Das Windows-Server-System innerhalb eines VPS entspricht nicht vollständig dem Host-System. Virtuozzo entfernt eine Reihe von Diensten und sperrt die eine oder andere kritische API.
Network Computing versucht, einen VPS mit einem Microsoft-Test-Tool namens »crash.exe« zum Bluescreen zu zwingen. Die Core-Dump- API, welche »crash.exe« startet, steht aber innerhalb einer VPS nicht zur Verfügung.Windows- Applikationen dürfen innerhalb eines VPS keine Treiber einrichten.Der Versuch, die Testund Benchmark-Software »Sandra« in einem VPS zum Laufen zu bringen, schlägt daher ebenfalls fehl.
Fazit
Die ersten Tests mit Virtuozzo für Windows hinterlassen ein gemischtes Gefühl. Die modifizierten VPS lassen dem Anwender nicht die Konfigurations- und Softwarefreiheiten eines vollständigen VMM. Dafür kommt Virtuozzo mit viel weniger Ressourcen aus und verspricht geringe Performanceverluste der VPS. Sehr gut gefällt das Management, auch wenn das GUI auf den ersten Blick ein wenig verwirren mag. Swsoft liefert eine Reihe guter Tools und Wizards zur Konfiguration mit, darunter auch einen P2VAgenten, um physische Maschinen auf VPS abzubilden. Profis können fast alle Vorgänge mit Skripten automatisieren, und das in den Host integrierte VPS-Dateisystem bietet leichten Zugriff auf die VPS-Daten. Dem Geldbeutel der Anwender kommt entgegen, dass eine Windows- 2003-Server-Lizenz für eine komplette VPS-Farm ausreicht.
Bevor sich Administratoren jedoch für Virtuozzo entscheiden, müssen sie sicherstellen, dass ihre Server-Applikationen mit dem modifizierten Windows-2003-Serverbetriebssystem innerhalb der VPS zuverlässig funktioniert und von den Software-Hersteller zertifiziert wurden.
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