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Apple schweigt zum Gesundheitszustand von Steve Jobs

20. Januar 2011, 15:37 Uhr |

Apple-Aktionäre interessiert derzeit nichts mehr als der Gesundheitszustand von Firmenchef Steve Jobs. Denn an ihm, so scheint es, hängt das Wohl und Wehe des wertvollsten Technologiekonzerns der Welt. Doch Fragen nach den Details der Krankheit sind bei Apple tabu.

Apple ohne Steve Jobs? Unvorstellbar! Der 55-jährige Gründer und Konzernchef gilt als geistiger Vater der Erfolgsprodukte von iPod bis iPad. Die Nachricht über seine neuerlichen gesundheitlichen Probleme ließ den Börsenkurs einbrechen und vernichtete binnen Minuten Milliarden an Werten. Vor diesem Hintergrund haben manche Aktionärsvertreter wenig Verständnis dafür, dass Apple damit hinterm Berg hält, was Jobs denn nun genau fehlt.

Anderthalb Stunden lang diskutierten am Dienstagabend das Apple- Management und Analysten per Telefon über die Jahresbilanz des Technologiekonzerns. Zahlen, Produkte, Konkurrenten - alles kam auf den Tisch. Das Thema Steve Jobs umschifften beide Seiten dabei auffallend. Dabei brennt es den Anlegern unter den Fingern: Ist der Krebs wieder ausgebrochen? Oder stößt Jobs' Körper die Spenderleber ab?

Nur Gene Munster von der kleinen US-Investmentbank Piper Jaffray machte einen zaghaften Vorstoß: "Ich habe mich gefragt, ob Sie uns einen kleinen Einblick in ihre langfristigen geschäftlichen Pläne geben können?" "Das ist Teil der Magie von Apple", entgegnete ihm Tim Cook. Der langgediente Apple-Manager vertritt Jobs und hört sich auch so an wie er: "Ich werde niemanden unsere Magie offenlegen, weil ich nicht will, dass sie jemand kopiert." Thema abgehakt.

Apple bleibt damit seiner Linie treu: Gesagt wird nur, was unbedingt sein muss. Der strikte Schutz der Privatsphäre von Firmenchef Steve Jobs hatte im Jahr 2009 bereits die US- Börsenaufsicht SEC auf den Plan gerufen, als der Apple-CEO ebenfalls für Monate ausgefallen war. Die genauen Gründe blieben lange geheim. Am Ende stellte sich heraus, dass er für eine Lebertransplantation ins Krankenhaus musste. Die SEC-Ermittlungen verliefen jedoch im Sande.

Geheimniskrämerei gehört zur Firmenkultur von Apple - bei neuen Produkten genauso wie bei der Unternehmensführung. Dass die Aktionäre dies mitmachen, hat einen einfachen Grund: Apple ist so erfolgreich wie nie. Alleine rund um das Weihnachtsgeschäft hat der Konzern unterm Strich 6,0 Milliarden US-Dollar verdient. Die Aktie hat im vergangenen Jahr von gut 200 auf mehr als 300 US-Dollar zugelegt. Daher wagen es nur wenige, den Wunsch von Jobs nach dem Schutz seiner Privatsphäre in Frage zu stellen.

Andere Unternehmen geben sich wesentlich offener, schließlich haben die Anleger ein Recht darauf zu erfahren, was in ihrem Unternehmen vorgeht. Ein Paradebeispiel lieferte der US- Versicherungsriese AIG, dessen Chef Robert "Ben" Benmosche mitten in der Sanierung plötzlich an Krebs erkrankt ist. Nicht nur, dass AIG genau berichtete, wie es Benmosche denn nun geht und wie er behandelt wird; für alle Fälle wurde auch direkt ein Nachfolger benannt.

Apple dagegen ziert sich seit Monaten, seine Vorsorge für den immer wieder erkrankten Job preiszugeben. Zwar gilt der fürs Tagesgeschäft zuständige Cook als Kronprinz, doch offiziell lautet die Sprachregelung: "Ein fähiges und erfahrenes Management-Team ist für den Erfolg von Apple verantwortlich und nicht nur der Konzernchef."

Mit diesen Worten schmetterte Apple das Anliegen eines Aktionärs ab, der endlich Klarheit haben wollte. Der US-Pensionsfonds verlangte, dass Apple sich um Jobs' Nachfolge kümmert und darüber jährlich Bericht abgibt. Auf der Hauptversammlung am 23. Februar dürfen die versammelten Apple-Anteilseigner nun über das Ansinnen abstimmen. Der Erfolg ist fraglich: Steve Jobs gehört selbst zu den einflussreichsten Aktionären.


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