Erste Bilanz zum CTEO-Ansatz bei O2 Telefónica
Seit Januar 2025 hat O2 Telefónica die Fachbereiche Technologie, Data & IT sowie den Geschäftskundenbereich O2 Business als CTEO-Organisation vereint. Kathrin van Beek, Director Commercial Management & Customer Success bei O2 Telefónica, berichtet im connect professional-Interview über die Beweggründe für diese Entscheidung und zieht Bilanz.
connect professional: Anfang November 2024 wurde bekanntgegeben, dass O2 Telefónica den Technologie-Bereich und den Geschäftskunden-Bereich näher zusammenbringen möchte. Was waren die Gründe für die damalige Entscheidung?
Kathrin van Beek: Die Zusammenführung des Technologie- und Geschäftskundenbereichs hatte das klare Ziel, die Marktposition von O2 Telefónica im Geschäftskundensegment weiter zu stärken und die Kundenorientierung auszubauen.
Geschäftskunden erwarten heute leistungsstarke, flexible und sichere Netz- und Technologielösungen – also echte „Enterprise-grade Networks“. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, richten wir die technologische Entwicklung noch gezielter auf die Bedürfnisse der Geschäftskunden aus.
connect professional: Wie sieht das konkret aus?
van Beek: Durch die Integration beider Bereiche werden Entscheidungen zu technischen Entwicklungen und Budgets gemeinsam getroffen. Das sorgt für schnellere Abstimmungen, effizientere Prozesse und letztlich für eine höhere Kundenzufriedenheit. Die Zusammenarbeit zwischen den Teams hat sich deutlich verbessert. Die technologische Seite ist spürbar kundenorientierter geworden. Gleichzeitig entstehen neue Kompetenzfelder, etwa im Bereich Künstliche Intelligenz. All das steigert nicht nur die Effizienz, sondern auch den Mehrwert für unsere Geschäftskunden.
connect professional: Damals wurde der Titel von Mallik Rao erweitert zu „Chief Technology & Enterprise Officer“. Welche Aufgaben kamen hier für den Technologievorstand in seiner neuen Rolle als CTEO dazu?
van Beek: Mit der neuen Rolle als CTEO wurde die Verantwortung von Mallik Rao um die Geschäftskundenorganisation erweitert. Dadurch wurden Technologie, also der Netzbereich und IT, Data und AI sowie der Enterprise-Bereich operativ zusammengeführt. Das schuf zum Beispiel eine einheitliche Delivery-Struktur und gemeinsame technische und kaufmännische Produkt-, Service- und Operationsprozesse.
Die operativen Abläufe, von der Bereitstellung bis zum laufenden Betrieb, sind heute deutlich näher am Kunden verankert. Das stärkt die Kundenbeziehung und ermöglicht, technische Exzellenz mit individuellen Anforderungen unserer Geschäftskunden zu verbinden.
connect professional: O2 Telefónica spricht selbst von einer CTEO-Organisation. Was sollte dieser Ansatz konkret im Unternehmen verändern – und was gegenüber den Geschäftskunden?van Beek: Die CTEO-Organisation verfolgt den Ansatz, Technologie- und Geschäftskundenkompetenz unter einem Dach zu vereinen. Für Kunden bedeutet das: Sie profitieren von Anfang an von technischer Expertise, kombiniert mit einem tiefen Verständnis für Digitalisierungs- und Transformationsprojekte.
Telefónica ist selbst ein Beispiel für erfolgreiche Transformation – etwa durch die Migration des eigenen Kernnetzes in die Cloud. Diese Erfahrung fließt nun direkt in die Projekte mit Geschäftskunden ein. Von der ersten Anfrage bis zur Inbetriebnahme erhalten Kunden alles aus einer Hand. Das macht Prozesse schlanker, Entscheidungen agiler und die beschleunigt die Umsetzung.
connect professional: Wie sieht – nach dem ersten Jahr – Ihre Bilanz aus? Welche Projekte konnten angestoßen oder abgeschlossen werden?
van Beek: Nach dem ersten Jahr lässt sich festhalten: Die neue Organisationsstruktur wirkt. Besonders im Lösungsgeschäft wurden zahlreiche Digitalisierungsprojekte erfolgreich umgesetzt.
Ein Beispiel ist die Zusammenarbeit mit dem Papier- und Verpackungshersteller Prinzhorn-Gruppe: Dort wurde ein privates 5G-Netz aufgebaut, das Produktionsprozesse optimiert und neue digitale Use Cases ermöglicht.
Ein weiteres Leuchtturmprojekt ist die Kooperation mit kommunalen IT-Dienstleister ekom21, bei der rund 400 Gemeinden und Kommunen in Hessen auf ein sicheres SD-WAN-Netz gehoben wurden.
Zudem begleitet O2 Telefónica das Familienunternehmen Deichmann bei seiner digitalen Transformation – ein weiteres Beispiel dafür, wie technologische und kundenspezifische Expertise erfolgreich zusammenwirken.
connect professional: Haben sich bislang die Erwartungen an die CTEO-Organisation erfüllt?
van Beek: Auf jeden Fall, sowohl Kunden als auch Mitarbeitende geben positives Feedback. Die Kunden erleben o2 Telefónica als schlanker, flexibler und schneller in der Umsetzung. Mitarbeitende spüren den Mehrwert der engeren Zusammenarbeit und die zusätzliche Dynamik, die durch die Integration entstanden ist. Die Organisation konnte auch neue Technologien wie Network Slicing erfolgreich etablieren.
connect professional: Welche Schwierigkeiten gab es bei der Umsetzung des CTEO-Ansatzes?van Beek: Die Umsetzung verlief insgesamt sehr reibungslos. Der organisatorische Wandel wurde von den Teams positiv aufgenommen, da die Synergien offensichtlich und sinnvoll waren.
Es gab keine kulturellen Konflikte, im Gegenteil: Viele Mitarbeitende hatten bereits auf eine engere Zusammenarbeit zwischen Technologie und Geschäftskundenbereich gewartet.
connect professional: Was waren überraschende Erkenntnisse bei der Umsetzung des CTEO-Ansatzes?
van Beek: Eine zentrale Erkenntnis war, wie stark sich die Effizienz steigert, wenn Strukturen verschlankt und Verantwortlichkeiten gebündelt werden. Je enger Technologie- und Geschäftskundenteams zusammenarbeiten, desto schneller können Lösungen entwickelt und umgesetzt werden – und desto stärker rückt der Kunde in den Mittelpunkt.
Dabei waren die unterschiedlichen Perspektiven eine gegenseitige Bereicherung: Die Technologie-Teams haben ein stärkeres Vertriebsverständnis entwickelt, während der Vertrieb ein besseres technisches Verständnis gewonnen hat.
connect professional: Haben O2 Telefónica-Geschäftskunden einen konkreten Vorteil von der Reorganisation als CTEO-Organisation?
van Beek: Definitiv. Geschäftskunden profitieren von einer nahtlosen Betreuung – von der technischen Konzeption über die Implementierung bis hin zum laufenden Betrieb.
Die Wege sind kürzer, Entscheidungen schneller und Lösungen passgenauer. Das macht O2 Telefónica für Kunden zu einem noch agileren und verlässlicheren Partner.
connect professional: Was können sich andere Unternehmen – auch aus anderen Branchen – von dieser Organisationsart abschauen?
van Beek: Transformation kein Selbstzweck ist, sondern immer dem Kundennutzen dienen sollte.
Wer den Mut hat, bestehende Strukturen zu verändern und Technologie enger mit Kundenfokus zu verzahnen, steigert nicht nur die Zufriedenheit, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit und den Umsatz.
connect professional: Welche Herausforderungen warten in den nächsten 12 Monaten?
van Beek: Der Fokus liegt weiter darauf, unsere Marktposition im Geschäftskundensegment auszubauen und die Transformation vom Telekommunikations- zum Technologieunternehmen weiter voranzutreiben.O2 Telefónica verkauft längst nicht mehr nur SIM-Karten – sondern entwickelt individuelle, ganzheitliche Technologielösungen. Diese Weiterentwicklung erfordert kontinuierliche Innovation, Skalierbarkeit und die Fähigkeit, Kundenerlebnisse noch stärker zu personalisieren.