Die Autonation droht die Zukunft zu verschlafen

Das E-Auto ersetzt keine ­Mobilitätsvision

4. Mai 2018, 13:12 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Mobilität braucht mehr als nur Treibstoff

Doch genau diese Einstellung ist ursächlich dafür, dass die Industrie tatsächlich auf die Idee kam, mehr Geld in Schummeleien denn in funktionierende Abgasreinigungssysteme zu stecken. Als Bonus gibt es jetzt sogar Rekordumsätze durch die »Abwrackprämien« und den Verkauf vieler Benzinmodelle oben drauf. Doch mit dem Protektionismus für die heimische Autoindustrie schadet die Politik der eigenen Innovationsfreudigkeit und erhält ein Mobilitätskonzept am Leben, das sich schon längst selbst überlebt hat. Gleichzeitig wundern sich führende Politiker darüber, dass die Prämie für Elektrofahrzeuge kaum nachgefragt wird. Doch für eine wirklich nachhaltige Mobilitätsvision braucht es eben mehr als nur ein paar tausend Euro Subvention beim Autokauf.

Wer sehen möchte, wie Mobilitätskonzepte tatsächlich aussehen könnten, sollte den Blick nach Norwegen richten. Dort gibt es seit Jahren eine Vision: hundertprozentige Energiegewinnung aus regenerativen Energien und die Abschaffung fossiler Energieverbrennung. Für Besitzer von E-Autos bietet Norwegen viele kleine Vorteile, von der Subvention beim Kauf, einer gut ausgebauten Ladeinfrastruktur und kostenfreien Ladesäulen, bis zu kostenfreien Parkzonen in der Innenstadt oder der Benutzung von Busfahrspuren. Mittlerweile ist etwa jedes dritte zugelassene Auto in Norwegen ein Elektrofahrzeug, in den größeren Städten fast jedes zweite. Dagegen mutet die Mobilitätspolitik in Deutschland sehr rückständig an.

Zumal E-Autos in einem ganzheitlichen Verkehrskonzept auch nur einen Aspekt von vielen darstellen. Dazu zählen eben auch Überlegungen, wie sich erneuerbarer Strom speichern lässt oder der Gütertransport auf der Straße ökologischer werden kann. Und eine Mobilitätsvision muss auch darauf abzielen, die Abhängigkeit vom Auto an sich zu reduzieren und die Umsetzung flexiblerer Arbeitsformen zu fördern. Dazu muss sich die Politik von kurzfristigen Wirtschafts-interessen lösen und die ökologischen Interessen der Gesellschaft in den Vordergrund stellen. Denn nur wer diesen Transformationsprozess innovativ gestaltet, wird sich im internationalen Wett
bewerb in den nächsten Jahren ökonomisch behaupten können.


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