Sprechen nicht gerade alle davon, dass die Wirtschaftskrise vorbei ist? Während anderswo händeringend Fachkräfte gesucht werden, soll bis Ende März 2011 die Zahl der Stellen bei Telefónica O2 Germany um 1.100 auf 5.000 sinken. Es ist der zweite, umfangreiche Personalabbau in wenigen Monaten.
Bereits im August war bekannt geworden, dass drei Call-Center mit insgesamt rund 600 Mitarbeitern ausgelagert werden sollen. Der O2-Standort Verl sowie Büros in Dortmund, Frankfurt, Hannover, Leipzig und Stuttgart werden aufgelöst. »Na, klar«, sagt da der Betriebswirtschaftler: »O2 hat Hansenet übernommen und dadurch gibt es natürlich viele doppelt besetzte Positionen«.
Dennoch: Vergeht einem Fachhändler da nicht die Freude, O2-Produkte zu verkaufen? Wenn Mitarbeiter reihenweise ausgegliedert oder ganz geschasst werden, ist man als Händler dann nicht bald der Nächste, der dem Rotstift zum Opfer fällt?
Natürlich ist O2 keine karitativer Verein und auch die Konkurrenz ist nicht viel besser: Erst kürzlich hat beispielsweise Vodafone in Düsseldorf 600 Mitarbeiter an den Infrastruktur-Partner Ericsson »outgesourced«. Aber immerhin: In diesem Fall gingen keine Jobs verloren.
Der O2-Fall zeigt, dass die großen Netzbetreiber einerseits »Job-Maschinen« sind, die tausenden Menschen eine Beschäftigung bieten. Dennoch steht O2 wie alle anderen Carrier durch ständig sinkende Preise unter großem Kostendruck. Und Mitarbeiter sind in erster Linie einmal ein Kostenfaktor – nicht nur in Großkonzernen.
Ein Ende des Personalabbaues wird es wohl erst geben, wenn vor allem im Privatkundengeschäft nicht immer weiter der Preis das wichtigste Kaufargument ist. Darauf hat man als Händler ein Stück weit Einfluss – und bekommt es zuerst zu spüren, wenn andere Argumente nicht fruchten.
Aber jeder von uns muss sich auch an die eigene Nase fassen: Wer im Supermarkt immer nur Sonderangebote kauft, wer das Auto aus rumänischer Fertigung des Preises wegen vorzieht, wer im Internet Musik, Filme oder Zeitungsartikel immer nur gratis haben will – der trägt ein ganzes Stück weit zum eigenen Niedergang bei.