Unternehmensgründungen scheinen Männersache zu sein. Woran liegt das? Interessieren sich Frauen nicht für das Thema Entrepreneurship? Prof. Nikolaus Franke hat sich erfolgreiche Beispiele aus dem MBA Alumni Netzwerk der WU Executive Academy angesehen, die zeigen, dass viele Vorurteile falsch sind.
Die Start-up-Szene weltweit boomt seit vielen Jahren, doch bei Finanzierungsrunden und Netzwerkveranstaltungen der Internetgründerszene trifft man Frauen eher selten an. Und wenn, dann eher als Mitarbeiterinnen, anstatt als Gründerinnen. Laut Eurostat haben nicht einmal ein Drittel der österreichischen Start-ups eine Frau im Gründungsteam. Unternehmensgründungen scheinen weltweit Männersache zu sein. Woran liegt das?
Zunächst einmal belegen viele Untersuchungen, dass Frauen für Selbständigkeit, Verantwortung und unternehmerische Freiheit grundsätzlich genau die gleiche Faszination empfinden wie Männer. Dennoch ist ein erster Hemmfaktor die Biologie.
Gleich, und doch ein bisschen unterschiedlich
Mirela Pitu, Eigentümerin und Gründerin von Pi2 und Executive MBA Bucharest Alumna, meint dazu: „Es ist alles eine Frage der Prioritäten. Frauen in ihren späten Zwanzigern und Dreißigern legen ihr Hauptaugenmerk auf Familie und potenzielle Mutterschaft. Nachdem die Möglichkeiten dafür zeitlich begrenzt sind, beeinflussen der Druck, eine Familie zu gründen, und gesellschaftliche Erwartungen die Prioritätensetzung vieler Frauen.“ Viele Unterstützungsangebote für Eltern wie der Mutterschutz und Freistellungen nehmen ein Angestelltenverhältnis an. Ein Entrepreneur kann die Verantwortung für das Unternehmen dagegen nicht einfach abgeben oder unterbrechen. Das Start-up braucht den Entrepreneur, er oder sie ist unersetzbar. Dieser Umstand hält viele eigentlich am Thema interessierte Frauen von einer Gründung ab.
Mirela Pitu (Executive MBA Bucharest Alumna), ist Eigentümerin und Gründerin der Kommunikations- und Medienagentur Pi2 in Bucharest. Bevor sie Pi2 im Jahr 2008 gegründet hat, konnte Mirela bei der Beratung internationaler Kunden umfangreiche strategische und inhaltliche Agentur-Erfahrung sammeln.
Die Sache mit dem gesunden Selbstbewusstsein
Daneben sind es jedoch auch manchmal Persönlichkeitsunterschiede, die die verschiedenen Zugänge zum Thema Entrepreneurship erklären. Frauen scheinen stärker zu Selbstbeschränkung (Self-Censorship) zu neigen als Männer. Mirela Pitu bestätigt diese Beobachtung: „Zu viel über etwas nachzudenken, kann auch ein Nachteil sein – manchmal muss man einfach an sich selbst glauben und solange für etwas kämpfen, bis man es erreicht hat. Und wenn man etwas nicht schafft, beginnt man einfach von Neuem, bis man am Ziel ist. Frauen tendieren dazu, zu viel nachzudenken und Hindernisse zu überschätzen, und haben in Folge dessen größere Zweifel und Versagensängste.“
Wer unter Selbstbeschränkung leidet, wird das Risiko und die vielen Unwägbarkeiten einer Unternehmensgründung möglicherweise nicht eingehen wollen. Im Übrigen mag das Gegenteil der Selbstbeschränkung, nämlich Selbstüberschätzung – was man tendenziell eher Männern nachsagt – zwar tatsächlich zu einer Gründung animieren. Doch wer sich überschätzt, der macht (unnötige) Fehler. Die Tendenz zur Selbstüberschätzung erklärt zu einem Teil, warum manche Gründungen von Männern nicht erfolgreich sind. Am besten ist also ein gesundes Selbstbewusstsein.