Im Rahmen der Forschungsarbeiten wurde das Verhalten von Phantom-Kreisen sowie der zugehörigen Side-Channels bei einer Nutzung für die DSL-Übertragung ausführlich analysiert. In einem ersten Schritt wurde dazu ein Modell entwickelt, das das Verhalten von Phantom-Kreisen im Kabelbündel mithilfe mathematischer Funktionen beschreibt. Darauf aufbauende Simulationen ermöglichten Aussagen zum Dämpfungs- und Nebensprechverhalten sowie zu erreichbaren Datenraten des Phantom-Kreises und benachbarter DSL-Systeme.
In einem zweiten Schritt wurde im DSL & Access Test Lab der Fraunhofer ESK ein Demonstrator entwickelt, der den Betrieb von Phantom-Kreisen im realen Kabelbündel ermöglicht. Unter Einsatz von VDSL2, ADSL2+ und SHDSL wurde anschließend das Übertragungsverhalten des Phantom-Kreises messtechnisch untersucht. Dadurch wurden die durch die Simulationen gewonnen Erkenntnisse bestätigt.
Simulationen und Messungen haben gezeigt, dass der Einsatz von Phantom-Kreisen für die DSL-Übertragung möglich ist. Tests an realen Kabeln sowie mit dem gegenwärtig durch Netzbetreiber eingesetzten Equipment zeigten darüber hinaus, dass erhebliche Performance- Steigerungen realisierbar sind.
So wurden zum Beispiel über einen Phantom- Kreis mit einer Länge von 1.000 m ADSL2+-Signale mit einer Datenrate von 15 MBit/s übertragen. Gleichzeitig wurden auf den Side-Channels jeweils Datenraten von 20 MBit/s erzielt. Analog konnten über eine Länge von 300 m VDSL2-Signale mit einer Datenrate von 56 MBit/s übertragen werden, wobei auf den Side-Channels jeweils Datenraten von 100 MBit/s erreicht wurden.
Insgesamt betrugen die über den Phantom- Kreis zusätzlich erzielten Datenraten bis zu 75 Prozent der jeweils normalen DSL-Geschwindigkeit.
Natürlich lassen sich diese zusätzlich gewonnenen Datenraten auch zur Vergrößerung der Reichweite nutzen. So konnte die Reichweite von zwei gebündelten ADSL2+- Systemen (Bonding) für eine feste Datenrate von 20 MBit/s durch die Nutzung des Phantom- Kreises um 400 m auf insgesamt 2.700 m vergrößert werden.
Ausgehend von diesen Ergebnissen wird Fraunhofer ESK weitere Untersuchungen durchführen, um die Funktionsweise von Phantom- Kreisen für die DSL-Übertragung weiter zu optimieren. Gleichzeitig werden bereits jetzt schon verschiedene Lösungsansätze für eine Integration in reale Übertragungsumgebungen
diskutiert.