Intelligent Networks (IN) stellen das Fundament für Mehrwert-Services in der Telekommunikationsbranche dar. Doch was sind die Chancen und Herausforderungen, die die Migration zu einer IN-Plattform für Telekommunikationsanbieter eröffnen kann?
IN-Plattformen setzen auf vorhandene Telekommunikationsnetze auf und erweitern diese um zusätzliche Funktionalitäten. Sie werden von Netzbetreibern genutzt, um Mehrwertdienste zusätzlich zur sprachbasierten Kommunikation und Datenkommunikation flexibel und mehrmandantenfähig anzubieten. Netzbetreiber können ihren Business-Kunden so Dienste wie Service- und Sonderrufnummern und VPN-Dienste zur Verfügung stellen. Auch virtualisierte geografische Rufnummern, Anrufe in TV-Formaten wie Quiz-Shows, ein Großteil der Prepaid-Dienste und Kurzwahlnummern im Mobilfunk können über IN-Plattformen abgewickelt werden. Oder anders ausgedrückt: Für Netzbetreiber kann eine solche Plattform die Grundlage für zahlreiche Mehrwertdienste darstellen.
Telekommunikationsanbieter stehen unter Druck, denn in Zusammenarbeit mit der Europäischen Union hat die Bundesregierung beschlossen, dass ab Ende 2026 die Komponenten der chinesischen 5G-Technologie-Anbieter Huawei und ZTE nicht länger in sensiblen Netzwerkinfrastrukturen verwendet werden dürfen. Wie die Studie „The Market for 5G RAN in Europe: Share of Chinese and Non-Chinese Vendors in 31 European Countries“ zeigt, waren im Jahr 2022 noch 59 Prozent der 5G-Netzwerkinfrastruktur von chinesischer Technologie abhängig.
Dies hat Auswirkungen auf Netzbetreiber: Wenn diese oftmals zentralen Komponenten nicht länger genutzt werden können, müssen zeitnah Alternativen gefunden werden, die den sich dynamisch entwickelnden gesetzlichen Vorgaben entsprechen, um rechtliche und damit finanzielle und Reputationsfolgen zu vermeiden, ihr Angebot aufrechtzuerhalten und veraltete Systeme zu erneuern. Und auch die Abkündigung von Metaswitch Rhino durch Microsoft im vergangenen Jahr wird trotz der Übernahme durch Alianza die Netzbetreiber vor Herausforderungen bei der Neugestaltung ihrer Plattformen stellen.
Gleichzeitig stehen Netzbetreiber unter kontinuierlichem Druck, neue Funktionen anzubieten, um Geschäftskunden nicht nur zu gewinnen, sondern auch zu halten. KI, Cloud und vergleichbare Technologien ermöglichen es, neue Mehrwertdienste über die Plattformen zu realisieren, um so die Anforderungen von Geschäftskunden noch besser zu erfüllen.
Für Telekommunikationsanbieter jeder Größe gibt es zahlreiche Gründe, warum sich eine Migration zu einer neuen IN-Plattform lohnt: Moderne IN-Anbieter und deren Service Plattformen (SDP) bieten mitunter die Möglichkeit, verschiedene zusätzliche Mehrwertleistungen über das IN zu realisieren, beispielsweise interaktive Sprachausgabe (IVR) beziehungsweise Voice-Portal-Lösungen und auch Voice- und Chat-Bots mit Künstlicher Intelligenz (KI). Aber auch die Einbindung von ACD-Systemen und Sprachaufzeichnungen sind Zusatzangebote für den Geschäftskunden.
So lässt sich beispielsweise eine DSGVO-konforme Aufnahme, Transkribierung und Übersetzung von Gesprächen umsetzen. Textbasierte Kommunikationsmethoden wie SMS- oder RCS-Dienste lassen sich auf diesen Plattformen betreiben. Im Sinne eines umfassenden Omnichannel-Ansatzes können Telekommunikationsanbieter auf diese Weise für ihre Kunden Mehrwertleistungen aus einer Hand bereitstellen, über eine zentrale Oberfläche verwalten und dabei von Skalierungseffekten profitieren.