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All-in-one-Board für Videokonferenzen

Neat Board Pro 65 im Praxistest

Das Neat Board Pro 65 kombiniert Videokonferenz, Whiteboard und Collaboration-Tool in einem Gerät. Im Test überzeugt es mit einfacher Bedienung, starker Bild- und Tonqualität sowie flexibler Nutzung – trotz kleiner Schwächen bei Preis und Auflösung.

Autor: Thomas Birkner / Redaktion: Diana Künstler • 8.9.2025 • ca. 7:15 Min

Neat Board Pro 65
© Neat

Neat wurde 2019 in Oslo (Norwegen) gegründet mit dem Ziel, Videokonferenzen durch benutzerfreundliche Produkte zu ermöglichen, die keine umfangreiche Schulung erfordern. Dabei sollten sich die Anwender voll auf das Meeting konzentrieren können, ohne sich mit der Technik auseinandersetzen zu müssen. Die ersten Produkte wie die Neat Bar, das Neat Pad und Board und der stylische Neat Frame entsprachen so auch einer durchgängigen Designsprache, die mit der neusten Produktlinie, dem Board Pro 65 weitergeführt wird. Wir haben uns angeschaut, inwieweit die Ansprüche aus der Anfangszeit heute noch eingehalten werden.

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Vor- und Nachteile Neat Board Pro 65
© connect professional

Im Bereich Meeting-Boards, auch Interaktive Displays genannt, sind die Funktionen ausschlaggebend für das Produktdesign. Neat geht hier einen eigenen Weg und erweitert mit dem oben erweiterten Bereich den Platz für die Kamera, die Mikrofone und die Lautsprecher in einer stilistischen Linie über die gesamte Gerätebreite. Selbst der Rollständer integriert sich in dieses Konzept und so ergibt sich ein System wie aus einem Guss. Aber wie schlägt sich die Technik dahinter und wie komplex ist die Nutzung?

Aufbau und Installation

Hier gleich zu Beginn der erste Tipp: Mit nur einer Person ist das Board Pro 65 nicht zuverlässig zu installieren. Mit einem Gewicht von fast 50 kg plus Verpackung sollten zwei oder drei Personen den Aufbau übernehmen. Die stabile Verpackung schützt das wertvolle Board nicht nur sicher vor Beschädigungen. Es ermöglicht zudem die Entnahme in aufrechtstehender Position. Dabei wird die Verpackung beim Öffnen nicht beschädigt und kann mit acht Klemmhaltern wieder zuverlässig für einen weiteren Transport verschlossen werden.

Neat Board Pro 65
Optimal geschützt beim Transport
© connect professional – Thomas Birkner

In der Grundausstattung ist der Tischständer für die Platzierung auf dem Tisch oder dem Sideboard enthalten. So genutzt würde das Board jedoch viel von seiner Flexibilität einbüßen. Als Option bietet Neat eine Standard-Wandhalterung zur Befestigung an. Alternativ ermöglicht die „adaptive“ Wandhalterung eine Anpassung der Bildschirmhöhe für eine optimierte Sicht. Die Premiumlösung ist jedoch der „adaptive Ständer“, der auch bei unserem Testgerät genutzt werden konnte. Er ermöglicht ebenfalls eine problemlose Höhenanpassung des Bildschirms und ist zudem rollbar. So kann das System ohne großen Kraftaufwand von Raum zu Raum geschoben werden. Eine Installation in jedem einzelnen Meetingraum ist dann nicht mehr unbedingt erforderlich, zumal bei WLAN-Nutzung lediglich das Stromkabel eingesteckt werden muss.

Beim Rollständer dient die schallschluckende Oberfläche zudem der natürlichen Reduzierung von Echo und Hall im Meetingraum. Alle Befestigungssysteme haben eine Gemeinsamkeit: Das Board wird einfach in die vorgesehenen Befestigungspunkte eingehängt und arretiert. Die Passgenauigkeit hat uns im Test sehr beeindruckt, auf Anhieb konnte wir das nicht gerade kleine Board problemlos und zuverlässig mit dem Rollständer verbinden. Eine Entriegelungssperre sichert dies zuverlässig ab.

Tipp: Mit dem „adaptiven Ständer“ wird das System maximal flexibel und lässt sich problemlos in mehreren Räumen nutzen und in der Höhe anpassen.

Zur Verfügung stehen nativ sowohl Microsoft Teams als auch Zoom, jeweils in den Rooms-Versionen. Diese Vorauswahl trifft der Administrator üblicherweise entsprechend den Unternehmensvorgaben. Alternativ kann der BYOD-Modus vom Nutzer ausgewählt werden. Hier kommt die nächste Besonderheit zum Tragen: Für die Nutzung eines eigenen Notebooks wird lediglich ein USB-C-Kabel benötigt (Einkabel-Lösung). Ein separates HDMI-Kabel zum Zuspielen des Bildsignals entfällt. Das macht die Nutzung eigener Hardware leicht und unkompliziert.

Dem nicht genug bietet Neat auch eine eigene App-Umgebung (App-Hub) zur Nutzung auf allen Produkten des Herstellers an. „Pulse“, die hauseigene Cloudlösung, ermöglicht den Zugriff auf eine Auswahl an Apps, die für verschiedene Szenarien wie Raumplanung, Digital Signage, Virtual Frontdesk und mehr eingesetzt werden können. Ganz aktuell hat Neat für das 4. Quartal die Verfügbarkeit von Google Meet als native Lösung angekündigt. Geliefert wird die Version P2 der Hardware von Neat, inklusive beschleunigter Audio- und Videobearbeitung. Dies führt zu einem flüssigen Meetingerlebnis ohne Ruckeln oder Aussetzer.

Neat Board Pro 65
Unterstützte Betriebsarten
© Neat

Bildschirm

Mit seiner beeindruckenden Größe von 65 Zoll eignet sich das Neat Board Pro 65 sehr gut für mittlere und große Räume mit bis zu zehn Metern Abstand zum Bildschirm. Der kapazitive LCD-Touchscreen bietet eine 4K-Auflösung und verfügt über eine mattierte, schmutzabweisende Oberfläche, die Fingerabdrücke effektiv unterbindet. Die Antireflexbeschichtung verhindert die Spiegelung von Lichtquellen, gerade in größeren Räumen mit vielen unterschiedlichen Lichtquellen eine sehr positive Funktion.

Die Oberfläche des Bildschirms entspricht dem Härtegrad 7H und liegt damit im oberen Bereich der Festigkeit. Dies gewährleistet eine länge Nutzungsdauer und damit eine hohe Investitionssicherheit. Integriert sind im System zusätzliche Sensoren zur automatischen Anpassung der Bildschirmhelligkeit, der Raumtemperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftqualität. Bei der Luftqualität wird die Konzentration von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) angezeigt.

Video

Für die Bilderfassung stehen zwei Kameras mit jeweils 50 Megapixeln zur Verfügung. Die Weitwinkelkamera hat ein Sichtfeld von 113 Grad, während die Telekamera einen Winkel von 70 Grad erfasst. Hinzu kommt ein optischer und elektronischer 16-fach Hybridzoom. Eine Objektivabdeckung haben wir vermisst. Damit Linien am Rand der Erfassung gerade bleiben, verfügt das System über eine automatische Verzerrungskorrektur, welches in der Praxis ein sehr gutes Ergebnis erbracht hat. Die Erfassung von Inhalten erfolgt in 4K/30, die Personenerfassung leider nur in HD mit 1080p/30. Die aktuellen UC-Clients können zwar aktuell nicht mehr verarbeiten, dies wird sich jedoch in der Zukunft sicherlich ändern. Denkbar ist eine Anpassung der Auflösung durch ein Update, da die Technik ja bereits vorhanden ist. Zu erwähnen ist die sehr gut arbeitende Belichtungsautomatik, die schnell auf Änderungen der Helligkeit im Raum reagiert und die Darstellung anpasst. So ergibt sich ein jederzeit gleichmäßig ausgeleuchtetes Bild im Meeting.

Für die automatische Anpassung des Bildausschnitts bietet das System mehrere Modi. Der Raummodus beziehungsweise Gruppenmodus zeigt den kompletten erfassbaren Raum in Weitwinkelansicht an, jedoch fokussiert auf anwesende Personen. „Individuals“ zeigt alle anwesenden Personen in einer Portrait-Ansicht an. Hierzu kann der Erfassungsbereich in Metern vorgegeben werden und somit Bereiche grundsätzlich komplett ausgeklammert werden. Gerade bei Meetingräumen mit Glasscheiben ist dies eine wichtige Funktion.

Die Erfassung des Sprechers kann in zwei Stufen erfolgen: Die Standardfunktion bringt den Sprecher groß ins Bild und schaltet auf einen neuen Sprecher entsprechend um. Mit der Funktion „Sprecher+“ können mehrere Sprecher parallel groß im Fokus gehaltern werden – besonder bei Diskussionen eine praktische Funktion. Die Auswahl der Modi kann im laufenden Meeting durch die Nutzer gewählt und somit den Anforderungen sehr flexibel angepasst werden.

Audio

Für die Erfassung des Audiosignals kommen fünf Mikrofone zum Einsatz, die Lärm, Echo und Hall aus dem Signal herausfiltern können. In unserem Lärmtest bei rund 80 dB simulierter Büroakustik blieb das Sprachsignal einwandfrei und ohne Anstrengung gut zu verstehen; der enorme Lärm war kaum noch wahrnehmbar. Durch die automatische Anpassung des Sprachsignals werden Signale aus dem hinteren Bereich gleichwertig zum Frontsignal übertragen.

Die Wiedergabe erfolgt über drei Lautsprecher, die jeweils den kompletten Frequenzbereich übertragen. Die eingehende Sprache ist deutlich und gut wahrnehmbar, auch die Medienübertragung ist klanglich im oberen Bereich angesiedelt.

Für große Räume empfiehlt sich das optionale Neat Pad. Dies kann mit seinen beiden zusätzlichen Mikrofonen die Signal-Erfassung nochmals deutlich erweitern.

Whiteboard-Modus

Der bei UC-Clients übliche Whiteboard-Modus wird vom Neat Board Pro 65 hervorragend unterstützt. Der mitgelieferte Stift (Active Marker) verfügt über Sensoren, die Druck und Neigung erfassen und so ein adaptives Schreiberlebnis ermöglichen. Ohne Umschaltung kann damit von der Feinlinie zur Bold-Funktion gewechselt werden. Dabei fiel uns im Test die exakte Erkennung und Positionierung sehr angenehm auf. Der Stift muss praktischerweise nicht geladen zu werden, was in der Praxis oft vergessen wird, sondern arbeitet mit einer handelsüblichen AAA-Batterie. Eine Kopplung entfällt ebenfalls, die Oberfläche erkennt der Stift von selbst. Am Ende des Stiftes befindet sich der Radierer, dieser passt seine Größe mit steigender Bewegungsgeschwindigkeit automatisch an. Der Marker findet seinen Platz an der Unterseite des Boards und hält dort magnetisch.

Connectivity und Cloud-Verwaltung

Neben dem üblichen Netzwerkanschluss verfügt das Board über WiFi6 und Bluetooth. Wird die Verbindung über WiFi aufgebaut, kann die Nutzung verschiedener Räume flexibel und schnell erfolgen, nur die Stromversorgung muss am neuen Standort wieder hergestellt werden. Und dann spielt die Hardware ihre Schnelligkeit richtig aus. Vom Einstecken bis zum Meetingstart vergehen in der Regel weniger als 30 Sekunden. So kann das System gegebenenfalls bei Nichtnutzung auch vom Netz getrennt werden, der Neustart erfolgt in kurzer Zeit. Lediglich die automatisch Update-Funktion greift dann nicht, denn diese spielt neue Versionen meist nachts ein.

Je ein HDMI-Anschluss für In und Out, eine RJ45-Buchse für externe Audioquellen und der bereits erwähnte USB-C-Anschluss runden das System ab. Optional kann das Board mit dem neuen Neat Center, einem 360-Grad-Kamera-System und dem Neat Pad erweitert werden.

Die 360 Grad Kamera benötigt lediglich einen PoE-Anschluss und kann auf dem Tisch stehend oder auch abgehängt genutzt werden. Dann werden die Personen, die am Tisch sitzen, jeweils als Portrait groß angezeigt.

Das Pad verfügt über ein 8-Zoll-Touchdisplay und eigene Sensoren für Temperatur, Luftfeuchtigkeit, CO2 und VOC. Es kann als zusätzliches Bedienfeld nativ für Zoom Rooms und Teams Rooms oder als Raumbelegungsanzeige eingesetzt werden.

Neat Board Pro 65
Erweiterungen mit Center und Pad
© connect professional – Thomas Birkner

Für die zentrale Verwaltung aller Neat-Produkte bietet der Hersteller mit „Pulse“ eine entsprechende Cloud-Lösung an, die sich durch einfache und schnelle Konfiguration der angeschlossenen Geräte auszeichnet. „Pulse“ kann in einer kostenlosen Grundfunktion („Starter“) oder im Abo als „Pulse Plus“ oder „Pulse Pro“ gebucht werden, jeweils mit steigendem Umfang und mit bis zu fünf Jahren Garantie. Hier viel uns auf, dass auch die kostenfreie Version manuell vom Anbieter freigeschaltet wird, was meist innerhalb von 24 Stunden der Fall sein soll.

Neat Board Pro 65
Neat Pulse Cloudverwaltung
© Neat

Stromverbrauch

Meeting-Boards dieser Größe und Ausstattung liegen beim Stromverbrauch meist zwischen 300 und bis zu 500 Watt. Da ist es positiv zu erwähnen, dass selbst im aktiven Betrieb vom Neat Board Pro 65 maximal 135 Watt konsumiert werden. Das kann sich über die Jahre zu einem nicht unerheblichen Kostenvorteil summieren und trägt zu so zu einer deutlichen CO2-Reduzierung bei.

Fazit zum Neat Board Pro 65

Neat ist es erneut gelungen, dem eigenen Anspruch nach einfacher Bedienung auch komplexer Systeme gerecht zu werden. Bild und Ton sind von hoher Qualität und die Ausstattung und Erweiterungsmöglichkeiten lassen keine Wünsche offen.

Siegel Neat Board Pro 65, September 2025
© connect professional