Norbert Lambing ist CEO und Gründer von Grommunio. Im Interview erklärt er die Vorteile einer Open-Source-basierenden Lösung zur Collaboration.
connect professional: Herr Lambing, können Sie in kurzen Worten beschreiben, wer Grommunio ist und was Ihr Hauptprodukt ausmacht?
Lambing: Grommunio ist eine Linux-basierte Open-Source-Kollaborationsplattform. Ein Hauptaspekt unserer Lösung ist die uneingeschränkte und quelloffene Kompatibilität mit den proprietären Protokollen von Microsoft Exchange. Außerdem legen wir größten Wert auf die Sicherheit und den Datenschutz unserer User. Im Klartext heißt das, dass Organisationen zu jeder Zeit genau wissen, wo ihre Daten gespeichert sind, und diese Daten nicht ohne deren Zustimmung automatisiert in irgendeiner alternativen Weise verarbeitet werden – oder kurz: Die Datenhoheit bleibt zu jeder Zeit bei den Nutzern.
connect professional: Um welche Funktionen geht es dabei?
Lambing: Die Zusammenstellung der Funktionen ist bei Grommunio im Vergleich zu anderen Anbietern außergewöhnlich. Neben klassischen Groupware-Funktionen wie Kalender, Adressbuch, E-Mail und einer effizienten Datenverwaltung in Echtzeit bieten wir auch Tools für Videoanrufe und -konferenzen sowie einen elaborierten Chat. Grommunio ist abgesehen davon die erste Open-Source-Lösung, die eine vollfunktionsfähige Outlook-Anywhere- und MAPI/HTTP-Implementierung bietet.
connect professional: Warum ist das wichtig?
Lambing: Diese Implementierung garantiert, dass Nutzer lediglich eine Internetverbindung benötigen, um auf ihre E-Mails und Kalenderdaten zuzugreifen – die Anmeldung über VPN ist dafür nicht nötig. Unsere Plattform ist eine skalierbare, robuste und zuverlässige Alternative zu geschlossenen Lösungen wie Microsoft Exchange, Microsoft 365 oder Google Workspace. Durch die Linux-Basis ist sie zudem flexibel und lässt sich nahtlos in bestehende Systeme jeder Größe integrieren – unabhängig davon, ob Grommunio on-premises oder in einer sicheren Cloud eingesetzt wird. Die von uns auch als Unternehmen gelebte Open-Source-Philosophie verhindert überdies effektiv jedwede Art von Vendor-Lock-in.
connect professional: Wie schätzen Sie die Marktsituation für Collaboration- und Groupware-Produkte derzeit ein und wie bedeutend ist der deutsche Markt dabei?
Lambing: Was die Marktsituation für Collaboration- und Groupware-Produkte angeht, so hat das Prinzip New Work die Themen Homeoffice und Remote Work zum neuen Standard transformiert – heute arbeitet kaum noch jemand vollständig an einer starren Workstation im Büro. Ohne Kollaborationsplattformen wären viele Unternehmen nicht in der Lage, ihre Arbeitsweisen modernen Paradigmen anzupassen. Abgesehen davon bieten die Tools Firmen die Möglichkeit, Mitarbeitende über das eigene regionale Einzugsgebiet hinaus zu gewinnen und ihnen eine möglichst positive Work-Life-Balance zu ermöglichen. Gerade im deutschsprachigen Markt sehen wir eine steigende Nachfrage nach Lösungen wie Grommunio, da Datenschutz und Sicherheit im DACH-Raum besondere Wertschätzung genießen. Entscheider achten, um schmerzhafte Bußgelder zu vermeiden, peinlich genau auf die Einhaltung der DSGVO beziehungsweise des Schweizer Bundesgesetzes über den Datenschutz (DSG). US-amerikanischen Anbietern, die den Markt für Kollaborationssoftware beherrschen, haftet eine zu lasche Einhaltung der Datenschutzrichtlinien an. Dennoch erscheinen sie vielen Unternehmen und Behörden in Ermangelung einer gleichwertigen, aber datenschutzkonformen Alternative obligatorisch.
connect professional: Was unterscheidet Ihr Produkt von bereits auf dem Markt vorhandenen Lösungen?
Lambing: Betrachtet man vergleichbare Lösungen, dann ist unser Open-Source-Ansatz mittlerweile ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Die meisten Groupware- und Kollaborationsplattformen sind entweder proprietär oder funktionieren nur nach dem Open-Core-Prinzip, bei dem zwar Open-Source-, aber eben auch Closed-Source-Funktionen zum Einsatz kommen. Die bekanntesten Konkurrenzprodukte aus dem Open-Source-Bereich pflegen deren Hersteller mittlerweile kaum noch. In manchen Fällen wurde die Weiterentwicklung sogar vor Jahren eingestellt. Dadurch mangelt es den Tools nicht nur an aktueller Funktionalität, sondern auch an Sicherheit, da es keine Patches für Schwachstellen gibt. Logischerweise fehlt es diesen Tools dann auch an einem sinnvollen Support-Modell oder an einer aktiven Community – wir bieten all das. Grommunio ist nicht nur eine All-in-One-Lösung, die keine besonderen Wartungsaufwände erfordert, sondern auch absolute Kompatibilität und einen Ersatz für essenzielle Microsoft-Exchange-Protokolle, ohne die Unternehmen heute kaum arbeiten können.
connect professional: Liefern nicht zum Beispiel die Windows-Bordmittel ausreichend Funktionalität etwa für den Mittelstand?
Lambing: Der besondere Vorteil unserer Alternative zu Microsoft Exchange ist die langfristige, finanzielle Planungssicherheit, auf die sich Unternehmen zu jeder Zeit einhundertprozentig verlassen können. Grommunio und dessen Protokolle sind und werden immer kostenfrei bleiben – bei proprietärer Software können Unternehmen da nie ganz sicher sein. Abgesehen davon ermöglicht unsere Lösung durch unsere quelloffenen Alternativprotokolle einen hohen Grad an Kompatibilität zu proprietären Angeboten einen reibungslosen Wechsel zu einer datenschutzkonformen Alternative zu den großen Mitbewerbern: Nutzer können Grommunio zu jeder Zeit in jede bestehende Umgebung integrieren und mit Clients wie Windows Mail, Outlook, Android, Apple Mail (iOS) oder Thunderbird verwenden. Auf diese Weise reduzieren Unternehmen ihre Abhängigkeit und genießen dennoch alle Vorteile der bekannten und bis dato genutzten Kollaborations-Tools. So gesehen ist grommunio zwar eine weitere Lösung im Werkzeugkasten von Unternehmen, fühlt sich aber eben nicht so an.
connect professional: Moderne Software soll heute mit Hilfe vom KI viele Dinge möglichst selbstständig erledigen. Wie passt Ihre Lösung in ein solches Konzept?
Lambing: Das Thema KI beschäftigt natürlich auch uns bei Grommunio seit geraumer Zeit. Moderne Software nutzt künstliche Intelligenz in der Regel, um Aufgaben teils oder vollständig zu automatisieren. Im Hinblick auf unsere Kollaborationsplattform arbeiten wir aktuell daran, KI-basierende Filter für die E-Mail-Kommunikation zu erproben und Integrationspläne auszuarbeiten, die Nutzern Zeit und Aufwand ersparen. Allerdings dürfen dadurch Sicherheit und Datenschutzkonformität nicht leiden. Sie haben für uns höchste Priorität. Wir müssen also sicherstellen, dass die für das maschinelle Lernen der künstlichen Intelligenz erforderlichen Trainingsdaten weder im Vorfeld noch im laufenden Betrieb ohne Einwilligung der Rechteinhaber erhoben und weiterverwendet werden. Glücklicherweise müssen wir in Sachen Entwicklung aber nicht allein auf hausinterne Programmierkenntnisse setzen. Da wir eine quelloffene Software anbieten, können wir an dieser Stelle auf die Unterstützung und den Input unserer Community bauen. Open-Source-Projekte leben nämlich insbesondere vom Wissen und der Zusammenarbeit der Gemeinschaft.
connect professional: Herr Lambing, herzlichen Dank für das Gespräch.