Die Marktzahlen von IP-Centrex-Lösungen steigen hierzulande nur langsam, in vielen mittelständischen Unternehmen dominiert die Sorge vor Störungen und Sicherheitslücken. Die Cloud-Telefonie-Anbieter halten dagegen und pochen auf Zuverlässigkeit sowie einen lückenlosen Betrieb.
Es herrscht Goldgräberstimmung in der ITK-Branche – zumindest in manchen Teilen. Während einige Hardware-Hersteller ihre Sichertröge immer wieder leer aus dem Fluss ziehen, scheint auf andere Unternehmen ein wahrer Goldstrom zuzukommen: die Cloud-Anbieter. Denn die Nachfrage nach Managed Services steigt stetig – parallel zum Angebot. Kaum eine Anwendung, kaum ein Dienst, der nicht auch aus der Cloud bezogen werden kann. Umso häufiger stellt sich für ITK-Entscheider die Frage: Onsite betreiben oder doch outsourcen?
Aber noch haben Cloud-Dienste längst nicht das Absatzniveau erreicht, das ihnen zugesprochen wird. Sicherheitsbedenken, Sorge vor einem etwaigen Kontrollverlust sowie die omnipräsente Frage der Ausfallsicherheit haben eine spürbare Zurückhaltung zur Folge, besonders in hiesigen Unternehmen. „Deutsche Experten und zahlreiche Studien bestätigen eine rasante Steigerung des Einsatzes von Cloud-Lösungen im B2B-Bereich“, erklärt Alexandra Galakhova, Communications Manager bei Mango Office, einem IP-Centrex-Anbieter, der kürzlich in den deutschen Markt eingestiegen ist. „Wobei laut einigen Studien bis zu 70 Prozent aller Anfragen immer noch bei Hardware-Solutions bleiben.“ Bei Hosted-PBX sowie UCaaS fallen die Zahlen meist noch geringer aus. Eine internationale Studie von Broadsoft spricht von einer Verbreitung von fünf bis 20 Prozent, je nachdem, ob der Mittelstand oder der Enterprise-Bereich betrachtet wird.
Viele neue Anbieter
Noch wählen viele Unternehmen die klassische TK-Anlage, nur ein Teil wagt den Weg in die Cloud: Und doch ist in Deutschland die Zahl der IP-Centrex-Anbieter zuletzt rasant gestiegen. „Der deutsche Markt befindet sich im Umbruch“, sagt Christoph Wichmann, Geschäftsführer von Voiceworks. Das niederländische Unternehmen bietet seine Cloud-Lösung seit Beginn des Jahres auch hierzulande an. Dass die Telekom das Ende von ISDN angekündigt hat, wirke wie ein Katalysator auf die Nachfrage nach VoIP-Lösungen, erklärt Wichmann. Den Zusammenhang zwischen ISDN-Ende und IP-Centrex-Wachstum sieht auch Jens Weller, Geschäftsführer bei Toplink: „Wir hatten und haben sicherlich das beste ISDN-Netz der Welt. Aber genau dieses Netz wird 2018 abgeschaltet – und damit kommt Schwung in die Nachfrage.“ Zwar ist VoIP-Lösung nicht gleich IP-Centrex, aufgrund der bisherigen Zurückhaltung gegenüber der Cloud soll es aber noch enormes Wachstumspotenzial in Deutschland geben. Ist Cloud-Telefonie in anderen Staaten gang und gäbe, beginnen viele Unternehmen hierzulande Managed Voice Services erstmals in Betracht zu ziehen. Einer der Gründe, der den hiesigen Markt laut dem Toplink-Geschäftsführer für Anbieter derzeit so enorm attraktiv macht.
Für ein reichhaltiges Angebot ist gesorgt – sowohl mit etablierten Anbietern, die ihr Portfolio um ein zusätzliches Bereitstellungsmodell erweitern, als auch mit jungen Unternehmen wie Mango Office, Nfon und Voiceworks, die sich ganz der Cloud verschrieben haben. Bevor das Potenzial aber abgeschöpft, das Managed Service-Gold gehoben werden kann, gilt es nach wie vor, etwaige Zweifel aus dem Weg zu räumen. Laut einigen Cloud-Anbietern sollen die Befürchtungen aber sowieso oft reine Kopfsache sein. „Diese Argumente sind mehr psychologischer als tatsächlicher Natur“, sagt Weller von Toplink. „Es ist doch so, dass unsere Hochleistungsrechenzentren in der Regel viel besser ausgestattet sind, eine bessere Performance bieten und höheren Sicherheitsanforderungen genügen als die IT-Server der meisten mittelständischen Firmen.“ Ein Standpunkt, den auch Jürgen Städing, CPO bei Nfon, vertritt: „Cloud wird vom Anbieter in der Regel extrem sorgfältig und damit viel stabiler betrieben als es ein einzelner Kunde in der Regel für sich selbst so tun würde.“ Oberste Maxime sei: „Es darf nichts ausfallen, alles sollte auf dem neusten Stand sein.“