Jörg Ohnemus glaubt, dass elektronische Textilien in Zukunft massenweise in die Produktion gehen könnten. Ohnemus ist stellvertretender Leiter des Bereichs Digitale Ökonomie am Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim. Bis 2022 rechnet der Forscher mit einem Umsatzanstieg mit den Stoffen auf 700 Millionen Euro in Deutschland und weltweit auf fünf Milliarden. »Das ist aber nur eine vorsichtige Prognose«, sagt Ohnemus. Der Markt sei jung. Eine »Chance für den deutschen Textilmarkt« sei es aber allemal. Weil die Textilindustrie zu großen Teilen nach Asien abgewandert sei, herrsche hierzulande Flaute.
Genau das könnten die smarten Textilien seiner Meinung nach ändern. Bereits 2017 wurden mit intelligenten Stoffen weltweit rund 1,3 Milliarden Euro Umsatz erzielt. In Deutschland lag das Volumen bei 230 Millionen Euro. Viele Erfindungen stammten aus der militärischen Nutzung. Technologien aus Kleidung etwa, die Herzschlag und Puls messen, um festzustellen, ob der Träger noch lebt, werden nun von Sportherstellern eingesetzt, erklärt Ohnemus.
Auch in der Medizin und Pflege könnten die Stoffe eingesetzt werden, sagt Verbandsleiter Diebel. Teppiche könnten Stürze melden und Wundverbände Informationen über die Heilung liefern. Textil sei ein Stoff der digitalen Zukunft, »und das geht weit über Bekleidung hinaus«, meint Diebel.
Weniger optimistisch blickt die Umweltorganisation Greenpeace auf die E-Textilien. »Wir schaffen es im 21. Jahrhundert nicht einmal, unsere Klamotten vernünftig zu recyceln. Mit den leitenden Fasern wird das noch schwerer«, sagt Viola Wohlgemuth, die bei Greenpeace zur Nachhaltigkeit in der Textilindustrie arbeitet. E-Textilien seien quasi massenweise Sondermüll. Die Umweltorganisation wolle die Neuerungen auf dem Gebiet darum im Blick behalten.