Während in anderen Ländern noch eifrig über Frequenzen und Netzabdeckung gestritten wird, sollen in der Schweiz bis Ende des Jahres schon mindestens 90 Prozent des Staatsgebiets mit 5G abgedeckt sein.
In Deutschland läuft derzeit die Versteigerung der 5G-Frequenzen auf Hochtouren, gerade erst wurde die prognostizierte Höchstsumme von fünf Milliarden Euro übertroffen. Doch während hierzulande, unter anderem wegen mehrerer noch anhängiger Klagen der mitbietenden TK-Konzerne, noch immer unklar ist, wie schnell anschließend der Ausbau realisiert werden kann, sind die Nachbarländer Österreich und Schweiz schon voll dabei. So hat in der Schweiz etwa der Anbieter Sunrise, der mit knapp 90 Millionen Franken das günstigste Frequenzpaket erstanden hatte, bereits in mehr als 150 Städten und Gemeinden mit dem Testbetrieb begonnen. Und auch der Marktführer Swisscom, der sich seine Frequenzen knapp 200 Millionen Franken kosten ließ, hat sofort mit Volldampf mit dem Ausbau begonnen. Auch hier stehen schon über 100 Standorte in mehr als 50 Orten, sowohl in den großen Städten wie Basel, Bern, Genf und Zürich als auch in zahlreichen dichten Gemeindegebieten bereit.
Kein Wunder, hat man doch große Pläne, die neue Mobilfunkgeneration möglichst schnell ins Land zu bringen. Unternehmenschef Urs Schaeppi kündigte diese Woche an, dass bis Ende dieses Jahres eine Netzabdeckung von mindestens 90 Prozent – wohlgemerkt der Fläche, nicht der Bevölkerung – erreicht werden soll. Dabei betonte das Unternehmen auch, dass dies nicht zu Lasten des bestehenden 4G-Netzes gehen soll, mit dem eine Netzabdeckung von 99 Prozent erreicht wird. Vielmehr sieht die Swisscom einen Vorteil darin, dass durch den Parallelbetrieb das alte Netz entlastet und damit auch wieder schneller wird. So warten alle derzeit nur auf die finale Erteilung der Konzessionen, die in den nächsten Wochen erwartet wird, um sofort ans 5G-Netz zu gehen. Damit wird das Netz in der Schweiz für Privatkunden wohl sogar schneller bereit stehen, als die Endgeräte. Denn die ersten 5G-Smartphones werden erst im Mai und Juni in den Läden erwartet.
Dass der Ausbau so schnell voran geht, ist nicht nur der kleineren Fläche geschuldet. Vielmehr haben auch die Behörden schon bei der Vergabe der Frequenzen andere Prioritäten gesetzt. Statt auf eine Maximierung der Erlöse wollten die zuständige Kommunikationskommission (Comcom) und das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) bewusst erreichen, dass den Netzbetreibern genug Geld bleibt, um einen schnellen und großflächigen Ausbau realisieren zu können. So wandern am Ende zwar nur rund 380 Millionen Franken in die Staatskasse, dafür ist dem Land schon jetzt eine weltweite Spitzenposition beim 5G-Ausbau sicher – sehr zur Freude der Industrie und Privatkunden und damit letztlich auch wieder der Politik.