Canyon: Zweite Liga mit Aufstiegsambitionen. Nach einem erfolgreichen Start im Osteuropa-Geschäft will Peripherie- und Komponenten-Anbieter Canyon nun auch in Deutschland Fuß fassen. Erste Distributionskontakte konnte das niederländische Unternehmen bereits knüpfen.
Ein gewisses Risiko gingen die vier Ex-Chaintech-Mitarbeiter Geert van Dijk, Guus Spruijt, Francesco Monteiro und Arjan Linschooten schon ein, als sie ihren taiwanischen Arbeitgeber verließen, um letztes Jahr zusammen das US-Unternehmen Canyon zu übernehmen. Die vier verlegten den Hauptsitz in die Niederlande. Die Niederlassung in Beaverton, Oregon, blieb bestehen und das bereits vor der Übernahme recht erfolgreiche Osteuropa-Geschäft mit dem starken Distributionspartner Asbis wurde ausgebaut.
Nun soll Westeuropa folgen. Für das laufende Jahr streben die Newcomer einen Umsatz von 60 Millionen Dollar an, nachdem im knappen halben Jahr nach der Übernahme schon fast 10 Millionen realisiert wurden. »Mittelfristig wollen wir in Deutschland rund 30 Prozent unseres Umsatzes machen«, gibt Arjan Linschooten, Sales Director Central Europa und damit zuständig für den deutschen Markt, die Marschroute vor. Auch Director Geert van Dijk hat sich viel vorgenommen: »Wir wollen in den kommenden drei Jahren ein führendes Unternehmen im Bereich Desktop- und Notebook-Peripherie werden«, erklärt der Canyon-Chef. Dabei habe man allerdings eher Unternehmen wie Trust und nicht unbedingt Logitech im Visier, schränkt Linschooten ein. »Wir sind ein solider Player der zweiten Liga, haben aber durchaus Aufstiegsambitionen«, meint der Vertriebsmanager.
Robert von der Ruhr, Produktmanager Peripherie und Komponenten beim Canyon-Distributor E&K Data, ist vom Erfolg der Niederländer überzeugt. »Mit den Canyon-Leuten habe ich auch schon zu Chaintech-Zeiten nur gute Erfahrungen gemacht«, versichert der Produktmanager. »Nun bieten sie mit Canyon preisgünstige Produkte, zuverlässige Verfügbarkeit und unproblematische RMA-Abwicklung.« Nach ersten erfolgreichen Einzelgeschäften schloss E&K Data Anfang des Jahres mit Canyon einen Distributionsvertrag und vertreibt nun das komplette Portfolio.
Das eigentliche Know-how der Gründer, auch bedingt durch die Chaintech-Vergangenheit, liegt bei Mainboards und Grafikkarten, die die Niederländer auch weiterhin im Portfolio haben. »Der Markt in diesen Segmenten entwickelt sich nur schleppend«, bedauert Linschooten. Deshalb wurde die Strategie geändert und die Produktpalette auf zur Zeit sehr gefragte Produkte wie USB-Speicher, MP3-Player, Festplattengehäuse, WLAN-Produkte, Funk-Tastaturen und -Mäuse sowie Lautsprechersysteme ausgeweitet. Die Produkte sind durchgängig in silber-schwarzem Design gehalten und auch die Retail-Packungen besitzen den gleichen silber-schwarzen Look. Linschooten ist überzeugt, dass Canyon mit einer eher breit als tief aufgestellten Produktpalette erfolgreich sein wird. Dabei soll allerdings gewährleistet sein, dass die einzelnen Produktlinien durchgängig geführt werden. »Kunden und Händler müssen sicher sein, dass die Verfügbarkeit sichergestellt ist. Wenn sie Canyon-Tastatur haben wollen, sollen sie diese auch bekommen können«, meint er. Auch der Konkurrenzfähigkeit seiner Produkte ist sich der Vertriebler sicher: »Wir bieten mehr Design und Funktion zu einem wettbewerbsfähigen Preis«, betont Linschooten. Dass Canyon selbst keine Produktionsstätten betreibt, sieht er nicht als Nachteil: »So sind wir flexibel und können uns die Produzenten mit den günstigsten Konditionen heraussuchen.«
In Deutschland arbeitet Canyon bereits mit Distributor E&K Data und Sirius zusammen. »Wir sind auch im Gespräch mit einem Broadliner«, verrät Linschooten. Zudem wolle man noch mit dem einen oder anderen mittelgroßen Distributor zusammenarbeiten. Dabei helfe die breite Produktpalette, glaubt der Vertriebsmanager, denn so müssen die Grossisten nicht die komplette Linie übernehmen, sondern können sich die passenden Produkte heraussuchen. Doch auch eine direkte Belieferung größerer Reseller schließt Linschooten nicht aus.
Eine deutsche Niederlassung hält der Sales Director zunächst für überflüssig: »Ich bin mit dem Auto innerhalb von zwei Stunden im Ruhrgebiet«, meint er. Eventuelle Garantiefälle soll der Endkunde auch nicht direkt mit Canyon in den Niederlanden abwickeln. Das will er den Händlern und Distributoren vor Ort überlassen. »Wir regeln das allerdings unbürokratisch mit Gutschriften«, verspricht Linschooten.
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Auch wenn der deutsche IT-Markt als extrem schwierig und preisaggressiv gilt, ist er doch durch das immense Volumen immer noch reizvoll für Newcomer wie Canyon. Die ersten vielversprechenden Schritte sind gemacht, Canyon besitzt Leute mit Know-how, konkurrenzfähige Produkte und die ersten Vertriebspartner. Um jedoch dauerhaft bestehen zu können, müssen die Niederländer mehr bieten als nur silber-schwarze Produkte zu niedrigen Preisen. Dazu gehören sicher ein vernünftiger deutscher Internet-Auftritt mit Service-Angeboten für Fachhändler, etwas mehr Linie in dem, bisher einem Bauchladen gleichenden, Produktportfolio und eine klare Distributionsstrategie, denn eine direkte Belieferung der Reseller würde die Neueinsteiger logistisch überfordern. Als Aufsteiger in die zweite Liga von der Championsleague zu sprechen, ist vermessen.
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