China (Big) Blue. Spekuliert und gemunkelt wurde ja schon länger, ob sich IBM nicht von seiner zwar traditionsreichen, aber nicht mehr profitablen PC-Sparte trennen würde. Zuletzt hatten die Analysten von Gartner Big Blue explizit als einen der wahrscheinlichsten Kandidaten unter den Top 10 der PC-Hersteller genannt, die sich bis 2007 aus diesem Geschäftszweig zurückziehen werden.
Ein bisher von allen Beteiligten unkommentierter Zeitungsbericht vom vergangenen Freitag bringt nun Lenovo, den größten chinesischen PC-Bauer, als potenziellen Käufer ins Spiel. Die Nummer neun würde demnach das PC-Geschäft der Nummer drei unter den zehn umsatzstärksten Herstellern übernehmen ? eine Konsolidierung, die für beide
Seiten durchaus Sinn macht.
Für IBM ist das PC-Business nur ein Baustein im Portfolio, um Geschäftskunden eine komplette Lösung anbieten zu können. Das Wachstumspotenzial und insbesondere die erzielte Marge sind zu vernachlässigen. Lenovo hingegen fokussiert sich auf das PC-Geschäft und profitiert von den kostengünstigen Produktionsbedingungen im heimischen Markt. Den Sprung zum weltweiten Brand hat der Hersteller bisher aber nicht geschafft. Als Anbieter der erfolgreichen Business-Kunden-Marke »Think Pad« hätte Lenovo auf einen Schlag den Fuß in der Tür der wichtigsten Märkte rund um den Globus.
Anders als im Fall des Festplattengeschäfts wird sich IBM wohl nicht vollständig vom PC-Geschäft trennen und die Marke aufgeben. Der PC ist mit IBM und IBM mit dem PC groß geworden. In Lenovo könnte Big Blue einen Fertigungs- und Vermarktungspartner finden, der dem PC-Geschäft im harten Wettbewerb wieder Leben einhaucht. IBM bliebe dann wieder mehr Spielraum, sich auf seine Kompetenzen zu konzentrieren ? als Komplettlösungsanbieter für Business-Kunden einerseits und als Entwickler von Basistechnologien wie Prozessoren und Chips andererseits.
In eine ungewisse Zukunft blicken dagegen IBMs Channel-Partner ? vor allem jene, die sich auf das Think-Pad-Geschäft fokussiert haben. Lenovo bekennt sich zwar zum indirekten Kanal, verfügt aber nur über wenig Erfahrung außerhalb des heimischen Markts. Hier wären IBM und dessen große Distributionspartner gefragt, die Kontinuität im PC- und Notebook-Geschäft sicherzustellen.