Jahresrückblick: Die digitale Revolution

16. Dezember 2004, 0:00 Uhr |

Jahresrückblick: Die digitale Revolution. Konvergenz von IT und Consumer Electronics, die digitale Revolution in der Unterhaltungselektronik und der Siegeszug des vernetzten »digitalen Heims« waren die Schlagworte für den wichtigsten Trend 2004, der auch die wichtigsten Messen dominierte.

Jahresrückblick: Die digitale Revolution

Seit der Consumer Electronics Show (CES) im Januar in Las Vegas und der Cebit im März haben digitale CE-Produkte wie MP3-Player, digitale Kameras und Festplattenrekorder, Home Entertainment-Anlangen oder großformative LCD- und Plasma-TVs einen glatten Durchmarsch in die Haushalte hingelegt und vielen Herstellern steigende Umsätze beschert. Der Einstieg der großen IT-Hersteller in das neue Boomsegment klappte dagegen nicht immer so reibungslos.

So konnten die Anbieter von Media- Center-PCs bisher von dem Trend nur wenig profitieren. Die Microsoft-Vision, den Computer mit Hilfe der Windows-Media- Center-Software zur Schaltzentrale des digitalen Heims zu machen, ging nicht auf. Die Nutzer wollten sich ihr mit Flat-TVs und Hightech-Stereoanlage gestyltes Wohnzimmer einfach nicht mit einem Computer verhunzen lassen. Da nutzte auch die Multimedia-Ausstattung nichts. Leichter hatten es da Hersteller wie beispielsweise Wortmann oder Acer. Da ihre PCs auch wie PCs aussahen, wurden sie nicht auf Grund der Multimedia-Funktionen gekauft, sondern weil sie in erster Linie Rechner waren. Ob sich die Geräte als Wohnzimmer-PCs eigneten, spielte kaum eine Rolle. Dagegen konnte der japanische Unterhaltungselektronik-Riese Sony mit seinem Home-Server, der Fernseher und mehrere PCs vernetzt, keine bedeutenden Absatzzahlen erzielen.

Auch Computer Reseller News trug dem Trendthema Rechnung und ergänzte die Channel-Veranstaltungsreihe mit den »Digital Lifestyle Days«. Die große Resonanz der Trendshow im Sommer 2004 spiegelte die Aufbruchstimmung wider, die das Thema Konvergenz bei Herstellern und Händlern auslöste. Bei der Podiumsdiskussion wurden aber auch negative Auswirkungen der Entwicklung thematisiert.

Denn die Ablösung der alten analogen UE-Produkte setzte auch den größten Umwälzungsprozess in der Geschichte der Industrie in Gange. Die etablierten Hersteller und der klassische UE-Fachhandel sahen sich neuen Wettbewerbern aus der IT-Branche gegenüber. Auch der wachsende Marktanteil von Food-Discountern, Retailern und branchenfremden Absatzkanälen wie Tchibo und Co. führte auch zu einer weiteren Verschärfung des Preiskampfes und des Verdrängungswettbewerbs in der UE-Branche. Preissenkungen und Sonderangebote freuten nur die Verbraucher, die nach immer neuen Hiobsbotschaften von Massenentlassungen und Gebührenerhöhungen 2004 noch weniger ausgabefreudig waren als in den Vorjahren. Hersteller, Distributoren und Händler klagten über sinkende Margen und schrumpfende Gewinne. Während früher ein Videorekorder erst nach rund zehn Jahren für die Hälfte seines ursprünglichen Preises verkauft wurde, sind DVD-Geräte oder Home Theatre-Systeme heute schon nach drei Jahren für den halben Preis zu haben, rechneten die Marktforscher der GfK vor kurzem auf der International Consumer Electronics Conference in Fürth vor. Jährliche Preisrückgänge von 30 Prozent sind bei diesen Produkten keine Ausnahme, sondern die Regel. Und weil auch der Fachhandel auf die Niedrigpreise der Discounter mit Sonderangeboten reagiert, wird kaum noch ein Produkt zum Normalpreis gekauft. Immer kürzere Produktzyklen, ein scharfer Verdrängungswettbewerb, der speziell in Deutschland vorwiegend über den Preis geführt wird, und die wachsende Bereitschaft der Konsumenten, Elektronikprodukte bei Aldi & Co. zu kaufen, könnten einigen Herstellern, Distributoren und Händlern das Geschäft mit dem digitalen Heim verleiden, bevor es so richtig begonnen hat. Denn trotz aller Euphorie steckt das Thema Konvergenz 2004 noch in den Kinderschuhen und wird sich wohl erst in den kommenden Jahren so richtig entwickeln.

2005 wird zeigen, ob die an harte Konkurrenz und niedrige Margen gewöhnten IT-Hersteller, künftig auch die Unterhaltungselektronik dominieren werden, ob sich IT-Distributoren wie Tech Data oder COS, die 2004 eigene CE-Units aufgebaut haben, in diesem Segment etablieren können und ob CE- und IT-Channel wirklich zusammenwachsen. Denn während die Verschmelzung von Informations- und Unterhaltungselektronik heute schon Realität ist, sind die beiden Handelskanäle derzeit noch meilenweit voneinander entfernt.

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Media-Center-PCs

Die erste Windows Media-Center-Edition 2004 brachte nicht den Erfolg, den sich Microsoft und die PC-Hersteller gerne gewünscht hätten. Gerade Mal eine Million Abnehmer weltweit konnte der Anbieter im Laufe des Jahres 2004 vorweisen. Die Hersteller, völlig auf den Einzug von Media Center in die Wohnzimmer der Privatkunden fixiert, machten den Fehler, ausschließlich über den Retail zu verkaufen. Und dort ist die Beratung bekanntlich so schlecht, dass sich die meisten Media-Center-PCs zu echten Ladenhütern entwickelten. Endkunden wussten mit den Multimedia-Features nichts anzufangen. Erst seit Microsoft die neue Media-Center-Edition 2005 im Herbst 2004 vorgestellt hat, kommt in den Markt mehr Schwung. Nicht nur, weil der Software-Anbieter die Bedienung der Software wesentlich vereinfacht hat, sondern sie ist inzwischen auch netzwerkfähig geworden. Immerhin haben die Anbieter inzwischen erkannt, dass die bisherige Vertriebsstrategie, der Verkauf über Retail-Märkte, nicht ausreicht, um höhere Stückzahlen zu erzielen. Deswegen bieten sie auch dem Fachhandel Media-Center-PCs an. In der Hoffnung, dass die Vertriebspartner Kunden von den Vorteilen der Wohnzimmer-PCs überzeugen können.

Auch wenn momentan die Nachfrage der Konsumenten nach diesen Geräten noch flau ist, spätestens im kommenden Jahr wird die Marktdurchdringung extrem steigen. Microsoft plant nämlich, die XP Home-Edition durch die Media-Center-Version abzulösen. Das könnte der noch zögernden Kundschaft auf die Sprünge helfen.


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