Jahresrückblick Oktober bis Dezember: Alles hat ein Ende ? nur die Wurst hat keins. Nahtlos geht der heiße Herbst in ein fulminantes Jahresendgeschäft über. So wünschen es sich IT-Hersteller und Händler, wäre da nicht ein prominenter Spielverderber, der ausgerechnet der ITK-Branche in den Rücken fällt: Bundespräsident Horst Köhler. Das Staatsoberhaupt findet nämlich keinen Gefallen an SMS und E-Mail und fordert die Deutschen dazu auf, wieder mehr zur Feder zu greifen und Liebesbriefe zu schreiben.
Auf die Renaissance romantischer Briefkultur bereitet sich der Konzern Siemens schon einmal vor und verkauft möglicherweise schon im nächsten Jahr seine Handy-Sparte. Ein großer strategischer Fehler, denn trotz des präsidialen Notrufs verkaufen sich Mobiltelefone wieder ganz hervorragend. So gut, dass selbst Tchibo Handys ins Sortiment aufnimmt. Am ersten Verkaufstag soll Kooperationspartner O2 stolze 20.000 Prepaid-Bundles über den Kaffeeröster verkauft haben, und im neuen Jahr sollen dann 100.000 Geräte ihre Käufer finden. Wundern täte es niemanden, wenn künftig Blackberry-Geräte von RIM bei jedem gut sortierten Metzger zu erhalten sind. Denn der US-Hersteller peilt einen Rekordumsatz von 1,4 Milliarden Dollar an und ist nicht unglücklich über den Trend, dass immer mehr TK- und IT-Produkte dort zu finden sind, wo sie Konsumenten nie und nimmer vermutet hätten. Der CRN-Tipp für 2005: Fachhändler sollten umgekehrt Salami und Parmaschinken in ihre Auslagen hängen, um potenzielle Kunden in ihre Läden zu locken.
Mit Würsten dekorierte Stände suchte man in diesem Jahr auf der Messe Systems in München vergeblich, schon allein deshalb, weil dort abspecken angesagt war: Das Händlerzentrum »Dealers Only« nämlich verkümmerte zu einem verwaisten Areal, das mit einem Mix aus Vortragsbühne und ringsum drapierten Stellflächen eine etwas traurige Atmosphäre verbreitete. Dafür präsentierten sich andere Areale wie die Security-Area umso lebhafter und die »Musterfirma«, die mittelständische Komplettlösungen propagierte, griff in einem ihrer Werbeslogans auch auf den Wurstverkäufer zurück, der nach dem Motto »Darf´s ein bisserl mehr sein«, dem IT-Interessierten neben der Thüringer noch einen kleinen Server andient.
Übrigens: Der Papst zählte nicht zu den Messebesuchern. Der war zwar ? ungeachtet seines 26-jährigen Dienstjubiläums ? mit Reisevorbereitungen beschäftigt, will aber erst im kommenden Jahr Deutschland besuchen. Pech für München, dass es das Kirchenoberhaupt ausgerechnet ins Rheinland zieht. War ja klar, dass ihn eine reine Business-to-Business-Messe wie die Münchner Systems nicht lockt. Die Photokina in Köln lässt sich Johannes Paul II dagegen bestimmt nicht entgehen.
Sollte seine Heiligkeit eine Digitalkamera im Fachhandel kaufen, prophezeit ihm CRN im Schadensfall schon jetzt Probleme. Denn bei der RMA-Abwicklung halten wir es mit Jesaja 9, 4-6: Sie ist Stein des Anstoßes und Fels des Ärgernisses. Schuld daran sind nicht etwa die Reseller, sondern oft unzuverlässige Distis, die ihrerseits mit bürokratischen Herstellern zu kämpfen haben. 2.700 Händler gaben laut CRN-Befragung ihr Votum über Distributoren ab. CRN kürte 31 von ihnen, zwölf erhielten sogar die höchste Auszeichnung »Excellent Distributor« (Note 1,99 und besser). Die Gesamtnote für RMA-Abwicklung lag hingegen »nur« bei 2,3 (CRN-Ausgabe 42). Verbesserungswürdig!
Qualitätsdefizite plagen auch die Schauspielerin Uschi Glas, die mit ihrer Eigenmarke »Uschi Glas hautnah Face Cream« bei der Stiftung Warentest mit Pauken und Trompeten durchfiel. Die Umsätze brachen daraufhin so drastisch ein, dass die Münchnerin Klage gegen die unbestechlichen Tester aus Berlin einreichen will. Es gehe ihr um ihren guten Ruf, sagt die aus besseren Tagen bekannte »Schöne Münchnerin«. Um den geht es auch bei Christian Ruppert. Der Ex-Chef des Systemhauses Haitec will seinen früheren Arbeitgeber auf 500.000 Euro Abfindung verklagen, weil er seine fristlose Kündigung so nicht hinnehmen will. Rupperts Widersacher, der neue Haitec-CEO Jochen Furch, braucht sich um seinen Ruf erst gar nicht zu kümmern, denn der ist ? sofern er je einen hatte ? jetzt endgültig dahin. Die Staatsanwaltschaft Augsburg hat gegen den einstigen Vorstand der Softwarefirma CPU AG Klage wegen verbotenen Insidergeschäften eingereicht.
Früher war eben nicht nur das Image mancher Manager besser, sondern auch das Geschäft mit Hardware. IBM-Chef Sam Palmisano möchte sich nicht länger den Kopf darüber zerbrechen, wie er PCs und Notebooks zu Schleuderpreisen in den Markt drücken kann. Er verkauft das PC-Geschäft für 1,75 Milliarden Dollar an die chinesische Lenovo. Server, Software, vor allem aber Dienstleistungen sind das Geschäft der Zukunft. Die Kunden verlangen heute nämlich »mehr denn je Beratung und Bedienung auf höchstem Niveau, hervorragende Produkte und breite Auswahl. Es kommt dabei vor allem darauf an, sein Profil zu schärfen«, verrät Referent Manfred Gerdemann vor 26 begeisterten Schlachtern, die sich am Nikolaustag im berühmten Hotel Schindlerhof zu Nürnberg trafen, um Visionen und Ziele für die Metzgerei der Zukunft zu entwerfen.