Jahresrückblick: Outsourcing in der Kritik

16. Dezember 2004, 0:00 Uhr |

Jahresrückblick: Outsourcing in der Kritik. Im US-Wahlkampf waren sich Republikaner und Demokraten zumindest in der öffentlichen Rhetorik einig: Wenn ausgelagerte Arbeitsplätze ins Ausland verlegt werden, dann ist das höchst unpatriotisch und muss verdammt werden. Hinter vorgehaltener Hand freilich hörte man andere Töne: Outsourcing nutzt den heimischen Konzernen, vielleicht gerade weil Arbeitsplätze in Billiglohnländern wie Indien, Brasilien oder China enorme Kostenvorteile mit sich bringen und letztlich die noch im Lande verbliebenen Jobs absichern helfen.

Jahresrückblick: Outsourcing in der Kritik

IBM, EDS, Oracle, aber auch deutsche Firmen wie SAP und Siemens Business Services profitieren vom Outsourcing, und zwar in zweifacher Hinsicht. In der Variante des Near- oder Offshoring, also der Verlagerung von beispielsweise Programmierung und Entwicklung oder Verwaltungsaufgaben in Billiglohnländer, sparen die Konzerne kräftig Kosten ein. Auf der anderen Seiten kommt es Anbietern von IT-Dienstleistungen zugute, dass immer mehr Firmen ihre IT-Infrastruktur oder Teile davon in die Hände dieser Anbieter legen. Sie verbuchen Aufträge in oft dreistelligen Millionenbereichen, übernehmen das IT-Personal ihrer Kunden und sichern sich langfristig stabile Umsätze. Dass IT-Outsouring oder Outtasking keine Spielerei für Großkonzerne mehr ist, sonder immer mehr kleinere Firmen diese Möglichkeit ins Auge fassen, hat beispielsweise Mummert Consulting festgestellt. Auf Deutschland rollt eine Outsourcing-Welle zu, so das Fazit der Analysten. 40 Prozent der von Mummert befragten 460 Fach- und Führungskräfte hierzulande beschäftigen sich mit entsprechenden Plänen. Im Mittelpunkt steht dabei die Auslagerung des EDV-Betriebs.

Die Kunden versprechen sich aber nur eine signifikante Reduzierung ihrer IT-Kosten. Es ist vor allem der Modernisierungsdruck, der den Mittelstand dazu bewegt, veraltete und heterogene Systeme mit Hilfe der IT-Dienstleister auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. Neben den Branchenriesen der Anbieter profitieren daher auch kleinere Dienstleister, die sich auf den Mittelstand konzentrieren, vom Trend zur Auslagerung.

Dass Outsourcing in erster Linie Ängste beim IT-Personal der Kunden weckt, ist verständlich. Denn wie sagte ein IBM-Manager so schön: »Wenn man einen Sumpf trockenlegen will, fragt man nicht die Frösche.« Bestenfalls noch erhalten die Frösche einen neuen Arbeitsvertrag vom Outsourcing-Anbieter. Die Entscheidung für das Auslagern der Firmen-IT ist da aber in den Chefetagen der Kunden längst gefallen.

Laut Branchenverband Bitkom ist Outsourcing von IT genauso wenig aufzuhalten, wie die Auslagerung von Arbeitsprozessen in der Fertigungsindustrie während der 70er und 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Statt Ängste vor dieser Entwicklung zu schüren, fordert Bitkom-Geschäftsführer Peter Broß, den »unumgänglichen Prozess« aktiv mitzugestalten. Denn seiner Meinung nach ginge bei diesem Transformationsprozess keine Wertschöpfung verloren, sie komme lediglich anderen Beteiligten zugute ? eben jenen Firmen und ihren Mitarbeitern, die am günstigsten Standort entsprechende Leistungen abdecken. »Globalisierung und Freihandel schaffen Wohlfahrtsgewinne für alle und helfen den Unternehmen, ihre Effizienz zu erhöhen.« Das komme den Firmen in Deutschland und letztlich auch ihren Mitarbeitern zugute, sagte der ehemalige Mannesmann-Manager im Gespräch mit CRN.


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