Verwählt

17. Februar 2005, 0:00 Uhr |

Verwählt. »Alice, Alice, who the fu** is Alice« ? das fragt sich inzwischen nicht mehr nur Howard Carpendale sondern auch ganz München, da seit kurzem Plakate mit der in einer CRN-Mini-Umfrage als »überwiegend attraktiv« eingestuften Blondine »Alice« Werbung machen.

Verwählt

Vom Stil her an die Werbung für eine Fernsehserie angelehnt, steht die junge Dame bei näherem Hinsehen aber für »schnelles und günstiges DSL«. Womit beileibe kein neues, exotisches Angebot im Rotlichtmilieu, sondern einfach die rasche Datenübertragung aus dem Internet gemeint ist.

Schade eigentlich, aber für den Werbenden, also die Hanse Net Telekommunikation GmbH, hat sich damit der Aufwand schon gelohnt: Die Plakate sind ein echter Hingucker und das Gesprächsthema in jeder Werkskantine.

Betrachtet man die Werbekampagne im Lichte einer aktuellen Studie der University of Iowa, dann lassen sich aber auch Rückschlüsse auf andere Telefon-Anbieter ziehen: Die Psychologen hatten knapp 300 Paare befragt: Dabei waren Paare, deren Charaktere sich am meisten ähnelten, die glücklichsten, berichten die Forscher im Fachmagazin »Journal of Personality and Social Psychology«. Daraus ließe sich ja auch ableiten, dass die Telefongesellschaft für mich die beste ist, deren Werbeträgerin am besten zu mir passt. Die offene, sympathische und attraktive Alice hat da also gute Chancen, den einen oder anderen Junggesellen anzusprechen, der sich schon lange eine Flatrate wünscht. Aber auch O2 hat den Trend schon lange erkannt: Franz Beckenbauer spricht die solvente ältere Dame mit dem gesteigerten Kommunikationsbedürfnis an, Veronica Ferres, »das Superweib«, den Rest der Bevölkerung.

Und mit welchen Damen dürfen wir demnächst in den Werbekampagnen der Mitbewerber rechnen? Geht man vom oben genannten »Ähnlichkeitsprinzip« aus, dann führen umfangreiche Datenbankabfragen zu folgenden Ergebnissen: Vodafone, der Mannesmann-Killer und ehemalige Beckham-Sponsor, hat niemanden Geringeres als Margaret Thatcher verdient: Die Amazone aus der Downing-Street dürfte auch heute noch Neo-Liberale und Frühkapitalismus-Fans ansprechen. Und wer Beckham mag, der findet auch Thatcher attraktiv.

Die Telekom hat sich als »Mutter aller Telekoms« in Deutschland die Mutter der Nation redlich verdient: Ob der Magenta-Konzern dabei auf Luise Marjan oder Inge Meysel setzt, bleibt ihm überlassen. Ganz anderes bei Tele 2, hier kommt nur eine Sympathieträgerin in Frage: dem billigen Call-by-Call-Anbieter, mit dem es jeder schon einmal versucht hat, entspricht am besten Michaela Schaffrath.


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